Frankenthal Geteilte Meinungen zu „Charlie“

Die Entscheidung des Festkomitees Kölner Karneval, den geplanten Motivwagen zum Terroranschlag auf das Pariser Satiremagazin „Charlie Hebdo“ aus dem Rosenmontagszug zu streichen, hat eine Diskussion über die Meinungsfreiheit entfacht. Auch bei Fasnachtsvereinen in Frankenthal sind die Ansichten dazu geteilt.

Das umstrittene Motiv zeigt einen Jecken, der mit einem Stift den Gewehrlauf eines maskierten Islamisten zum Platzen bringt. Außerdem bekommt der Krieger von dem aus den „Asterix“-Comics bekannten Hund Idefix ans Bein gepinkelt. „Das Thema hat in der Fasnacht nichts zu suchen“, erklärte auf Anfrage Thomas Kehl, Präsident des Carnevalvereins Chorania. Es gebe gerade genug Probleme in unserem Land, da müsse man sich nicht auch noch daran die Finger verbrennen. Daher könne er die Kölner Entscheidung, den Beitrag zurückzuziehen, nur begrüßen. Mit Blick auf die wöchentlichen Demonstrationen warnte Kehl davor, die Debatte weiter zu befeuern. Dafür solle sich die Fasnacht nicht hergeben. Dass die Narren in der Domstadt kalte Füße bekamen und eingeknickt sind, findet Steffen Fischer, Vorsitzender der Karnevalgesellschaft Royal Studernheim, „generell schlecht.“ Nach seiner Ansicht müssten in der Fasnacht auch heiße Eisen thematisiert werden, wenngleich sich das Problem im eigenen Verein nicht stelle, „da bei uns keine Politik gemacht wird“. Fischer bezeichnete es als unglücklich, dass das Thema schon vorzeitig bei Facebook so hochgekocht worden sei. Allerdings könne er auch die in Köln geäußerten Sicherheitsbedenken nachvollziehen. Für Andreas Schuff, Präsident des Frankenthaler Carnevalvereins (FCV), war es etwas ungeschickt, dass der Entwurf des Motivwagens frühzeitig öffentlich wurde. Obwohl seitens der Kölner Polizei grünes Licht signalisiert worden sei, hätten die Karnevalisten wegen der vielen Bedenken zurückgerudert. „Dies ist ein Stück weit verständlich und nachvollziehbar.“ Allerdings sei es unschön, nicht zu seinem Entschluss zu stehen. „Ich finde es gut, die Meinungsfreiheit plakativ abzubilden“, erklärte Schuff. Es sei ein Thema, das die Menschen bewege. Daher habe auch ein solcher Mottowagen seine Existenzberechtigung. Aufgabe der Fasnachter sei es schließlich, der Politik immer wieder den Spiegel vorzuhalten. Er bekenne sich zur Meinungsfreiheit, „egal, um was es geht“, hob Marcel Schultz, Vorsitzender der Rosenkavaliere, hervor. Satirisch verpackt gebe es in der Fasnacht kein Thema, was nicht aufgegriffen werden dürfe. Zensur sei abzulehnen. Allerdings gelte es, bei Religion und Gesinnung vorsichtig zu sein und Feingefühl zu zeigen. „Ich wundere mich nicht, wenn der Anschlag in Paris auch im Karneval aufgegriffen wird“, sagte Schultz. Nach seinem Geschmack hätte man freilich bei dem zurückgezogenen Entwurf auf den Hund verzichten können. Für die Kölner Entscheidung habe er Verständnis. Beim Rosenmontagszug müssten Spaß und Freude im Vordergrund stehen. (eec)

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