Kirchheimbolanden Von Stars und Spritzen: Was die Stadthalle in zehn Jahren so alles erlebt hat

Zum Eröffnungswochenende im Oktober 2013 gab’s ein buntes Programm.
Zum Eröffnungswochenende im Oktober 2013 gab’s ein buntes Programm.

Mit Superlativen wurde schon bei der Eröffnung nicht gespart. Zehn Jahre und 141.000 Besucher später ist der Name „Stadthalle an der Orangerie“ kaum noch wegzudenken. Namhafte Stars waren zu Gast – und Ärzte mit Spritzen.

Fast 800 Veranstaltungen hat Stadthallen-Managerin Katrin Stephan gezählt seit dem Eröffnungswochenende von 25. bis 27. Oktober 2013. Wobei die Feuertaufe für die neue Stadthalle bereits sechs Wochen zuvor vonstatten gegangen war: am 15. September bei einem Galakonzert mit Stefan Wasser und der Kölner Kammerphilharmonie Europa.

Große Namen in Kibo

Seither hat so manch prominenter Gast seinen Weg auf die Bühne gefunden. Zahlreiche deutschlandweit erfolgreiche Comedians waren dabei: Luke Mockridge – 2014, als sein Stern so langsam aufging – ebenso wie anderthalb Jahre später sein Vater Bill, Jürgen von der Lippe, Bodo Bach, Hesse Maddin Schneider oder Heinz Beckers TV-Gattin Alice Hoffmann, um nur einige zu nennen. Namhafte Künstler wählten für ihre Konzerte die Halle, über deren Akustik die Verantwortlichen von Anfang an voll des Lobes waren. Zuletzt waren etwa die „12 Tenors“ da, „Manfred Mann’s Earth Band“ und Nicole, die mit „Ein bisschen Frieden“ einst ganz Europa begeistert und den Eurovision Song Contest (ESC) nach Deutschland geholt hatte. 1982, als der ESC noch „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ hieß.

Zum Eröffnungswochenende im Oktober 2013 gab’s ein buntes Programm.
Zum Eröffnungswochenende im Oktober 2013 gab’s ein buntes Programm.
Manfred Mann’s Earth Band gab sich im Juni 2022 die Ehre.
Manfred Mann’s Earth Band gab sich im Juni 2022 die Ehre.
Stand im Oktober 2022, gut 40 Jahre nach ihrem ESC-Sieg auf der Bühne der Stadthalle: Nicole.
Stand im Oktober 2022, gut 40 Jahre nach ihrem ESC-Sieg auf der Bühne der Stadthalle: Nicole.
Haben vor mehr als einer Million Menschen in 13 Ländern gesungen – und zweimal in der Stadthalle an der Orangerie: »12 Tenors«.
Haben vor mehr als einer Million Menschen in 13 Ländern gesungen – und zweimal in der Stadthalle an der Orangerie: „12 Tenors“.
Viele Tributebands standen in der Stadthalle auf der Bühne: wie die »Echoes«, eine international erfolgreiche Pink-Floyd-Coverba
Viele Tributebands standen in der Stadthalle auf der Bühne: wie die „Echoes“, eine international erfolgreiche Pink-Floyd-Coverband.
Der berühmte Komiker und Musiker Jürgen von der Lippe gab im Dezember 2015 ein Gastspiel in der Stadthalle.
Der berühmte Komiker und Musiker Jürgen von der Lippe gab im Dezember 2015 ein Gastspiel in der Stadthalle.
Vater & Sohn I: Comedian Luke Mockridge im November 2014 bei seinem Auftritt in der Stadthalle – sein Stern ging damals gerade a
Vater & Sohn I: Comedian Luke Mockridge im November 2014 bei seinem Auftritt in der Stadthalle – sein Stern ging damals gerade auf.
Vater & Sohn II: Kabarettist und Schauspieler (»Lindenstraße«): Bill Mockridge im April 2016.
Vater & Sohn II: Kabarettist und Schauspieler („Lindenstraße“): Bill Mockridge im April 2016.
Erinnern Sie sich noch? Viele Monate lang war die Stadthalle ein Impfzentrum.
Erinnern Sie sich noch? Viele Monate lang war die Stadthalle ein Impfzentrum.

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Hochkarätige Gospel-Konzerte, etliche Theaterstücke – vor allem für Kinder und Jugendliche (zum Beispiel „Die drei ???“) –, gut besuchte Lesungen, etwa von Sams-Erfinder Paul Maar, die Liste ließe sich lange fortsetzen. Selbst Weltstars wie Abba, Pink Floyd, Michael Jackson und Whitney Houston waren zu hören – wenn auch nicht im Original. Doch bei den Tributeshows hat sich die Stadthalle einen Namen gemacht, hatte schon die international erfolgreichen Cover-Interpreten zu Gast.

