Kirchheimbolanden Warum sich ein Spaziergang auf dem „Wichtelweg“ lohnt
Im kleinen Tal zwischen dem ehemaligen Schwimmbad Thielwoog, wo sich jetzt das Hauptquartier des Waldkindergartens „Die Frischlinge“ befindet, und dem jüdischen Friedhof wächst ein schöner alter Wald. Große, laubreiche Bäume, steile Hänge. Im Frühjahr ist es dort frisch und grün, im Sommer schattig kühl, im Herbst windgeschützt, und im Winter – da passiert etwas Wundersames: Das Tälchen verwandelt sich in einen wahrhaftigen Wichtelwald. Wahrscheinlich wohnen die Wichtel, Kobolde, Trolle und Elfen das ganze Jahr über dort – man sieht sie nur nicht. In der Vorweihnachtszeit aber werden sie plötzlich sichtbar: Kleine leuchtend bunte Haustüren zwischen knorrigen Baumwurzeln und an borkigen Stämmen, winzige Zäune, Dächer und Leitern, Vorgärtchen, in denen rotweiß gepunktete Fliegenpilze wachsen. Und man sieht noch weitere zauberhafte Dinge: eine Wichtelbäckerei, eine winzige Apotheke, in der es Medizin gegen Krötengift gibt – und vieles mehr.
Eine Geschichte gibt es auch dazu: Maja geht im Wald spazieren und trifft dabei das Trollmädchen Tryfflan. Dieses ist auf der Suche nach seinem kleinen Bruder, der im Wald verschwunden ist. Gemeinsam gehen die beiden weiter, und dank Tryfflan lernt Maja viel Neues kennen: Pflanzen, Tiere und andere Wesen, die ihnen im Wald begegnen, darunter auch einen mürrischen und nicht ganz ungefährlichen Kobold. Außerdem besuchen sie die Wichtel Willy und Lilly.
Folklore mit Ursprung in Skandinavien
„Willy begleitet uns schon, seit wir hier angefangen haben“, erzählt Birgit Stürmer. Sie ist die Leiterin des Waldkindergartens. „Er kommt immer in der Vorweihnachtszeit. Am ersten Advent erscheint wie von Zauberhand seine Eingangstür auf unserer Veranda. In den darauffolgenden Wochen schreibt er uns Briefe, gibt uns Rätsel auf, manchmal bringt er uns auch Hustensaft mit Kräutern vorbei. Vergangenes Jahr tauchte plötzlich ein Tannenbaum auf, den die Kinder dann schmücken durften.“ Solche Hauswichtel sind vor allem in Skandinavien Teil der Vorweihnachtsfolklore, und von da kam auch die Inspiration – erst für Willy, und in diesem Jahr erstmals auch für den Wichtelweg.
Für die Wichtelhäuschen und auch die Geschichte von Tryfflan und Maja sind die Erzieherinnen und Kinder des Waldkindergartens „Die Frischlinge“ verantwortlich. Sie haben auf einer rund zweieinhalb Kilometer langen Strecke die Wichtelstationen entlang des Waldwegs aufgebaut. Meistens sind sie lehrreich, manche sind zum Mitmachen konzipiert, und oft gibt es auch um sie herum etwas zu entdecken. Die Geschichte hat Erzieherin Nina Steuerwald verfasst.
Eröffnung mit Schokolade, Gebäck und Brezeln
Jetzt wünschen sich die Erzieherinnen und die Kinder, dass sich auch möglichst viele Menschen an diesem Wichtelweg erfreuen – Kinder mit ihren Eltern und Großeltern, aber auch alle anderen. „In der Vorweihnachtszeit gibt es so viele Angebote, Weihnachtsmärkte und vieles mehr, wir wollten etwas gestalten, das den Menschen hilft, zur Ruhe zu kommen“, erklärt Birgit Stürmer.
Offiziell wird der Wichtelweg am 1. Dezember eröffnet, dann kann er bis ins neue Jahr hinein begangen werden. Der gemeinsame Start ist um 14 Uhr am Kindergartentor. Dort kann man sich außerdem einen Ausdruck der Geschichte von Maja und Tryfflan aus einem Kasten nehmen, denn erst mit der Geschichte in der Hand erschließen sich die Feinheiten des Wichtelwegs. Am Kindergarten gibt es heiße Schokolade und Kaffee sowie Gebäck und Brezeln. Eine eigene Tasse sollte mitgebracht werden. Das Erzieherinnenteam, die Kinder und dem Vernehmen nach auch Willy und Lilly freuen sich auf viele interessierte Teilnehmer. Die erfahren dann auch, woran man bestimmte Vögel erkennt, was der Unterschied zwischen einem Frosch und einer Kröte ist – und ob Maja und Tryfflan den kleinen Trollbruder gefunden haben. Übrigens: Es wird darum gebeten, den Ausdruck der Geschichte nach dem Besuch des Wichtelwegs in den Kasten zurückzulegen.