Donnersbergkreis Steinreicher Dialog für Terrassengarten

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Die Revitalisierung des barocken Terrassengartens, die sich die Stadt auf ihre Fahnen geschrieben hat, besteht aus vielen Puzzleteilen. Bauforschung und Sponsorensuche sind momentan die wichtigsten. Aber ein wenig wird auch bereits an der Vision gebaut: mit Hilfe von Steinbildhauern aus der Ukraine und tatkräftiger Unterstützung der Meisterschule für Handwerker in Kaiserslautern. Das bereits vierte interkulturelle Steinmetz-Projekt wurde Samstag in der Paulskirche eröffnet.

Vier junge Männer und eine junge Frau, alle in einer künstlerischen Ausbildung im westukrainischen Lwiw, sitzen gespannt in der Kirche und harren der Dinge, die auf sie zukommen werden: zunächst Reden und Orgelmusik. Später, am Fuße des Gartens, werden auch sie, wie ihre jungen Pfälzer „Berufskollegen“ von der Meisterschule, wohl von der Vision inspiriert, als der Heidelberger Bauforscher Achim Wendt die bisherigen Grabungsergebnisse zeigt. Und dabei auch auf jene untere Mauer hinweist, die im Ergebnis der Untersuchungen bereits weitgehend wieder aufgerichtet werden konnte. Irgendwann werden diese Mauer Sandstein-Platten abschließen, die seit 2011 von Steinmetzschülern und jungen Steinbildhauern beider Länder während der Projektwochen angefertigt worden sind. In der Mauer ist ein Treppenaufgang ausgespart. An den Stufen wird in der Meisterschule – die gerade für 4,5 Millionen Euro eine neue Steinmetzwerkstatt bekommen hat – gearbeitet. Insgesamt, so deren aus Kirchheimbolanden stammender Direktor Eckhard Mielke, seien bisher um die 120 laufende Meter Abdeckplatten und zehn Meter Treppe für den Terrassengarten angefertigt worden – allerdings über die Zeit der Projekte hinaus – , des weiteren seien vier Postamente fast fertig. An Abdeckplatten und einer zweiten Sandstein-Treppe werde in den nächsten drei Kurs-Wochen gemeinsam gearbeitet, hieß es – neben anderen Aktivitäten, die den jungen Ukrainern Land, Leute und Kultur der Region nahe bringen sollen. Lydia Thorn Wickert, bei deren Agentur Thornconcept die Fäden zusammenlaufen, organisierte dafür ein anspruchsvolles Begleitprogramm. Dafür dankte Stadtbürgermeister Klaus Hartmüller bei der Begrüßung ausdrücklich, ebenso allen Förderern des Projekts, zu denen vor Ort auch die Sparkasse Donnersberg und die Firma Steitz-Secura gehören. Natürlich, hieß es in einer der Paulskirchen-Reden, ließen sich Platten und Stufen auch maschinell anfertigen. Doch Anliegen des internationalen Projekts sei es gerade, gute Handwerkstechnik ebenso zu fördern wie das Bewusstsein für ein gemeinsames europäisches kulturelles Erbe. In diesem Sinne einer nachhaltigen Begegnung zwischen Ost und West finanziert die Eberhard-Schöck-Stiftung Baden-Baden von Beginn an gern das Projekt, wie deren Geschäftsführender Vorstand Peter Möller betonte. Überhaupt, so hob Christoph Kraus, Abteilungsleiter im Landes-Bildungsministerium, hervor, zeige sich bei den Trägern des Dialog-Projektes – also Stadt, Schöck-Stiftung, Meisterschule und Thornconcept – sowie den weiteren Förderern Kontinuität. Dazu gehört, dass Bildungsministerin Doris Ahnen abermals die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen hat. Kraus hob den hohen Rang des Kirchheimbolander Terrassengartens hervor: Er gehöre in Deutschland zu den wenigen Gartenanlagen dieser Art, die in ihren Strukturen noch nachweisbar seien. Insofern biete er den jungen Steinmetzen auch Gelegenheit, am authentischen Beispiel denkmalpflegerische Konzepte kennenzulernen. Als besonders wertvoll erachtete es Kraus, dass die Öffentlichkeit von Beginn an in das „sehr ambitionierte“ Langzeit-Projekt der Revitalisierung einbezogen werde. Dass Mäzenatentum dafür auch vor Ort noch wachsen möge, davon träume sie, sagte Lydia Thorn Wickert. Für die Meisterschule sicherte Eckhard Mielke dem Vorhaben auch für die Zukunft Unterstützung zu. Ein besonderes „Gastgeschenk“ hielt Bezirkskantor Martin Reitzig parat: Neben einer – naheliegenden – Orgelkomposition Mozarts erklang ein Stück des zeitgenössischen ukrainischen Komponisten Valeri Kikta. (bti)

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