Frankenthal Entwicklungshelfer in Sachen Kultur

Dass die Schüler rasch gemeinsam, wie hier in der Zockerband, Erfolge erleben, ist Christian Schatka wichtig. Gerne würde er sei
Dass die Schüler rasch gemeinsam, wie hier in der Zockerband, Erfolge erleben, ist Christian Schatka wichtig. Gerne würde er seine Ideen zu modernem Musikunterricht auch auf Landes- und Bundesebene einbringen.

Chef einer privaten Musikschule, Bandcoach, Musiker, Vorsitzender der Frankenthaler IG Jazz, Veranstaltungsmanager, Hochschuldozent, Lehrbuchautor, vierfacher Familienvater – der Tag von Christian Schatka scheint mehr als die üblichen 24 Stunden zu haben. Vor allem ist der Wahlfrankenthaler eins: ein nimmermüder Netzwerker.

Das Handy in der abgegriffenen schwarzen Hülle piept an diesem Vormittag mehr als einmal. Doch Christian Schatka widersteht der Versuchung, noch während des Gesprächs die nächsten Termine klarzumachen. „Ich muss immer rühren, immer wieder Leute anrufen, für meine Sache werben. Das ist eben so bei einer solchen One-Man-Geschichte“, sagt der 39-Jährige, der vor drei Jahren nach Frankenthal kam und hier das Musikhaus am Strandbad gründete. Etwa 60 Schüler, vom Kleinkind bis zum Senior, hat Schatka aktuell. Rock, Pop und Jazz sind die vorherrschenden Stilrichtungen, eine klassische Ausbildung will er nicht anbieten. Schwerpunkt seiner Arbeit sind die Schülerbands. Sieben gibt es aktuell. Schatkas Ziel ist es, alle auf die Bühne zu bringen. „Das gibt den Kids einen unheimlichen Motivationsschub“, weiß er. Schon mit einfachen Mitteln könne man viel erreichen. Die Dingsda-Band beispielsweise, in der Neun- bis Zehnjährige zusammen spielen, hat inzwischen mit seiner Unterstützung eine ganze Reihe eigener Songs geschrieben und trat vergangenes Jahr unter anderem im Vorprogramm von Gregor Meyle in Kaiserslautern auf. Koordiniert werden die Bandproben und Unterrichtsstunden per WhatsApp-Gruppe. Zum Üben verschickt Schatka auf diesem Weg auch Tondateien, die er im eigenen Studio einspielt. „Die Kinder und Jugendlichen haben über Youtube und andere Internetportale einen ganz anderen Zugang zu Musik. Schon Vierjährige ahmen Rockstarposen nach“, sagt der Instrumentalpädagoge, der selbst vier Kinder vom Kleinkind- bis zum Grundschulalter hat. Das Unterrichtsmaterial schreibt der Musiker, der auch an der Musikschule der Stadt Mannheim arbeitet, überwiegend selbst. Fünf Lehrbücher sind auf diese Weise schon entstanden. Aktuell sucht Schatka ein Label für sein Liedmaterial, das er für die Kinderbands komponiert hat. Fürs Schreiben und für konzeptionelle Arbeit nutzt der gebürtige Kölner meist die Zeit beim Autofahren oder zwischen Auftritten. Handy und Diktiergerät sind immer in der Tasche. „60 Prozent meiner Bücher sind in Wartepausen entstanden“, sagt er. Eine normale Woche mit klar strukturierter Arbeits- und Freizeit hat der 39-Jährigen selten. „Ich arbeite im Schnitt zwischen 25 und 55 Stunden die Woche“, sagt er. Ferien oder Wochenende gebe es kaum, im Grunde unterrichte er jeden Tag, dazu kommen eigene Auftritte mit der Band Jasper und andere Veranstaltungen. „Es ist schon schwierig, das mit einer Familie unter einen Hut zu bekommen“, räumt Schatka ein. Bereits an der Hochschule in Mainz sei ihm klar gewesen, dass er sein Wissen weitergeben will. „Ich habe nie gedacht: ,Okay, ich bin kein Rockstar, also muss ich unterrichten.’“ Seine Ideen und sein Unterrichtskonzept würde er gerne breiter streuen. Reizen würde ihn, auf Landes- oder Bundesebene die moderne Musikvermittlung weiterzubringen. Erste Schritte in diese Richtung sind seine Dozententätigkeit in der Mannheimer Popakademie und diverse Lehrerfortbildungen, die er leitet. „Langfristig wären weniger Flickenteppich und mehr Sicherheit durcheine feste halbe Stelle schon gut.“ Im zurückliegenden Jahr habe er etliche Projekte auf den Weg gebracht. So hoben er und seine IG-Jazz-Mitstreiter ehrenamtlich ein vielbeachtetes Jazzfestival aus der Taufe, die eigene Schule stellte Schatka breiter auf, zog Fördergelder an Land, engagierte sich in der Flüchtlingsarbeit und initiierte und vertiefte zahlreiche Kooperationen, etwa mit dem Kulturzentrum Gleis 4 und der Music-Academy. Deren Betreiber Tiemo Feldmann sehe er nicht als Konkurrenten, sondern als Mitstreiter bei dem Versuch, Frankenthal kulturell nach vorne zu bringen. Ideen dazu haben beide genug. „Es ist Schwierigkeit und Chance zugleich, dass es bislang nicht allzu viel hier gab“, sagt Schatka. Bedauerlich findet er, dass es von städtischer Seite bislang wenig fachkundige Unterstützung in Sachen Veranstaltungsorganisation gebe. Es fehle aktuell jemand, der sich ausschließlich um ein Gesamtkonzept städtischer Kulturangebote kümmere, wie es das beispielsweise in Worms und Mannheim gibt. Aus seinem persönlichen Ziel, es 2017 etwas langsamer anzugehen, dürfte in absehbarer Zeit allerdings nicht viel werden. Neben dem Schülerbandfestival Soundcheck Mitte Juni stehen unter anderem die zweite Auflage der Frankenthaler Jazztage im November und ein Konzert des De-Phazz-Sängers Karl Frierson in der Erkenbertruine im August an. Sagt’s, packt seine Sachen zusammen und geht los – nach Hause, Lasagne kochen, nachmittags zum Kinderturnen und abends dann zur Bandprobe.

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