Grünstadt „Auch mal ein Auge zugedrückt“

Die berufliche Laufbahn des 65-Jährigen, der jetzt seinen Ruhestand genießen darf, weist einige Besonderheiten auf. Er hat sechs Landräten und einer Landrätin zugearbeitet. Er hat die Kreisreform 1969 mitgemacht, und damals wie seine Kollegen lange warten müssen, bis das Kreishaus in Bad Dürkheim bezugsfertig war. Mit Werner, der seit 1983 mit einer kurzen Unterbrechung Leiter der Kommunalaufsicht war und 1996 auch den Bereich Schulen und Kultur dazu bekam, ging der dienstälteste Beamte im Kreishaus Bad Dürkheim in Pension. „Eine stolze Bilanz“, attestierte Landrat Hans-Ulrich IhIenfeld bei der Verabschiedung. Vor ihm arbeitete Werner unter den Landräten Rudolf Hammer, Hermann Scherer, Herrmann-Josef Deutsch, Richard Sebastian, Georg Kalbfuß und Sabine Röhl. Außerdem hatte er noch vier Kreisdeputierte respektive -beigeordnete als Vorgesetzte, die – wie zuletzt Erhard Freunscht – in Übergangszeiten den Landrat vertraten. Er rechne es seinen Chefs hoch an, dass sie nie versucht hätten, politischen Einfluss auf die Arbeit der Kommunalaufsicht zu nehmen, sagte Werner zur RHEINPFALZ. Werner erinnert sich natürlich an zahlreiche Anekdoten aus seinem Berufsleben. Und erzählt auch ein paar. So als er Leiter des Baumamts war (1971 bis 1979). Und mit dem Dezernenten Werner Kretz (später Erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land) in Wochenendhaus-Gebieten unterwegs war, um mit der Kofferschreibmaschine Verfügungen auszustellen, weil viele dieser Wochenendhäuser per Definition keine waren. Besonders in Erinnerung blieben Werner aus jener Zeit auch die Sitzungen des Kreisrechtsausschusses unter der Leitung von Dieter Emmer (später VG-Bürgermeister Grünstadt-Land). Es war guter Brauch, zwischen den Terminen eine Pause einzulegen. Für ein Frühstück mit Hausmacher und einem Glas Wein. „Ohne Wasser“, wie Werner anmerkt. Getreu dem Motto der Saarländer: „Hauptsach gudd gess.“ 1979 folgte der nächste Karrieresprung. Werner übernahm das Referat Organisation. In dieser Funktion besorgte er die ersten Dienstautos für die Kreisverwaltung. „Es waren zwei VW Golf“, informiert Roland Werner. Allerdings ohne Radio. Warum? „Aus Kostengründen. Sonst hätte das Geld nicht gelangt.“ Und es wurde so lange verhandelt, bis der Händler wenigstens die Fußmatten spendierte. 1983 stand die nächste Veränderung an: die Übernahme der Kommunalaufsicht, eine Abteilung, in der auch Fingerspitzengefühl gefragt ist. „In schwierigen Situationen hat Werner immer eine gemeinsame Lösung mit den Kommunen gefunden und erfolgreich Hilfestellung gegeben“, wertete Ihlenfeld bei der Verabschiedung. Werner drückt es etwas einfacher aus. „Ich habe immer versucht zu helfen, wo es geht. Und manchmal auch ein Auge zugedrückt.“ Der Kirchheimer nimmt für sich in Anspruch, dass er stets versucht habe, zu den Kommunen, deren Finanzgebaren er zu kontrollieren hatte, und zu den übergeordneten Behörden einen guten Kontakt zu halten. Den Ausgleich von seiner Arbeit sucht Werner im Sport, genauer gesagt, an der grünen Tischtennisplatte. Schon seit seinem zehnten Lebensjahr spielt der Abwehrkünstler fast ausschließlich für den SV Kirchheim. Und der Linkshänder bringt noch immer so manchen Gegner zur Verzweiflung – und das in der Ersten Mannschaft. Auch sein Engagement in der Kommunalpolitik will der Christdemokrat fortsetzen: im Gemeinderat Kirchheim, dem VG-Rat Grünstadt-Land und in der CDU der VG Grünstadt-Land. Sein Nachfolger als Chef der Kommunalaufsicht ist Rolf Kley, auch bekannt als Organisator des Weinstraßenmarathons mit Start in Bockenheim. Kley sei sein Wunschkandidat gewesen, sagte Werner. (ks)

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