Frankenthal Bei Anruf Termin: Morgen, um 10 Uhr

Hartmut Rodenwoldt
Hartmut Rodenwoldt

Ich habe weder Idole, noch schaue ich zu Helden auf. Die brauche ich nicht, dem gütigen Schicksal sei Dank. Na ja gut ... ich gebe zu: Als Heranwachsender habe ich das Trikot mit der Nummer von Franz Beckenbauer getragen. Weil er diesem archaischen Spiel Fußball Eleganz eingehaucht hat. Und natürlich habe ich Nelson Mandela verehrt. Aber das ist eine andere Geschichte und ganz lange her. Also, keine Helden. Aber hätte ich welche, Ortsbürgermeister oder Ortsvorsteher wären voll im Rennen. Ich erlebe sie als Macher, Schaffer, Kümmerer. Und, ganz wichtig: Sie haben den Finger am Puls des Ortes. Sie sind wie Seismographen. Gestern, beispielsweise, habe ich mich mit Adolf-José König (SPD) getroffen, dem Ortsvorsteher von Mörsch. Und das kam so: Anruf bei König. Keine Antwort. Wenige Minuten später der Rückruf. Ich bitte um ein Gespräch. „Morgen, um 10 Uhr“, schlägt er vor. Unkompliziert. Nahbar. Bei Anruf Termin, Regionalität bedeutet auch: kurze Wege. Wir haben dann über alles gesprochen, was die Welt im Innersten zusammenhält – oder auch nicht mehr. In meinem Bezirk Berlin-Pankow gibt es zwar keinen Ortsbeirat, sondern eine Bezirksverordnetenversammlung. Deren Vorsteher heißt Michael van der Meer (Linke). Der versieht sein Amt sehr diskret. Der Tag muss noch anbrechen, an dem man vom Herrn Vorsteher was hört, liest oder sieht. Ähnlich ist es beim Bundestagsabgeordnetem Stefan Liebich (Linke). Beide sind Volksvertreter, die in der Erfahrungswelt der Bürger nicht vorkommen. Erfahrbarkeit, Erreichbarkeit, Nahbarkeit – verschluckt von der Anonymität der Großstadt. Nicht gut!

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