Donnersbergkreis „Takt in richtige Richtung vorgegeben“

Sie erfuhren in Reden hohe Wertschätzung: die Geehrten des Turboladerwerks, hier zum Gruppenbild vor der Stadthalle versammelt.
Sie erfuhren in Reden hohe Wertschätzung: die Geehrten des Turboladerwerks, hier zum Gruppenbild vor der Stadthalle versammelt.

Im stilvollen Ambiente der Stadthalle an der Orangerie ehrte Borg Warner Turbo Systems 188 verdiente Mitarbeiter. Für die musikalische Umrahmung der Jubilarfeier sorgte Kalli Koppold. Worte des Dankes erfuhren die Jubilare von Arnaldo Iezzi, Managing Director von Borg Warner und Geschäftsleiter des Werkes Kirchheimbolanden. Anschließend würdigte Betriebsratsvorsitzender Michael Zimmermann ihre Leistungen und Personalleiter Andreas Kuhn gab einen Überblick über die Entwicklung des Werkes in 50 Jahren. Nach Riesenapplaus für Klaus Mages, der dem Werk fünf Jahrzehnte die Treue hielt, folgte die Freigabe eines exquisiten Buffets.

Für Heiterkeit sorgte zu Beginn seiner Rede Arnaldo Iezzi, mit seinen „wichtigen Bemerkungen zur Betriebssicherheit“: „Heute ist Alkohol erlaubt!“ und „Sie müssen nicht alles essen!“ Vor allem aber dankte Iezzi den Jubilaren für die langjährige Tätigkeit, denn ohne zuverlässige Mitarbeiter, die auch in schwierigen Zeiten die Treue halten, könne kein Unternehmen bestehen. „Die Zukunft wird anspruchsvoll, und Sie sind die Garanten für Stabilität und Sicherheit. Ihre Erfahrung hilft uns, Fehler zu vermeiden, wenn wir neue Wege gehen“, sagte er. Betriebsratsvorsitzender Michael Zimmermann verglich Borg Warner mit einem Bahnhof, auf dem sowohl Fahrplangestalter, Schaffner, Weichensteller und Kontrolleure als auch Reisende anzutreffen seien. „Manchmal muss man bremsen, denn es gibt Gegenwind, Signalstörungen und Hindernisse, aber die Weichensteller sorgten stets dafür, dass das Ziel erreicht wurde.“ Die Jubilare hätten sich auf wechselnde Zugführer und Bahnunternehmen einstellen müssen, doch es habe keine Entgleisungen gegeben und man sei nicht ins Ungewisse gesteuert. Zimmermann lobte die „unschätzbare menschliche Kompetenz“, da in den Wagen, in der es keine 1., 2. oder 3. Klasse gebe, ein sehr gutes Klima herrsche. „Ihr seid viel mehr als Verwalter, sondern Künstler, die Freiräume erhalten und den Takt in die richtige Richtung vorgeben. Jedes Unternehmen wünscht sich solche Mitarbeiter.“ Personalleiter Andreas Kuhn erläuterte anhand von Bildern und Zahlen die imposante Entwicklung des Werkes. 1959 habe die damalige KKK aus Frankenthal von der Stadt ein großes Gelände erworben, und die damals 5000 Einwohner seien eher skeptisch gewesen. Nach dem ersten Spatenstich 1960 und der Errichtung des Werkes seien im Jahr 1967 gerade mal 7600 Turbolader von 112 Mitarbeitern produziert worden. Da der Absatz ständig wuchs, sei die Größe der Produktionshalle in der 1970er Jahren verdoppelt worden. Die Achtziger bezeichnete er als „Weltmeisterjahre“, denn in der Formel 1 wurde der erste Titelgewinn mit einem Turbolader gewonnen. Nach Fertigung des zweimillionsten Turboladers 1987 wurde in den 90igern aus KKK Borg Warner Systems, was die Verlagerung des Hauptsitzes nach Kirchheimbolanden und die Erweiterung des Entwicklungs- und Logistikzentrums zur Folge hatte. Imponierend die letzte Statistik: 2015 hätten rund 2000 Mitarbeiter fast drei Millionen Turbolader gefertigt, was zu einem Umsatz von 786 Millionen Euro geführt habe. In einer feierlichen Zeremonie wurden alle 188 Jubilare ab zehn Jahren Tätigkeit unter großem Beifall und Begleitmusik von Kalli Koppold auf die Bühne gerufen, wo sie eine Urkunde, ein Schreibset und ihre Gratifikation nach Betriebszugehörigkeit erhielten. Mit jeder Gruppe wurde ein Erinnerungsfoto mit Geschäftsleiter, Personaldirektor und Betriebsrat geschossen. Geehrt wurden insgesamt 188 Jubilare. 48 Mitarbeiter für zehn Jahre, 30 für 20 Jahre, 65 für 25 Jahre, 13 für 30 Jahre, 23 für 35 Jahre, fünf für 40 Jahre, zwei für 45 und zwei für 50 Jahre Betriebszugehörigkeit. Die RHEINPFALZ sprach mit einigen Geehrten über ihre Erfahrungen und die Arbeit im Werk. So hat Klaus Mages in seinen 50 Arbeitsjahren alle Baustufen und viele Veränderungen miterlebt. Er begann in der Fertigung, wechselte nach Weiterbildung zur Fertigungsplanung und zuletzt zur Instandhaltung. Bei der Instandhaltungsplanung habe er Maschinenumstellungen koordiniert und das SAP-System mit eingeführt. Er schätzt vor allem, dass er „die kurze Anfahrt zum Arbeitsplatz sehr genossen und viel Benzin gespart hat“. Seinen gerade begonnenen Ruhestand möchte er abwechslungsreich gestalten: spazieren gehen, am Computer arbeiten, angefallene Reparaturen erledigen und sich mehr dem Hobby als Schriftführer im Keltenverein Donnersberg widmen. „Langeweile“, ist er sicher, „werde ich keine haben.“ Das gute Betriebsklima in ihrem Team erwähnen Jörg Lettau und Sascha Simon, die schon 30 Jahre zusammenarbeiten. „Das sind lauter Leute, die schon ewig hier schaffen.“ Angst vor der Zukunft mit mehr Elektroautos haben sie nicht. Simon bedauert nur, dass in anderen Ländern viel billiger produziert wird. Und ihr Team- und Schichtkollege Thorsten Held, der schon 35 Jahre im Betrieb ist, ergänzt: „Solange es auf der Welt Öl gibt, werden auch Turbolader gebaut werden.“ Auf 25 Jahre Tätigkeit kann Serdar Eligül zurück blicken. Er arbeitet in der Produktion im Schichtdienst und lobt auch das Arbeitsklima. „Ich habe einmal die Abteilung gewechselt, und die Zeit ist wahnsinnig schnell vergangen. Es hat sich viel verändert, seit ich mit 712 Mitarbeitern angefangen habe. Heute ist bei fast 2000 Beschäftigten vieles anders.“ Ein Küken unter den Jubilaren ist mit seinen zehn Arbeitsjahren Robin Reiß, der die Qualität der Produkte im Messraum überprüft. Seine Pluspunkte sind klar formuliert: „Ich habe einen kurzen Fahrweg, muss nur ein paar Mal im Jahr Schicht arbeiten und habe sehr nette Kollegen in der Abteilung.“ Auch er hat keine Angst vor der Zukunft, denn Kurzarbeit oder Krisen habe es schon öfter gegeben, und sie seien immer gemeistert worden.

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