Frankenthal In Ansätzen amüsant

„Schiller: Ganz oder gar nicht!“ – die großen Bühnenwerke von Friedrich Schiller an einem Abend zu präsentieren, dieser Herausforderung stellte sich am Samstag im Ökumenischen Gemeindezentrum Pilgerpfad das Clubtheater Weimar. Es war die 100. Veranstaltung der 1997 ins Leben gerufenen Initiative Kunst, Kultur und Kirche (KuKuK) der Protestantischen Kirchengemeinde. Jubiläumsformat kann dem 80-Minuten-Programm indessen nicht unbedingt bescheinigt werden.

Wer die Dramen des Dichtergenies in kompakter Form publikumswirksam vorstellen will und in der Ankündigung „Unterhaltung auf höchstem Niveau“, „Ideenreichtum“ und „witzige Gegenwartsbezüge“ verspricht, muss mehr bieten als ein bloßes Aneinanderreihen einzelner Szenen ohne jeden thematischen Zusammenhang. Immerhin bemühte sich das sechsköpfige Ensemble aus Thüringen um absolute Werktreue, setzte dennoch auf eigenwillige Interpretationen des Originaltextes und auch auf Requisiten, die der Handlung ganz bewusst die Ernsthaftigkeit nehmen sollten. Von den „Räubern“ und der Liebeserklärung des Franz Moor über die inneren Zwiespälte einer „Jungfrau von Orleans“ bis zu „Maria Stuart“ (der Dialog der beiden Königinnen wurde auf eine Rolle reduziert) spannte sich der literarische Bogen, um bei „Don Carlos“ einem Skandal auf die Spur zu kommen. Nicht die Liebe des spanischen Infanten zur Stiefmutter Elisabeth, sondern zum Marquis von Posa war für das Clubtheater Weimar die eigentliche Botschaft des Dramas. Das Coming-out zweier Männer, denen es – Arm in Arm vor den König tretend – warm ums Herz wird, wurde in einer Art Musical (gesanglich eher ein Grusical) demonstriert. Nicht allen der rund 60 Besuchern war bekannt, dass sich mit der Geschichte von „Turandot“ (Oper von Puccini) auch Schiller befasst hat. Um dessen Version der Prinzessin von China zu visualisieren, hatte sich das Ensemble für auf Stäbe gesteckte Puppenköpfe entschieden. Und dann wurde aus den ganz großen Balladen (Bürgschaft, Taucher, Glocke) zitiert – mit reichlich Pathos und einigen Textunsicherheiten. Der Dramen gab’s noch einige anzusprechen – von der „Braut von Messina“ über „Fiesco zu Genua“ bis „Kabale und Liebe“ –, bevor die Musik von Rossini aus dem Kassettenrekorder zu „Wilhelm Tell“ überleitete: „Es lächelt der See, er ladet zum Bade.“ Natürlich durfte der Meisterschuss, für den als „Opfer“ ein Vater mit kleiner Tochter aus dem Publikum herhalten musste, nicht fehlen. Mit dem Verzweiflungsmonolog aus „Wallenstein“ endete ein nur in Ansätzen amüsanter Schiller-Abend, der allenfalls dem Anspruch von Schüler-Theater genügte. (eec)

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