Donnersbergkreis Vorfreude auf künftiges Gemeindezentrum

Wir sind Ilbesheim! Alt und Jung hatten sich vor dem Spaziergang im Generationenpark versammelt.
Wir sind Ilbesheim! Alt und Jung hatten sich vor dem Spaziergang im Generationenpark versammelt.

«ILBESHEIM.» Knapp 78 Ilbesheimer hatten sich am Dienstagabend zusammengefunden, um gleich drei Redakteuren der RHEINPFALZ, neben Redaktionsleiter Sebastian Stollhof waren auch Fabian Kelly und Anja Hartmetz gekommen, nicht ohne – berechtigten – Stolz ihr Dorf zu zeigen. Später, beim gemütlichen Beisammensein, kamen dann noch etliche Bürger dazu, darunter der fast 93-jährige Altbürgermeister Karl Best und der knapp 92-jährige Hans Morgenthaler, die beide voller Ilwesemer Stickelcher steckten. Welch ein Ensemble! Der Generationenpark auf dem Gelände des aufgelassenen alten Friedhofs mit seinen mächtigen alten Bäumen, den Gehölzen, den Rasenflächen und den zahlreichen Sitzgelegenheiten ist schon für sich genommen etwas Besonderes. Flankiert wird er aber außerdem von der Kirche mit ihrem bauhistorisch interessanten Turm aus dem 11. Jahrhundert einerseits und von dem künftigen Gemeindezentrum andererseits. Zu Letzterem soll ein altehrwürdiges Gehöft mit Haupthaus, Nebengebäuden und riesiger Scheune demnächst umgebaut werden. Wenn es so weit ist, in drei, höchstens vier Jahren, wie die Ilbesheimer samt ihrem Bürgermeister Dieter Schröder hoffen, dann wird die Gemeinde über ein prächtiges Zentrum für Feste und Feierlichkeiten mitten im Ortskern verfügen. „Ein echtes Alleinstellungsmerkmal, damit können wir sicher auch Auswärtige anziehen“, wie eine Bürgerin hofft. Gerade für Hochzeiten dürfte dies ideal sein, schließlich wird die Kirche gleich noch „mitgeliefert“. Bis es aber so weit ist, werden die Ilbesheimer noch kräftig anpacken müssen – in die Gesamtkosten von rund zwei Millionen Euro sind jede Menge freiwillige Arbeitsstunden bereits eingepreist. Um die Pflege des Parks macht sich derzeit ein Rentnertrupp verdient. Die Männer werkeln auch an anderen Ecken im Ort, wenn es nötig wird. Und das wird es derzeit öfter, denn der Gemeindearbeiter ist wegen Krankheit nicht einsatzfähig. Die Rentner machen das gern. Im Prinzip. Allerdings nutzen sie die Anwesenheit der RHEINPFALZ auch, um ein Anliegen loszuwerden: „Erwähnen Sie doch bitte in Ihrem Bericht, dass wir keine Lust mehr haben, in unserem schönen Park ständig in Hundehaufen zu greifen! Wir haben nichts dagegen, dass Leute mit ihren Hunden hier reinkommen. Aber dann sollen sie doch ein Tütchen nehmen und die Hinterlassenschaften beseitigen.“ Nützlich machen sich die Rentner auch bei der Pflege des Spielplatzes. Auf dem 2500 Quadratmeter großen Gelände gibt es so ziemlich alles, was das Kinderherz begehrt. Neben Schaukeln, Wippen und Sandkasten auch ein Kletterturm, eine Torwand, ein Hügel mit Röhren, durch die man kriechen kann, ein Basketballkorb und eine Seilbahn. Nicht alles ist derzeit benutzbar, bei der jüngsten Tüv-Abnahme gab es kleinere Beanstandungen, aber für Abhilfe ist schon gesorgt: „In drei Wochen kommen die neuen Geräte“, versichert Ortschef Schröder. Besonders beliebt ist der Spielplatz übrigens auch bei Kindergartengruppen, Grundschulklassen und Privatpersonen, die etwa einen Geburtstag feiern wollen: „Dass er komplett eingezäunt ist, wurde anfangs gelegentlich kritisiert“, erinnert sich Schröder. „Jetzt sind die Leute froh drum, weil gerade die Kleinsten nicht einfach weglaufen können, sie sind hier leicht zu beaufsichtigen.