Frankenthal Frankenthal: Scio Automation sieht große Wachstumschancen

Rund 800 Mitarbeiter hat der Firmenverbund, dessen Zentrale in Frankenthal-Eppstein arbeitet. Im Bild: Geschäftsführer Michael G
Rund 800 Mitarbeiter hat der Firmenverbund, dessen Zentrale in Frankenthal-Eppstein arbeitet. Im Bild: Geschäftsführer Michael Goepfarth und Anne Strässer, zuständig für Kommunikation. Foto: BOLTE

Mehr als 1000 Roboter für den Bau einer Autokarosserie aufeinander abstimmen: Die Planung für Automatisierungsaufgaben wie diese können Firmen übernehmen, die sich unter dem Dach der Scio Automation GmbH in Frankenthal zusammengeschlossen haben. Geschäftsführer Michael Goepfarth sieht für solche Leistungsangebote enorme Wachstumschancen.

Die Autoindustrie ist ein besonders wichtiger Auftraggeber für die Unternehmen der Scio Automation. Die Aufgabe, den Produktionsablauf für ein neues Modell zu planen und die Roboter entsprechend zu programmieren, würde dann der Frankenthaler Ingenieurdienstleister Vescon übernehmen, sagt Geschäftsführer Goepfarth. Bei diesem Unternehmen, das zum Verbund gehört, ist der 52-Jährige bereits im Dezember 2018 als Mit-Geschäftsführer eingestiegen. Profunde Branchenkenntnisse brachte er mit: 20 Jahre habe er im Daimler-Konzern gearbeitet, sagt Goepfarth, und dort zeitweise das Omnibusgeschäft geleitet. Scio und Vescon arbeiten unter einem Dach. 2004 war Vescon mit 65 Mitarbeitern von Mannheim/Ludwigshafen in die Dürkheimer Straße im Frankenthaler Vorort Eppstein umgezogen. 2018 begannen die Vorbereitungen für die Gründung einer übergeordneten, neuen Unternehmensplattform, die seit Januar unter dem Namen Scio Automation auftritt. Der lateinische Begriff „Scio“ bedeutet „ich weiß“ - und verweist so auf das damit verbundene Konzept: Wissen und Kompetenzen sollen gebündelt werden.

Grenzen überwinden

Michael Goepfarth weist in diesem Zusammenhang auf Grenzen hin, an die Mittelständler stoßen können: „Wenn ein Unternehmen 30 Millionen Euro Umsatz hat, dann bekommt es vielleicht maximal Aufträge für fünf Millionen Euro – sonst wird dem Auftraggeber das Risiko zu groß.“ Um diese Hürde zu überwinden, um insgesamt stabiler zu werden, müsse man sich zusammenschließen – und da setze das Konzept von Scio Automation an. Das Grundmodell sieht nach seinen Worten so aus: Scio übernimmt die Unternehmen, die mitmachen, zu 100 Prozent. Im Gegenzug bekommen die bisherigen Inhaber jeweils Anteile an der Dachgesellschaft. Ihre Unternehmen treten weiter unter den eingeführten Markennamen auf. Sie können nun aber kooperieren und sich zum Beispiel gegenseitig mit Fachpersonal aushelfen, wenn das notwendig ist. Scio mit seinen lediglich vier Beschäftigten übernimmt die Koordinierung des Verbunds – „und wir haben Durchgriffsrecht in die Gesellschaften“, wie Goepfarth festhält. Mehrheitsgesellschafter der Scio ist der Finanzinvestor Quadriga Capital. Neben der international aktiven Frankenthaler Vescon-Gruppe mit ihren mehr als 500 Beschäftigten gehörte die Schiller-Gruppe aus dem bayerischen Osterhofen, ein Spezialist für Automatisierungstechnik mit rund 200 Mitarbeitern, zu den ersten Partnern des im Januar angetretenen Verbundunternehmens.

Weitere Übernahmen

Im August meldete Scio zwei weitere Übernahmen. Zum Verbund gehören nun auch die Autkom-Unternehmensgruppe in Ladenburg mit rund 30 Mitarbeitern und die TMP GmbH Automation & Engineering (Dinslaken) mit 25 Beschäftigten – beide ebenfalls mit dem Schwerpunkt Automatisierung. Schon jetzt sei das Leistungsspektrum ausgesprochen vielseitig, unterstreicht der Scio-Geschäftsführer. Wenn etwa die BASF Ludwigshafen eine neue Produktionsanlage plane, dann könne eine Vescon-Tochtergesellschaft das ingenieurtechnische Konzept dafür liefern. Gehe es um Logistikprozesse, etwa um die Planung eines vollautomatischen Lagers für BMW, sei das ein Projekt für die Schiller-Gruppe.

Spezialist für Reinraum-Technik

Eine nach Goepfarths Einschätzung weltweit nahezu einzigartige Stellung hat sich dieses bayerische Unternehmen bei der Reinraum-Technik erarbeitet. Extreme Sauberkeit von Produktionsräumen ist zum Beispiel dann notwendig, wenn Mikrochips für Computer hergestellt werden sollen. Was das bedeuten kann, fasst der Geschäftsführer in ein Bild: „Stellen Sie sich vor, Sie haben einen riesigen Würfel mit einer Kantenlänge von zehn Kilometern. Dann dürfen Sie darin nur maximal zehn Tennisbälle finden“ – sonst gelte das Ganze schon als zu sehr mit Fremdstoffen belastet.

Umsatz mehr als 100 Millionen

„In Summe sind zurzeit rund 800 Mitarbeiter bei uns“, sagt Goepfahrt. Die Gruppe verfüge über 18 Niederlassungen in sechs Ländern. Den Gesamtumsatz 2018 beziffert der Scio-Chef auf „mehr als 100 Millionen Euro“. 2019 erwarte man „deutlich mehr“; in den nächsten zwölf Monaten seien weitere Übernahmen geplant. Mit dem Ertrag sei man „zufrieden“, sagt Goepfarth; konkreter will er bei diesem Punkt nicht werden. Der Geschäftsführer rechnet mit einer weiter stark wachsenden Nachfrage im Bereich Automatisierung. Das gelte auch und gerade für die Autoindustrie, die einen Umstellungsprozess auf neue Antriebe vor sich hat. Viele Strukturen werde „es lange doppelt geben müssen“, erwartet Goepfarth; insofern sei auch mit entsprechend starker Nachfrage für die Leistungen zu rechnen, die Scio anbiete.

Erweiterung geplant

„Ich erwarte, dass wir weiter deutlich wachsen“, sagt der Geschäftsführer. Damit sei dann auch weiterer Personalaufbau verbunden. Im bisherigen Stammhaus in Eppstein stößt der Firmenverbund bereits an räumliche Grenzen. Voraussichtlich zum Januar 2020 will man daher in der Frankenthaler Innenstadt einen zweiten Sitz eröffnen – für voraussichtlich 30 bis 50 Leute, so Goepfarth.

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