„Wir sind richtig breit aufgestellt“, urteilt Katrin Stephan, verweist auf Musicals, Ballett, Modenschauen und natürlich auf die stetig wiederkehrenden Ereignisse: von den von Lydia Thorn-Wickert organisierten Klassik- und seit Neuestem auch Jazzkonzerten über die Villa-Musica-Konzerte und die Veranstaltungen von Kunstverein und Literaturverein bis hin zu den Neujahrsempfängen und dem Tanzcafé mit Kalli Koppold.

„Die Hall is zu korz“

Nicht zu vergessen die Sitzungen der Kibo Karnevalgesellschaft. Bei jenen war es Protokoller Ernst-Ludwig Huy schnell gelungen, einen Running Gag über die Stadthalle zu etablieren: Seine stetig wiederkehrende Feststellung „Die Hall is zu korz“ intonierte das Publikum schon bei der ersten Sitzung an neuer Stelle gerne. Ein Seitenhieb darauf, dass es durchaus Planungen für eine größere Halle gegeben hatte – diesen aber hatte der Landesrechnungshof mit seinen Auflagen einen Strich durch eben jene Rechnung gemacht.

Schon Anfang der 1990er Jahre war die Idee einer Stadthalle ins Gespräch gebracht worden. Bis 1998 brauchte es, ehe der Stadtrat einen Grundsatzbeschluss darüber fasste. Lange wurde nach dem passenden Standort gesucht. Heute spricht Stadtbürgermeister Marc Muchow scherzhaft von „gefühlt vier bis fünf Jahrzehnten“. Das heutige Volksbank-Gelände an der Uhlandstraße war ebenso in der Verlosung wie die „Drei Tannen“ Richtung Bolanden, ehe der Standort neben der Orangerie ausgemacht wurde – was Muchow zehn Jahre nach der Eröffnung als „genialen Schachzug“ beurteilt. Es folgten Architektenwettbewerbe, Verhandlungsdiplomatie mit dem Land und stets aufs Neue zu präzisierende Planungen. 2011 konnte dann der Grundstein gelegt werden.

Megaprojekt für die Stadt

Bei maximaler Bestuhlung finden 463 Gäste Platz bei Veranstaltungen. Auf 419 Quadratmetern Fläche im großen Saal können die Besucher untergebracht werden. Bei der Einweihung bezifferte der damalige Stadtbürgermeister Klaus Hartmüller die Gesamtkosten auf 6,5 Millionen Euro für die Halle und weitere 1,8 Millionen Euro für die Außenanlagen. Mit 3,7 Millionen Euro wurde das Projekt vom Land Rheinland-Pfalz gefördert. Heute kaum noch vorstellbar: Nur sechs Prozent lagen die Hallenkosten über der anfänglichen Kalkulation.

Hartmüller sprach vom „größten kommunalen Hochbauprojekt in der Geschichte der Stadt“, der damalige Landrat Winfried Werner schmunzelnd, doch gleichzeitig anerkennend von einem „Jahrtausendwerk“. Die Sanierung der barocken Orangerie im selben Atemzug war ebenfalls ein Meilenstein.

25.000 Besucher zählen nicht mit

Die zahlreichen privaten Veranstaltungen, Konferenzen und Mitgliederversammlungen mit eingerechnet, haben gut 141.000 Gäste die Stadthalle – großen Saal, West- und Ostflügel der Orangerie – besucht, berichtet Katrin Stephan, die beim Hallenmanagement von Anfang an dabei war, seit 2016 von Franziska Hartmüller, seit 2018 von Katja Meitzler unterstützt wird. Derzeit zählt sie im Schnitt acht bis neun Veranstaltungen pro Monat.

Nicht eingerechnet bei dieser großen Besucherzahl sind jene 25.000 Menschen, die zwischen Januar und September 2021 vorbeikamen. Denn viel los war sogar während der Pandemie – wenngleich sich diese Art der Nutzung wohl kaum einer vorgestellt hatte bei der Eröffnung vor zehn Jahren. In dieser Zeit – als die Kultur ohnehin pandemiebedingt ruhte – war die Stadthalle umfunktioniert zum Impfzentrum des Donnersbergkreises. Fast 50.000 Einstiche gab es mit Corona-Impfstoffen, zwischenzeitlich war sieben Tage die Woche geöffnet.

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