Grünstadt Anders als geplant

Dietrich Mayer (mit der Querflöte) unterstützt die High Knees (im Bild: Frontmann Günny Mahr).
Dietrich Mayer (mit der Querflöte) unterstützt die High Knees (im Bild: Frontmann Günny Mahr).

Am 17. Juni ist es genau 50 Jahre her, dass Reinhard Stephan mit Harry Müller, Dietrich und Peter Mayer, Bruno Mäder und Rudi Herrmann die Band Punished Sun (später: Sun) gegründet hat. Grund genug in Stephans Sunhouse in Tiefenthal als Ensemble Heatwave Eigenkompositionen von damals zu spielen und mit Forest eine weitere Gruppe mit ausschließlich eigenen Stücken auf die Bühne zu bitten. Das Double-Feature am Samstag wurde dann aber doch anders als geplant.

„Bodo Gross, der Gitarrist von Forest, hat sich an der Hand verletzt und wir mussten kurzfristig Ersatz finden“, erläutert Stephan der RHEINPFALZ, weshalb nicht die vorgesehene Formation aus Mörfelden-Walldorf zu Gast ist, sondern High Knees aus dem Raum Frankfurt. Verbindungsglied zu Forest ist Bassist Hajo Zitzkowski, der auch in der aktuellen Besetzung von Sun verlässlicher Rhythmusgeber ist. Forest-Drummer PJ Fairley wiederum, der aus Kalifornien stammt und in Darmstadt lebt, schwingt die Sticks auch bei High Knees. Zunächst sind die beiden aber als Teil des frisch formierten Quartetts Heatwave zu erleben. Gemeinsam mit Reinhard Stephan an den Keys und Dietrich Amadeus Mayer als Frontmann präsentieren sie bei ihrem Debüt Selbstgeschriebenes und Nachgespieltes. Bei den eigenen Stücken haben die „echten 68er“, die lustigerweise alle gegenwärtig 68 Jahre alt sind, aus urheberrechtlichen Gründen darauf geachtet, nur Kompositionen von Stephan oder Mayer zu nehmen. „Jester“ zum Beispiel, ein handwerklich anspruchsvolles Stück, bei dem es um einen Hofnarren aus dem Mittelalter geht. Rund 30 Besucher erleben Mayers bemerkenswerten Spagat zwischen Gesang, Querflöten-, Rhythmus- und Solo-Gitarrenspiel. „Morning Dream“ beginnt, wie viele Sun-Stücke, mit psychedelischen Klängen. Stephan streut dezent Effekte wie Zischen hinein. Es ist progressive Rockmusik, zu der man in den Siebzigern auf Haschwolken schwebte. Erinnerungen kommen hoch, auch wenn die Lieder an sich unbekannt sind. Bei mancher Disharmonie fragt man sich, ob die gewollt ist oder entsteht, weil sich der Gitarrist nicht in ausreichendem Maß selbst hören kann. „Wir haben aber auch viel verändert an den Stücken, und die Konzentration lässt einen da manchmal im Stich“, erläutert Stephan. Die Songs waren ursprünglich deutlich länger, zudem müssen jetzt vier Leute das spielen, was früher auf sechs Mitglieder verteilt war. Die Lieder würden direkt beim Live-Vortrag noch entwickelt. Es folgt ein ansprechender, eingängiger Titel mit Pfiff: „Black Sheep“. In die richtigen Hände gelangt, wäre das wohl ein Millionen-Hit geworden, meint der Hausherr. „Aber leider ist das Stück bei uns geblieben.“ Gekonnt interpretiert wird von Heatwave unter anderem „Come Together“ von den Beatles und „Summer In The City“ von The Lovin` Spoonful in der Cocker-Version. Ziel sei es, bis zum Auftritt am 2. August bei Rock im Hof ein ausnahmslos selbst geschriebenes Repertoire auf die Bühne zu bringen. „Kurz darauf beginnen wir dann mit Aufnahmen für eine CD“, so Stephan, der vorhat, öfter Doppelkonzerte zu veranstalten – allerdings nur mit Eigenkompositionen. Ausschließlich Cover gibt es von der 2010 ins Leben gerufenen Band High Knees zu hören. Damit sorgen die vier gut gelaunten Herren – Günny Mahr und Nigel P. Sharpe (beide Gitarre, Gesang), Tony Hewitt (Bass, Gesang) und PJ Fairley (Schlagzeug, Gesang) – aber ordentlich für Stimmung. Zu hören sind zum Beispiel „Breaking The Law“ von Judas Priest, „Smoke On The Water“ von Deep Purple, „Heroes“ von David Bowie, „Tush“ und „La Grange“ von ZZ Top, Titel von Led Zeppelin, Neil Young und Black Sabbath. Dabei zeigt sich, dass der Leadsänger nicht die beste Stimme der vier hat. Als sie Jethro Tulls „Locomotive Breath“ anstimmen, springt ihnen Dietrich Mayer mit der Querflöte zur Seite und das Stück erhält den größten Beifall.

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