Grünstadt „Große Angst“

Vor 40 Jahren, am 20. März 1975, veröffentlichte die RHEINPFALZ einen Text aus dem Tagebuch einer Grünstadterin über die historischen Tage im März 1945.

„Ab heute (17. März) verkehren keine Züge mehr. 18. März: den ganzen Tag ist Daueralarm. Die Amerikaner sollen schon in Kreuznach sein. 19. März: Der Volkssturm ist aufgerufen. Abends um 22 Uhr ist der letzte Fliegeralarm (5 mal 3 Minuten). Die Nacht haben wir im Keller geschlafen, eine Nachbarsfamilie, vier weitere Frauen und drei Kinder, zusammen 12 Personen. 20. März: Ab 7 Uhr fliegen dauernd Jabos. Im Keller haben wir gekocht und gegessen, alle verfügbaren Lebensmittel in den Keller geschafft. Um 13 Uhr haben wir noch zwei deutsche Soldaten im Hof verpflegt mit Kaffee und Geleebrot. Um 17 Uhr hörten wir das Panzergerassel. Frau Lander wurde am Fenster erschossen, ihr Mann, der in der Turnhalle bei den Gefangenen war, durfte nicht mehr heim. (...) Am nächsten Tage kamen schwarze Soldaten. Wir Frauen hatten große Angst. Sie durchsuchten alle Zimmer fragten nach „Vin“ (Wein), wir hatten vorsorglich einige Fläschchen im Sandspielplatz unserer Kinder vergraben. Sie zogen unverrichteter Dinge wieder ab. Eine sensible, bei uns wohnende Frau putzte nachher alle Türklinken, die von den Soldaten vergriffen waren. (us)

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