“ Weiter geht es durch das gepflegte Neubaugebiet. Insgesamt hat Ilbesheim von allen Gemeinden im Kreis den größten Zuwachs. Vor allem viele junge Familien sind in jüngster Zeit zugezogen. Die Kehrseite der Medaille: Im Ortskern stehen einige Häuser leer, darunter auch stattliche Anwesen. Allerdings sei der Leerstand noch erträglich, sagt Schröder, und es gebe in einigen Fällen auch Hoffnung auf Besserung. Apropos stattliche Anwesen: Davon gibt es vor allem in der Hauptstraße eine ganze Menge. Es ist nicht zu übersehen, dass die Ilbesheimer Bauern in früheren Zeiten nicht zu den Armen gehörten. Das liegt vor allem an der ausgezeichneten Bodenqualität, wie der frühere Bürgermeister Volker Schornick, der selbst Landwirt ist, erklärt. Allerdings macht die Zeit auch in Ilbesheim nicht Halt: 1970 gab es 32 Vollerwerbslandwirte, heute sind es noch sechs. Schornick weist auch darauf hin, dass in Ilbesheim bereits 1913 die zentrale Wasserversorgung mit Hauswasseranschlüssen eingeführt wurde. Auch das verhältnismäßig große Schulgebäude mit seinen großen, hellen Räumen lässt Rückschlüsse auf den Wohlstand der damaligen Erbauer zu. In einem der Erdgeschossräume ist übrigens eine Bücherei untergebracht. Das wohl älteste Haus im Dorf, das um 1700 gebaute frühere Gemeindebackhaus, ist ebenfalls in der Hauptstraße zu finden. Hier wohnt Familie Kern, die das Fachwerkhaus in jahrelanger Arbeit zu einem Schmuckstück gemacht hat. Eine bauliche Besonderheit ist der Backofen mit seinem von außen sichtbaren Turm, der einen Durchmesser von acht Metern aufweist und vor allem dazu diente, die Wärme zu speichern. In malerischer Unordnung präsentiert sich eine alte Schmiede in der Hauptstraße 49. In der Werkstatt sieht es aus, als sei der Meister nur eben mal kurz rausgegangen. An der Wand hängen Schürzen und allerlei Werkzeug, auf dem Amboss liegt noch der Hammer, in einem Eimer steckt eine vergilbte Zeitung. Tatsächlich ist die Schmiede aber schon seit bald 15 Jahren nicht mehr in Betrieb und Schmiedemeister Georg Geiling schon längst gestorben. Die Erinnerung an ihn ist aber noch wach: Viele der Spaziergänger kamen als Kinder zu ihm, um sich am einzigen Kompressor im Ort die Fahrradreifen aufpumpen zu lassen, wie sie erzählen. In früheren Jahrhunderten besaß Ilbesheim eine gewisse Befestigung – in einem Dokument aus dem Jahr 1533 ist von einem Bannzaun die Rede, ein Flurname („Vor der obersten Pforte“) lässt darauf schließen, dass es mindestens zwei Tore gab. Reste einer Mauer, immerhin rund 500 Meter lang, sind jedenfalls im „Reil“, der hinter dem Weingut Schmahl in den Dorfplatz mündet, zu besichtigen. Der Platz selbst ist recht jungen Datums, er wurde in der Amtszeit von Karl Best durch Abriss eines Bauernhofs angelegt, weil sich hier eine Engstelle befand, an der immer wieder Lkw und Busse hängenblieben. Von dort aus geht es dann wieder zurück zur Kirche, die übrigens seit dem 18. Jahrhundert bis in die 1960er Jahre von der protestantischen Mehrheit und der katholischen Minderheit simultan genutzt wurde, und zum Generationenpark, wo der Abend bei Erfrischungen und Anekdoten gemütlich ausklingt.

1968 wurde der Innenraum der großen, hellen Kirche renoviert. Er sieht immer noch aus wie neu.
1968 wurde der Innenraum der großen, hellen Kirche renoviert. Er sieht immer noch aus wie neu.
Pause!
Pause!
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