Grünstadt Aufwachraum schwebt vom Himmel

Ein Modul schwebt über der Stadt: Die besondere Herausforderung für den großen Kran am Krankenhaus sind die beengten Verhältniss
Ein Modul schwebt über der Stadt: Die besondere Herausforderung für den großen Kran am Krankenhaus sind die beengten Verhältnisse in Grünstadt.

Am Grünstadter Kreiskrankenhaus bieten sich derzeit beeindruckende Bilder. Auf den Parkplätzen entlang des Westrings unterhalb der Klinik steht Tieflader an Tieflader – alle mit riesigen weißen Quadern bestückt. Derweil schwebt am Mittwoch ein Fertighaus mit Flachdach über der Silhouette der Stadt – das erste Modul des Ausweich-OP-Trakts, der bis Freitag an die südwestliche Ecke des Klinikgebäudes angebaut wird. „Wir stellen 17 Module auf“, erläutert Projektleiter Martin Paule. Lieferant der Teile ist ADK Modulraum aus dem baden-württembergischen Neresheim. Das erste und mit rund 16,2 mal 6,1 Metern größte Modul des OP-Anbaus ist gerade vom Kran abgesetzt worden. Laut Paule wiegt der Quader 44 Tonnen. Der Verwaltungsdirektor des Krankenhauses, Udo Langenbacher, erklärt: „Dieses Haus soll ambulant operierten Patienten als Aufwachbereich dienen.“ Das Ausweichquartier für Chirurgen mit einer Grundfläche von 747 Quadratmetern, das auf einem mit Beton und Stahlträgern vorbereiteten Untergrund errichtet wird, hat Gipsfaser-Wände. Millimeterarbeit: Der Platz am Krankenhaus ist begrenzt Gerade wird das zweite, deutlich kleinere Modul vom 350-Tonnen-Autokran hinter dem Krankenhaus an den Haken genommen. „Es ist extra für uns angefertigt worden“, informiert Langenbacher. Wenige Minuten später wird es im Zeitlupentempo neben das erste Modul gestellt. Millimeter für Millimeter senkt es sich auf die Stahlträger herab. „Stopp! Stopp!“, ruft einer der Arbeiter, die das schwebende Teil exakt in Position bringen. Die Kabine von Kranführer Carsten Kelm ist in etwa dreieinhalb Metern Höhe. Kelm versichert, dass er von dort den Überblick hat: „Und was ich nicht sehe, muss der Funkeinweiser im Blick haben.“ Das sei mit 32 Jahren Berufserfahrung alles Routine. Mindestens 15 Mal habe er schon solche OP-Trakte aufgestellt – zuletzt am Klinikum Heidenheim an der Brenz, erzählt Kelm und fügt an: „Die besondere Herausforderung in Grünstadt sind die beengten Verhältnisse.“ Er deutet hinter eine der mächtigen Stützen seines Krans, für deren Standort die Böschung abgegraben werden musste. Der Kran, der seinen Ausleger auf 160 Meter verlängern kann, wurde am Dienstag aufgestellt. Das Zubehör wie Gegengewichte haben zehn Lkw herbeigeschafft. Für den Transport der Module sind sehr schwere Brummis unterwegs. „Drei von ihnen haben jeweils eine 14-Tonnen-Zugmaschine und einen 29-Tonnen-Auflieger“, berichtet Paule. Auf der Baustelle, auf der etwa 25 Menschen arbeiten, sind drei Kräne im Einsatz. Zwei davon werden fürs Umladen der Fertighäuser auf kleinere Lkw benötigt, da die ganz großen Sattelschlepper nicht um die Kurve hinter der Klinik kommen. Logistische Meisterleistung für eine Übergangslösung Langenbacher zieht den Hut: „Das hier ist wirklich eine logistische Meisterleistung.“ Und das alles für ein Provisorium. Der Ausweich-OP-Trakt wird voraussichtlich schon nach einem halben Jahr wieder entfernt. Auf Anfrage erläutert ADK-Vertriebsleiter Stefan Ruthardt: „Die Module kommen dann zurück in unseren Mietpark, wo sie für andere Kliniken zur Verfügung stehen.“ Die fünf Elemente, die speziell für Grünstadt angefertigt wurden, könnten nach Umbauten ebenfalls weiterverwendet werden. Während der Abbau und Abtransport mit 251.000 Euro ziemlich genau berechnet ist, kann Langenbacher noch nicht sagen, wie teuer das Projekt bis zur Inbetriebnahme Anfang Juli wird. Allein die Anlieferung und das Aufstellen der Module schlägt mit 536.400 Euro zu Buche. „In dieser Summe sind weder die Betonarbeiten und das Stahlträgergerüst noch die interne Installation von Sanitär, Elektro und medizinischen Gasen enthalten“, erklärt er. Inklusive der Miete für die Module von monatlich 57.800 Euro geht die Klinikverwaltung nach einer groben Schätzung von rund zwei Millionen Euro Gesamtkosten aus. Weshalb während der Sanierung der Wasserleitungen nicht auf Operationen im Haus verzichtet wird, liegt nach den Ausführungen Langenbachers auf der Hand: „Das würde einen Verlust von sieben Millionen Euro bedeuten.“ Wie berichtet, waren in dem erst 2007 errichteten OP-Trakt des Kreiskrankenhauses mehrmals Wasserschäden aufgetreten. Die Feuchtigkeit hat sich unter dem Boden der vier OP-Säle gesammelt, was auf Dauer zu Problemen führen wird. Darüber hinaus werden weitere Leckagen an den Rohren befürchtet.

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