Frankenthal Koffer voller Erinnerungen

Spielszenen, Musik und Filme: Das Programm der Jubiläumsgala war abwechslungsreich.
Spielszenen, Musik und Filme: Das Programm der Jubiläumsgala war abwechslungsreich.

20 Jahre Theater Bagage – für eine bunt schillernde Geburtstagsparty hatte sich die ebenso urwüchsige wie vielseitig aufgestellte Pfälzer Schauspieltruppe ihre Lieblingsspielstätte auserkoren: das Theater Alte Werkstatt (TAW) Frankenthal. Vor ausverkauftem Haus ließen am Freitagabend 17 Akteure in einer aufwendigen Bühnenshow die Erfolgsgeschichte des am 15. Dezember 1998 gegründeten Ensembles Revue passieren.

Weil das Theater Bagage als klassische Tourneebühne regelrecht aus dem Koffer lebt, lag es aus dramaturgischen Gründen auf der Hand, die Chronologie der Ereignisse anhand von 20 typischen Requisiten – verpackt in 20 auf der Bühne deponierten Koffern – aufzurollen. Erheiternde Spielszenen, stimmungsvolle Liedbeiträge und Filmausschnitte aus der Gründerzeit, die leider nur in mittelmäßiger Bildqualität über die zu kleine Leinwand flimmerten, wechselten sich in rascher Folge ab. Ein Moderatorenquartett (Sabine Asal-Frey, Uwe Hörner, Silke Ohndorf und Reinhard Schmidt) führte in wohlgesetzten Worten durch das zweistündige Programm. Vielversprechend und schwungvoll war der Auftakt: Das durch den TAW-Theaterchor verstärkte Ensemble ließ es bei „Celebrations“ richtig krachen und feierte sich selbst. Überhaupt gehörten die Gesangsnummern zu den publikumswirksamsten Elementen der Zeitreise. Mit Ohrwürmern wie „Mein kleiner grüner Kaktus“, „Sexbomb“ oder dem „Gutselstand uff de Dannstadter Höh“ kann man eigentlich nichts falsch machen. Bei der Fülle an Inszenierungen, mit denen das Theater Bagage in den zurückliegenden 20 Jahren die kulturelle Landschaft links und rechts des Rheins bereichert hat, konnte zwangsläufig nur eine kleine Auswahl gezeigt werden, wobei sich die Zuschauer sicherlich etwas mehr live gespielte Theaterszenen gewünscht hätten. Einfach köstlich war der Ausschnitt aus „Dreck am Stecke“, bei dem Uwe Hörner als bedauernswerter Pantoffelheld Erasmus an der Seite von Christine Wiebauer einmal mehr alle Register seines komödiantischen Talents zog. Durchaus Realitätsbezug hatte die szenische Darstellung eines typischen Probenabends, bei dem es weniger um das Theaterstück selbst, als vielmehr um Kirschsecco, Zwiebelkuchen und andere kulinarische Köstlichkeiten ging. Zwei Meilensteine durften in der Bagage-Retrospektive nicht fehlen: die Mitwirkung im Rahmenprogramm der Wormser Nibelungenfestspiele und der Gewinn des „Schappo“ beim Theaterwettbewerb des Rhein-Pfalz-Kreises 2010. Voll aus dem wahren Leben gegriffen ist die Mundartkomödie „Zoff am Zaun“, aus der Sabine Asal-Frey, Reni Rohe-Haberfellner, Andreas Eichenlaub, Joachim Kotter und Elke Precht als streitsüchtige Nachbarn eine deftige Kostprobe Pfälzer Schimpfkanonaden gaben. „Labbeduddel“ war da noch der harmloseste Ausdruck. Auch auf schlüpfrig-frivolem Parkett fühlt sich das Ensemble recht wohl. Aus dem Stück „Eine ganz heiße Nummer“ gaben Reni Rohe-Haberfellner, Christine Wiebauer, Martina Milnazik und Uwe Hörner – sehr zum Amüsement des Publikums – im Sexshop ein paar anzügliche Dialoge zum Besten. Ein bisschen Werbung für das aktuelle Programm „Beziehungsweise(n)“ machte Elke Precht als schwäbelnde Ulknudel mit ihrem promilleträchtigen Loblied auf „Egon.“ Zum Schluss stimmten die fröhlichen Bagage-Geburtstagskinder mit der Mundartversion von „Last Christmas“ schon einmal auf das Fest der Liebe ein. Und auch für die Zugabe wurde mit „Kling, Glöckchen“ ein bekanntes Weihnachtslied bemüht – allerdings umgetextet auf „String Tanga“. Schade nur, dass dabei das Niveau unter die Gürtellinie rutschte.

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