Frankenthal Nüchterne Teufel, schräge Töne

Als Brünhild begeisterte Ursula Strauss 2018 die Zuschauer. Im Juli kommt sie zu der neuen Reihe Sommernachtskino mit zwei eigen
Als Brünhild begeisterte Ursula Strauss 2018 die Zuschauer. Im Juli kommt sie zu der neuen Reihe Sommernachtskino mit zwei eigenen Filmen ins Herrnsheimer Schloss.

Während die eigentlichen Festspiele mit dem Stück „Überwältigung“ von Thomas Melle erst am 12. Juli Premiere haben, beginnt das Kulturprogramm bereits am 29. Juni mit einem Workshop für Jugendliche. Mit Tobias Steinfeld (Autor des Buches „Scheiße bauen: sehr gut“) gestalten sie eine Festspiel-Zeitung. Rund um die Premiere und während der Spielzeit, die am 28. Juli endet, füllt sich das Programm. Als einen eng mit den Festspielen verbundenen Schauspieler stellte die künstlerische Betriebsdirektorin Petra Simon am Dienstag bei der Pressekonferenz in Worms Max Urlacher vor. 2015 gab er in dem Albert-Ostermaier-Stück „Gemetzel“ den Hagen. Nun kommt er mit einem eigenen Theaterstück, das am 18. Juli auf der Hinterbühne des Theaters uraufgeführt wird. Es trägt den Titel „Rückenwind“. Wäre es nach Urlacher gegangen, hieße es „Der fliegende Hoden“. Der Bühnenmonolog dreht sich um die Frage, wo Freundschaft aufhört und Liebe anfängt. Und warum in Worms? „Es ist verlockend, das Stück bei einem Festival zu präsentieren“, sagte Urlacher. Pferdekopfgeige und Performance mit Palmblatt Zu den Höhepunkten des Kulturprogramms zählt für Petra Simon das Konzert „Between Cultures“ am 22. Juli mit dem aus der Mongolei stammenden Musiker Enkhjargal Dandarvaanchig, der im vergangenen Jahr das Publikum vor dem Dom begeisterte. „Er ist ein Stimmwunder mit einem Tonumfang von mehr als fünf Oktaven“, schwärmte Simon. Die Künstler, die er mitbringt, werden in dieser Formation nur ein einziges Mal zu hören sein. „Zuerst spielen wir mongolische Musik, im zweiten Teil wird dann gerockt“, verriet Dandarvaanchig und griff zu seiner Pferdekopfgeige, um mit einer kleinen Kostprobe fernöstlicher Klänge Lust auf das außergewöhnliche Konzert zu machen. Die Zuschauer werden an dem Abend auch eine Performance des Künstlers Mädir Eugster Ricolo erleben. Der Meister der Balance lässt im Zeitlupentempo aus 13 Palmblatt-Rispen und einer Feder ein äußerst fragiles Riesenmobile entstehen. Als Waffenhändler trat David Bennent 2017 in „Glut“ auf, dem letzten Teil von Ostermaiers Nibelungen-Trilogie. Aus Anton Tschechows „Gespräch eines Betrunkenen mit einem nüchternen Teufel“ liest Bennent am 26. Juli in Worms. Mit zwei ihrer Filme und einem neuen Buch kommt die Österreicherin Ursula Strauss, die für ihre Brünhild im vergangenen Jahr den Maria-Adorf-Preis gewann, am 25. Juli ins Herrnsheimer Schloss. Als neues Format eingeführt wird das Sommernachtskino im Ambiente der Remise des Schlosses. Intendant Nico Hofmann diskutiert über Schicksal Die Theaterbegegnungen, zu denen neben dem Intendanten Nico Hofmann der Autor des aktuellen Stücks „Überwältigung“, Thomas Melle, und der künstlerische Leiter Thomas Laue am 14. Juli im Heylshofpark erwartet werden, beschäftigen sich mit dem Thema Schicksal. Auch der Kabarettist Ingo Börchers wird auftreten. Im Wettbewerb der Nachwuchsautoren, für den Feridun Zaimoglu Schirmherr ist, fällt am 13. Juli bei einer szenischen Lesung die Entscheidung. Das ausgewählte Stück wird im kommenden Jahr in Worms uraufgeführt. Auf dem Programm stehen ferner Kunstausstellungen von Nele Waldert, Bernd Schwarzer und George Sif, der als Fotograf hinter die Kulissen der Festspiele blickt. Fester Bestandteil sind daneben die Vorträge der Nibelungenliedgesellschaft (15. und 25. Juli) und die Werkstattgespräche mit Hanna Voss vom theaterwissenschaftlichen Institut der Universität Mainz (19. und 26. Juli). Auch die von Astrid Perl-Haag betreute Nachwuchsgruppe Nibelungenhorde zeigt wieder ein eigenes Stück. Unter dem Titel „Wer zum Teufel ist Alice?“ beschäftigen sich die Jugendlichen mit der Erzählung „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll und mit der Frage, wie Fantasie und Kreativität dabei helfen, den eigenen Lebensweg zu finden. Der beliebte Kindertag wird am 21. Juli im Heylshofpark gefeiert. Gesamtbudget der Festspiele von über zwei Millionen Euro Ein eigenes Budget für das Programm kann Simon auf Nachfrage nicht nennen. Die Finanzierung sei Teil des Gesamtetats der Festspiele, der bei über zwei Millionen Euro liegt. Neben der Stadt, die 1,5 Millionen Euro zahlt, und dem Landeszuschuss von 650.000 Euro gebe es Sponsorengelder in noch nicht absehbarer Höhe. Noch Fragen? —Nibelungen-Festspiele vom 12. bis 28. Juli vor dem Wormser Dom mit dem Stück „Überwältigung“ von Thomas Melle in einer Inszenierung von Lilja Rupprecht. —Das komplette Rahmenprogramm sowie Ticketvorverkauf im Internet unter www.nibelungenfestspiele.de.

Hat einen Tonumfang von mehr als fünf Oktaven: Enkhjargal Dandarvaanchig.
Hat einen Tonumfang von mehr als fünf Oktaven: Enkhjargal Dandarvaanchig.
Die Erzählung „Alice im Wunderland“ ist Grundlage eines Stücks der Nibelungenhorde über Identitätssuche.
Die Erzählung »Alice im Wunderland« ist Grundlage eines Stücks der Nibelungenhorde über Identitätssuche.
David Bennent liest in Worms Tschechow.
David Bennent liest in Worms Tschechow.
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