Frankenthal Kompromiss bei Siemens

„Mensch statt Marge“ lautete der Slogan eines bundesweiten Siemens-Aktionstages der Gewerkschaft IG-Metall, der sich gegen das „Spardiktat“ des Konzerns richtet. Dafür versammelten sich gestern rund 150 Gewerkschafter vor dem Frankenthaler Werk am Tor West in der Beindersheimer Straße. Lokal wurde im Vorfeld des Aktionstages ein Kompromiss bei den strittigen Punkten Werkverträge und Leiharbeit gefunden.

So sei eine Auslagerung des Teilbereiches Verrohrung über Werkverträge vorerst vom Tisch, sagte Betriebsratsvorsitzender Hilmar Feisthammel vor den Gewerkschaftern. Es seien Projekte am Laufen, um eine Optimierung der Betriebsabläufe zu erreichen, bestätigte der Geschäftsführer und Standortleiter des Frankenthaler Werks, Volker Neumann, auf RHEINPFALZ-Nachfrage. Im Bereich der Leiharbeit sei es angestrebt, in Zukunft verstärkt selbst ausgebildete Leute in den Betrieb zu integrieren, sagte Feisthammel. In der Vergangenheit seien da bei der Leiharbeit auch in Frankenthal Grenzen erreicht worden: „Wir wollen in Zukunft in diesem Bereich vorsichtiger sein.“ Neumann betonte, dass die Leiharbeit nur dazu genutzt werde, Spitzen im Betrieb abzubauen. „Wir bewegen uns da ganz klar auf der Basis des Tarifvertrages.“ Die Leiharbeit bewege sich bei einer Mitarbeiterzahl von rund 650 um die fünf Prozent. Ein so großer Konzern wie Siemens müsste in der Lage sein, vernünftige Arbeitsbedingungen von der Ausbildung bis zum Eintritt in die Rente zu schaffen, sagte Günther Hoetzl, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ludwigshafen-Frankenthal, am Tor West. Feisthammel betonte, dass nicht nur neue Strukturen geschaffen werden sollen, um Kosten einzusparen, die aber keine Effizienz bringen. Er nannte das Beispiel Vertrieb, wo die bisherigen Agenten nicht mehr direkt die Produkte verkauften, sondern in Zukunft die Regionalgesellschaften von Siemens federführend sein sollten. „Weiß Siemens, was Siemens da tut?“ fragte der Betriebsratsvorsitzende und gab die Antwort gleich selbst: „Nein“. Als Siemens das Frankenthaler Werk vor sieben Jahren übernommen habe, sei man davon ausgegangen, dass man gegenseitig voneinander profitieren und lernen könne. Die Wertschöpfung solle im Haus gehalten werden. Margendruck und wenig Spielraum vor Ort verhinderten oft Lösungen, die mit einer vernünftigen Personalstruktur verhindert werden könnten, so Feisthammel. Gewerkschaftssekretärin Heidi Schroth aus der Zentrale in Frankfurt meinte, Siemens-Vorstands-Vorsitzender Joe Kaesers Vision 2020 für den Konzern könne auf eine einfache Formel gebracht werden: „Kosten runter, Margen rauf.“ Nach Gewerkschaftsmeinung der falsche Weg. Attraktive Arbeitsplätze sollten für alle gesichert, Teilbereiche nicht verlagert werden. (nt)

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