Grünstadt Ein Banker vom Scheitel bis zur Sohle

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„Fast 49 Jahre – die steckt man nicht einfach weg ...“ Nein, Karl Mang klagt nicht über die Mühsal eines langen Berufslebens. Vielmehr plagt ihn leichte Wehmut. Morgen wird der 65-Jährige als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Rhein-Haardt in den Ruhestand verabschiedet. Im März 1967 hatte er seine Banklehre im Haus begonnen, seit 1990 war er Vorstandsmitglied, die letzten acht Jahre an der Spitze. Eine solche Karriere nennt man „von der Pike auf“. Sie verleiht einem als Chef natürliche Autorität. Zumal, wenn man in dieser Rolle auch Vaterfigur ist. Konsequent, wenn’s sein muss, aber nachsichtig und verständnisvoll, wenn angebracht. Selbst immer voraus. Nur manchmal zu ungeduldig ... „Zufall und Glück gehören auch dazu“, meint der Kindenheimer in der Rückschau. Er hätte auch sagen können: ein starkes Interesse. Das verführte den gerade 18-Jährigen in seiner Lehrzeit bei der Kreissparkasse Grünstadt dazu, sich in den Mittagspausen mit der neuen Elektronischen Datenverarbeitung der Bank zu beschäftigen. Die hatte er rasch drauf, besser als jeder andere. Und als der damalige Abteilungsleiter dann von heute auf morgen das Haus verließ, machte man ihn noch in der Lehrzeit zum Leiter der EDV. „Das hat mir natürlich einen unglaublichen Einblick in das ganze Geschäft verschafft“, sagt Mang. Mehr Verantwortung kam hinzu, Zahlungsverkehr, Bauwesen, Vorstandsassistenz. Schließlich stieg der Sparkassenbetriebswirt selbst in den Vorstand auf. Auf den anfänglichen Lorbeeren hatte sich Mang nicht ausgeruht, sich stetig und kontinuierlich weitergebildet. Bei der Fusion mit der Sparkasse Bad Dürkheim machte ihm keiner etwas vor, mit den Verschmelzungen mit den Stadtsparkassen Neustadt 2001 und Frankenthal 2004 wuchs das Geldinstitut zwischenzeitlich zur zweitgrößten Sparkasse im Land an. Und ab 2007 war der damals 56-Jährige dann oberster Boss der Bank. Klingt nach Raffzahn und Zigarre. Dieser Klischees des modernen Bankers war Karl Mang nie verdächtig. Dass andere Vertreter seiner Zunft mit ihrer Gier und ihrer Abgehobenheit nicht nur eine ganze Branche in Verruf, sondern die halbe Welt an den Abgrund gebracht haben, hat weder ihn noch die Sparkasse direkt tangiert. Es sei allenfalls lästig und ärgerlich gewesen, von unqualifizierten Menschen pauschal mit in diese Riege gerückt worden zu sein, sagt er. Er selbst ist mit sich im Reinen, das spürt man, verkörpert das Leitbild der Sparkasse „Fair.Menschlich.Nah“. „Der Umgang mit dem Kunden, ob in der Beratung oder beim Produktverkauf, muss immer sauber, durchschaubar, vertrauensvoll sein“, ist seine oberste Maxime, auch an seine Mitarbeiter. Mang, stets wie aus dem Ei gepellt, steht für drei positive Züge des Pfälzers: kontaktfreudig, humorvoll, bodenständig. Er war schon „Direktor“, als er im Urlaub noch Mähdrescher fuhr, was er mit 13 angefangen hatte. Später gründete er mit zwei Kumpels einen Vollernter-Verleih. Auch wenn er dort dann aussteigen musste, wusste er, was das Selbstständigsein bedeutet: „Den Kunden, den Unternehmer zu verstehen, sein Geschäft zu verstehen, macht es leichter, die Dinge zu beurteilen.“ Von daher hat er sich auch nur kurz geärgert, als ihm die Schuld für das Scheitern der Dürkheim-Therme in die Schuhe geschoben werden sollte: Die Sparkasse wollte nicht mitfinanzieren, es ging um eine zweistellige Millionensumme. „Ich trage die Verantwortung für unser Haus“, sagt Mang heute. Indem sich auch kein anderer Geldgeber fand und der Investor zwischenzeitlich ins Schlingern geriet, darf er sich bestätigt sehen. Das Bankgeschäft ist in den letzten Jahren sehr turbulent und noch komplexer geworden – globale Finanzkrise, Regulierungswut als Folge, enger Markt, zunehmend umkämpft, Zwang zu immer schlankeren Abläufen, anhaltende Niedrigzinsphase. Karl Mang hat es hinter sich. Er hinterlässt ein gut aufgestelltes Haus, mit einer Bilanzsumme von 3,9 Milliarden Euro auf neuem Höchststand. Dass es nicht runde vier Milliarden und 50 Dienstjahre geworden sind, ficht ihn nicht an. Es gibt Wichtigeres. Wie viele der 680 Mitarbeiter beim Ausstand am vorigen Montag im Casino sich von ihm verabschiedet haben, hat er nicht gezählt. Aber sich über jeden gefreut. „Ich werde in kein Loch fallen“, ist der Ruheständler sich sicher. Die Jagdpassion, das Bergwandern, eine Modelleisenbahn, das Haus, die beiden Enkel. Und seine Frau, mit der er seit 43 Jahren verheiratet ist. Mit keinem Geld aufzuwiegen.

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