Frankenthal Frauenhaus: Ein freier Platz, fünf Anfragen

Frauen aus allen Schichten der Gesellschaft suchen in Frankenthal Rat und Hilfe beim Verein „Frauen für Frauen“.
Frauen aus allen Schichten der Gesellschaft suchen in Frankenthal Rat und Hilfe beim Verein »Frauen für Frauen«.

Gleichzeitig wirksame Öffentlichkeitsarbeit betreiben und trotzdem die Adresse des Frauenhauses geheim halten: Das ist eine der Herausforderungen des Vereins „Frauen für Frauen“. Zwei Beratungsstellen in der Stadt sind deshalb wichtige Anlaufstellen. Doch wer nutzt die Hilfe eigentlich?

„Hier brauche ich keine Angst mehr um meine Mama zu haben“, sagt die sechsjährige Lisa (Name geändert) über ihre Flucht ins Frauenhaus. Seit fast 40 Jahren finden Frauen aus dem Raum Frankenthal und aus der weiteren Umgebung in dem Haus Schutz vor körperlicher und seelischer Gewalt. Aktuell wohnen 13 Frauen mit sieben Kindern in dem unscheinbaren Haus, das seit 2012 im Besitz des Vereins ist, 2022 waren es 20 Frauen mit 17 Kindern. Darüber informierte der Verein „Frauen für Frauen“ als Träger des Frauenhauses bei der Mitgliederversammlung am Dienstag. Ein fünfköpfiges hauptamtliches Team, das in diesem Jahr wieder komplett sein wird, und einige Ehrenamtliche helfen den Frauen, sich von der Gewalt zu erholen, zur Ruhe zu kommen und zu entscheiden, wie es mit ihrem Leben weitergehen soll. Zu ihrem Schutz trägt auch bei, dass nur die Telefonnummer öffentlich ist, die Adresse bleibt geheim. Die Bewohnerinnen dürfen sie nicht weitergeben und auch keinen Besuch empfangen.

Bekannt sind jedoch die Adressen der Beratungsstellen im Dathenushaus und in der Wormser Straße 56. Insgesamt 493 Beratungsgespräche, persönlich oder telefonisch, fanden im vergangenen Jahr statt, so Sozialarbeiterin Dani Siebert, die für die Beratung und das Projekt „Second Stage“ zur Unterstützung bei der Suche nach einer eigenen Wohnung zuständig ist. In diesem Bereich engagiert sich auch Michelle Baron. Es sei dem Verein gelungen, eine Drei-Zimmer-Wohnung anzumieten, in der Frauen, die bereits etwas gefestigt sind, wohnen können, bis sie eine eigene Wohnung gefunden haben. Hier dürfen sie Besuch empfangen, die Kinder Freunde mitbringen. Und auch für Post gibt es einen eigenen Briefkasten.

Gewalt und soziale Kontrolle

Stichwunden, gebrochene Finger, Gehirnerschütterungen und Blutergüsse: Ärzte und Kliniken, die Frauen mit solchen Verletzungen behandeln, nehmen oft Kontakt mit dem Frauenhaus auf. Während der Pandemie sei die körperliche Gewalt gegen Frauen und Kinder gestiegen, sagen Experten. Auch mit Geld und der Kontrolle sozialer Kontakte setzten einige Männer ihre Partnerinnen unter Druck. „Mit der Schlampe darfst du dich nicht treffen, sonst bekommst du kein Geld zum Einkaufen!“, heiße es etwa.

Zwei der Mitarbeiterinnen: Michelle Baron (links) und Dani Siebert im neuen Beratungsraum in der Wormser Straße.
Zwei der Mitarbeiterinnen: Michelle Baron (links) und Dani Siebert im neuen Beratungsraum in der Wormser Straße.

Unterstützung bei den Beratungsstellen und im Frauenhaus suchen Frauen aus allen Schichten, von der berufstätigen Deutschen mit Einfamilienhaus, die ihre blauen Flecken versteckt, bis zur jungen Migrantin, der die Familie den Besuch des Deutschkurses verbietet. Die Opfer sind laut Bericht zwischen 18 und 80 Jahre alt. „Sobald ein Platz frei ist, kommen meist fünf neue Anfragen“, erzählt Julia Reiter. Seit 13 Jahren arbeitet die Diplom-Sozialpädagogin im Frauenhaus. Trotz wachsender Aufklärung und Emanzipation von Männern und Frauen hat das Team der Einrichtung viel zu tun, wünscht sich mehr Platz und braucht viel Geld für das Betreiben des Hauses, Miete für Wohnung und Beratungsstellen, für Präventionsarbeit in den Schulen und auch, um den Frauen und ihren Kindern kleine Ausflüge zu ermöglichen. „Schäfchen füttern gehen im Wäldchen“, davon hätten die Kinder noch lange erzählt, berichtet Siebert. Für viele Frauen und Kinder ermöglicht das Frauenhaus neue Freiheit.

Vorstand: Ute Hatzfeld-Baumann und Frédérique Buisson-Koch mit den neuen Flyern des Vereins „Frauen für Frauen“, Träger des Fran
Vorstand: Ute Hatzfeld-Baumann und Frédérique Buisson-Koch mit den neuen Flyern des Vereins »Frauen für Frauen«, Träger des Frankenthaler Frauenhauses.

Neuer Flyer, neue Homepage

Mit einem neuen Flyer, der unter anderem in Arztpraxen und Kliniken ausliegt, und einer eigenen Webseite will der Verein Spender und Betroffene noch besser auf seine Arbeit aufmerksam machen. Grafik-Designerin Katharina Bach hat dafür ehrenamtlich die Papierwerbung neu gestaltet, Informatik-Studentinnen der Hochschule Worms entwarfen die neue Homepage. Noch professioneller seien auch die Info-Stände geworden, eine neue Decke und Kundenstopper sollen Aufmerksamkeit erregen. Bei der Mitgliederversammlung in der neuen Beratungsstelle in der Wormser Straße 56 wurde Frédérique Buisson-Koch, seit 13 Jahren im Amt, erneut zur Vorsitzenden des Vereins „Frauen für Frauen“ gewählt, Stellvertreterin ist weiterhin Ute Hatzfeld-Baumann.

Kontakt

  • Verein „Frauen für Frauen“, Postfach 1455, 67204 Frankenthal, Telefon 06233 9695, E-Mail team@frauenhausft.de, Webseite www.frauenhaus-frankenthal.de und www.verein.frauen-ft.de. Telefonische Sprechzeiten und Bürozeiten: Montag bis Donnerstag, 9 bis 17 Uhr, Freitag, 9 bis 13 Uhr.
  • Spendenkonto: Frauen für Frauen e.V., Sparkasse Rhein-Haardt, IBAN: DE92546512400240023317, BIC: MALADE51DKH

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