Donnersbergkreis Vollsperrung zwingt zur Schließung

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Marnheim/Dreisen: Wegen Bauarbeiten wird ab dem 18. April die B 47 zwischen Dreisen und Marnheim voll gesperrt. Davon betroffen sind nicht nur die Pendler, die über die Autobahn und kilometerlange Umleitungen ausweichen müssen, sondern auch Tankstellen-Besitzer Jürgen Flatter. Er muss seinen Betrieb für rund zwölf Wochen komplett schließen.

Für den Betreiber einer Tankstelle gibt es wohl nichts Schlimmeres. Bauarbeiten vor der eigenen Haustür, die verhindern, dass Autofahrer zum Tanken oder Einkaufen anfahren können, sind der Gau. So auch für Jürgen Flatter, Betreiber der Agip-Tankstelle in Marnheim. Für ihn gibt es durch die Sperrung nur eine Möglichkeit: Er schließt seinen Betrieb vom kommenden Montag, 11. April, voraussichtlich bis zum 20. Juni komplett. „Wir sind seit längerem mit dem Landesbetrieb Mobilität im Gespräch. Zunächst hatten wir die Hoffnung, dass nur in einer Richtung gesperrt wird, aber da jetzt die B 47 von Dreisen bis zur Einmündung Weierhof betroffen ist, sind wir komplett abgeschnitten“, sagt Flatter im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) erneuert ab Montag, 18. April, die Fahrbahn der B 47 zwischen Marnheim und Dreisen auf einer Gesamtlänge von 4,2 Kilometern. Außerdem wird die Straße auch zwischen Dreisen und Weitersweiler auf rund 1,4 Kilometern saniert. „Der Bund bewertet durch regelmäßige Kontrollen den Zustand der Straßen“, erklärt Bernhard Knoop, Leiter des LBM Worms. Dabei würden auch Probebohrungen vorgenommen. „Die B 47 weist teilweise starke Risse und Verdrückungen auf, die eine Sanierung nötig machen.“ Die Arbeiten kosten rund 1,9 Millionen Euro und werden laut LBM in mehreren Bauabschnitten durchgeführt. Der erste beginnt am Knotenpunkt L 401/B 47 am nordwestlichen Ortsausgang von Dreisen und endet an der Einmündung der K 54 am Weierhof. Dazu wird eben der Bereich, an dem die Tankstelle von Jürgen Flatter liegt, für voraussichtlich fünf Wochen voll gesperrt und der Verkehr großräumig über die A 63 umgeleitet. Für die anschließenden Bauabschnitte sind weitere Sperrungen geplant. „Uns ist bewusst, dass eine solche Vollsperrung gerade für solche Unternehmen hart sind“, sagt Knoop. Durch die Vollsperrung könnten die Arbeiten allerdings mehr als doppelt so schnell wie bei einer Teilsperrung erfolgen. Zudem würden weitere Bauabschnitte folgen, die innerhalb der Sommerferien durchgeführt werden müssten, um den Schulbusverkehr nicht zu beeinträchtigen. „Die Baustelle ist streng eingetaktet, und alle Beteiligten sind absolut bemüht, die Bauarbeiten schnellstmöglich durchzuführen“, verspricht Knoop. Das könne im Zweifelsfall auch längere Arbeiten am Abend bedeuten – je nach Wetterlage. „Für uns ist die B 47 die Straße, über die die meisten Kunden kommen“, sagt Tankstellenbetreiber Jürgen Flatter. Und auch die Zufahrt zur Tankstelle über die Marnheimer Hauptstraße könnten das Geschäft nicht retten: „In Marnheim besteht ein Durchfahrtsverbot für Lkw. Wir könnten also auch gar nicht mit Treibstoffen oder Ware für den Shop beliefert werden.“ Kurzerhand hat Flatter, der noch drei weitere Tankstellen in Mannheim betreibt, nun aus der Not eine Tugend gemacht: In Absprache mit dem Agip-Mutterkonzern, der Eni Deutschland, wird nun die Tankstelle während der Sperrung komplett umgebaut und modernisiert. Dazu investiert Eni rund 450.000 Euro. „Die Erneuerung war sowieso fürs Spätjahr geplant. Wir hätten dann den Betrieb zwar eingeschränkt weiterführen können, aber so sparen wir uns wenigstens einen zweiten Verlust“, sagt Flatter. Rund 52.000 Euro an Kosten habe er bei der Eni wegen der Sperrung eingereicht. „Für mich ist das Wichtigste, dass die Mitarbeiter in dieser Zeit weiterbeschäftigt werden.“ Die sechs Vollzeit-Kräfte könnten bei einer Übernahme der Kosten durch den Mutterkonzern in bezahlten, achtwöchigen Urlaub gehen. Nur die Aushilfen würden nichts verdienen. „Ich habe der Eni auch angeboten, dass ich auf eine Kompensierung meiner Gewinnausfälle komplett verzichte. Hauptsache, meine Leute müssen unter der Schließung, für die wir ja alle nichts können, nicht leiden“, sagt Flatter. Er hoffe auf die soziale Einstellung des italienischen Konzerns, bei dem laut Slogan „tutto per la famiglia“, alles für die Familie, getan werde. Für den Umbau der Tankstelle und des Shops schließt Flatter den Betrieb schon am Montag. „Wir müssen zunächst eine Inventur machen und alles ausräumen.“ Die Waren würden auf die anderen Tankstellen verteilt, Möbel, die weiterverwendet werden, eingelagert. „Dann wird erst mal alles entkernt und anschließend neu aufgebaut, inklusive Böden, Wänden und Einrichtung. Klappt alles, möchte Flatter seine Tankstelle in Marnheim dann am 20. Juni wiedereröffnen. Er sei guter Hoffnung, dass die Baufirma bis dahin ein entscheidendes Stück der Straßensanierung geschafft habe.

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