Grünstadt B 271: Herxheim unter Druck

Ähnlich wie die neue Eckbachtalbrücke der Umgehung Kirchheim soll die umstrittene Herxheimer Talbrücke (hier der Blick aus Norde
Ähnlich wie die neue Eckbachtalbrücke der Umgehung Kirchheim soll die umstrittene Herxheimer Talbrücke (hier der Blick aus Norden) gebaut werden. Sie quert hier die alte Weinstraße Richtung Herxheims Westen. Neun Meter hoch ist sie an ihrer höchsten Stelle.

Bei der Infoveranstaltung des Dürkheimer Landrats Hans-Ulrich Ihlenfeld zur B 271-Planung am Dienstag haben Vertreter des Wormser Landesbetriebs Mobilität das neue Verkehrsgutachten vorgestellt. Wird die Umgehung in Herxheim am Berg nicht gebaut, werden dort täglich bis zu 13.000 Fahrzeuge rollen.

Ein Raunen geht durch die WHG-Aula, als die Zahl 13.000 auftaucht. So viele Autos sollen täglich im Jahr 2030 auf der Weinstraße durch Herxheim am Berg rollen, wenn die Umgehung von Ungstein und Kallstadt gebaut ist. Etwa 8200 pro Tag sind es derzeit, mit der Öffnung der Ortsumgehung Kirchheim gestern wird der Verkehr auf fast 10.000 Autos ansteigen, so die Prognose. Bernhard Knoop, der Leiter des Wormser Landesbetriebs Mobilität (LBM), präsentiert die Auszüge des neuen Verkehrsgutachtens ganz am Ende der dreistündigen Informationsveranstaltung zur B 271 (siehe Grafik). Zuvor ging es um die Auswirkungen der Umgehung auf das Naturschutzgebiet Felsenberg-Berntal sowie um Ausgleichsmaßnahmen, wenn wegen des insgesamt 11,4 Kilometer langen Straßenbaus von Bad Dürkheim bis Kirchheim etwa neun Hektar Fläche versiegelt wird. Pollichia-Ehrenvorsitzender Dieter Raudszus wies darauf hin, dass der Felsenberg von der B 271 nur an seinem östlichen Rand von der Talbrücke tangiert wird. Dürkheims Pollichia-Vorsitzender Michael Ochse malte ein viel drastischeres Bild von der Gefährdung des Gebiets. Beim Naturschutz ist der Widerstand der Herxheimer gegen die B 271 deutlich spürbar. So befürchtet Ortshistoriker Eric Hass die Zerstörung der Karsthöhle durch den Straßenbau. Nach der Verkehrsanalyse macht sich bei vielen Ernüchterung breit. Auch die Ungsteiner müssen schlucken, denn in der Altenbacher Straße ist der Verkehr von täglich 7100 (Zählung im Jahr 2000) jetzt auf fast 11.000 Fahrzeuge gestiegen. Mit neuer B 271 würde die Belastung auf weniger als die Hälfte sinken. Die Freinsheimer im Publikum, darunter Bürgermeister Matthias Weber (FWG), wittern wegen der Berücksichtigung der Freinsheimer Westumgehung in der Verkehrsanalyse sogar Morgenluft. Aus seiner Sicht besteht die Chance, dass die Westumgehung wieder als Landes- statt Gemeindestraße geplant werden könnte. Für Herxheims Bürgermeister Georg Welker (parteilos) ist die Verkehrsanalyse der Beweis dafür, dass die Ostvariante der B 271 die bessere Straße wäre. Schließlich bräuchte man dann nicht noch die Westumgehung Freinsheim zu bauen, so sein Argument. „Sagen Sie unseren Kindern später nicht, Sie hätten nicht gewusst, dass Sie den Ort kaputt machen“, sagt er zu den LBM-Vertretern. Weil sich die Wasseradern in Herxheim „kurz unter der Oberfläche“ befänden, seien beim Straßenbau Gebäude vom Einsturz bedroht. Welker kritisierte außerdem „die politische Entscheidung“, die B 271 nun doch in zwei Abschnitten weiter zu bauen – die Herxheimer Umgehung zum Schluss. „Wenn Sie dafür plädieren, die beiden Straßen gemeinsam zu planen, dann hat das Kalkül“, spielte Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld (CDU) auf mögliche Verhinderungstaktiken der B 271-Gegner an. Dann hätten juristische Auseinandersetzungen im Norden Verzögerungen im Süden zur Folge. Dass es aber auch Kalkül sei, die Straße abschnittsweise zu bauen, entgegnete die Pro-Ost-Vorsitzende Karola Bender-Haaß. Schließlich werde Herxheim dadurch „in die Zange genommen“. Daraufhin hielt es den Freinsheimer Winzer und Hotelier Willi Simon nicht mehr auf dem Stuhl: „Ich glaube nicht, dass jetzt, da die B 271 gebaut ist, jemand in Kirchheim noch gegen die Straße ist. Wir haben viel von Tieren und Pflanzen gesprochen, wir sollten aber auch die Menschen schonen, die in den Orten wohnen“, meinte er. Kallstadts Bürgermeister Thomas Jaworek (CDU) wies darauf hin, dass wegen der Verkehrsbelastung in Ost-West-Richtung sowie der Rampe für die Talbrücke die B 271 auch in Kallstadt „kontrovers diskutiert“ wird. Der Landrat war sich am Ende jedoch sicher: „Die neue Straße in Kirchheim wird die künftige Diskussion beeinflussen.“

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