Kirchheimbolanden/Obermoschel Sandra Ratkovic: Berliner Fotografin erkundet die Nordpfalz

Sandra Ratkovic
Sandra Ratkovic

Eine Künstlerin aus der Metropole erkundet die Nordpfalz: Ein Vierteljahr lang wird Sandra Ratkovic mit ihrer Kamera unterwegs sein. Wird durch Dörfer und Wälder streifen, Feld und Flur erwandern. Möglich macht’s ein Zusatz-Stipendium des Kunstvereins Donnersbergkreis. Weil die Corona-Pandemie Kunstschaffende mit am meisten beutelt, haben die Kulturförderer in diesem Jahr gleich zwei Stipendien ausgelobt.

Drohen da einsame Abende im karg ausgestatteten Kämmerlein? Lange Abende, an der die pulsierendes Leben gewohnte Frau aus der Bundeshauptstadt mitten im Nirgendwo einer fernab gelegenen ländlichen Ecke ins Grübeln gerät? Sandra Ratkovic lässt ein herzliches Lachen vernehmen. „Langweilig wird mir bestimmt nicht.“ Zumal sich allerlei Besuch angesagt hat. Freunde und Bekannte haben sich angekündigt, möchten die Künstlerin auf der einen oder anderen Etappe ihrer ausgedehnten Foto-Exkursion begleiten.

Ohnehin kann sich die Fotografin darauf verlassen, dass ihr die Nordpfälzer nicht nur Gastfreundschaft entgegenbringen: Eine ganze Reihe Einheimischer hat sich schon bereit erklärt, Sandra Ratkovic die „ländliche Begegnung“ zu erleichtern, sie ortskundig zu vielversprechenden Punkten, Ecken und Winkeln zu führen, wo sich womöglich reizvolle Perspektiven eröffnen. „Der Landrat hier hat auch angeboten, mir einmal seinen Dienstwagen zur Verfügung zu stellen“, freut sich die 40-Jährige über „Hilfsangebote“ allenthalben.

Stützpunkt im Städtchen

Vor gut einer Woche hat der Vorstand des Kunstvereins die Fotografin willkommen heißen können. Der erste Teil ihrer Erkundungen führt Sandra Ratkovics nun bis Ende April durchs Donnersberger Land. Im Frühsommer kehrt sie für weitere zwei Monate zurück.

Ihr „Stützpunkt“ ist Obermoschel. „Ich wohne direkt überm Radiomuseum“, erzählt sie, dass sie schon eine kleine Attraktion ihres Domizils auf Zeit kennengelernt hat. Vom kleinsten Pfälzer Städtchen aus erkundet die in der Rhein-Main-Metropole aufgewachsene und in der Bundeshauptstadt lebende Künstlerin mit kroatischen Wurzeln nun die Region.

Das Motto ihres Projekts passt nur zu gut: Die Frankfurterin und Wahl-Berlinerin sucht in der Tat die „ländliche Begegnung“, nach der auch ihr Stipendium betitelt ist. Erstmals sei, wie der Kunstverein Donnersbergkreis mitteilt, das „Ländliche Begegnung“-Stipendium in diesem Jahr an eine Themenvorgabe gebunden.

Sogenannte Streetart (auf Deutsch: Straßenkunst) beziehungsweise Public Art, also Kunst im öffentlichen Bereich, soll ein Pendant im ländlichen Raum finden. Für die Umsetzung ist nun Sandra Ratkovic die Auserwählte.

Faible für Konzept-Arbeit

„Sie hat schon in internationalen Projekten bewiesen, dass sie ein Faible für konzeptbezogenes Arbeiten hat. Nun wird sie, ausgehend von Obermoschel, den Donnersbergkreis bereisen – auf der Suche nach gestalterischem Eingriff, Ausdruck, bewusst oder unbewusst, wie auch immer. Die Suche selbst wird die Richtung bestimmen und den theoretischen Ansatz hoffentlich mit Leben füllen“, umschreibt der Kunstverein die Aufgabe, der sich die Künstlerin stellt. „Letzten Endes wird die Fotografin der Motivation von Menschen näher kommen, nicht allein private, sondern insbesondere in die Öffentlichkeit ragende Bereiche gestalterisch zu prägen und öffentlichen Raum damit ein Stück weit in Besitz zu nehmen“, formuliert es der Kunstverein.

Die Förderung, die der Fotografin zugute kommt, nennt der Kunstverein „eine Art Corona-Stipendium“. Schon im vergangenen Jahr habe man sich dazu entschlossen, ein zweites Stipendium zu vergeben. Das reguläre hat bereits die Malerin Maria Trezinski aus Speyer erhalten. „Wir sind der Meinung, dass es wenig hilfreich für die arg gebeutelten Künstlerinnen und Künstler ist, wenn wir unser Geld sparen für bessere Zeiten. Es wird gebraucht in schlechten Zeiten, also jetzt“, bringt der Vorsitzende Reinhard Geller die Überlegungen auf den Punkt.

Der Kunstverein hatte dabei mit einer Förderung aus dem „Neustart“-Programm des Bundes geliebäugelt – vergeblich. Weil nun aus dem „völlig unterfinanzierten Programm“, wie Geller kritisiert, nichts zu kriegen gewesen sei, hat der Verein einen anderen Weg gefunden: Er finanziert das mit 3000 Euro ausgestattete Stipendium komplett aus eigenen Mitteln.

„Kunst aus dem Lockdown“

In der Region angekommen ist nach Angaben des Kunstvereins das Kulturförderprogramm des Landes „im Fokus – 6 Punkte für die Kultur“. Acht Künstler aus Reihen des Vereins haben Projekt-Stipendien in Anspruch genommen. Dies wird Thema der geplanten Frühjahrsausstellung sein.

Info

  • Die Ausstellung „Hello again – Kunst aus dem Lockdown“ soll vom 29. April bis 16. Mai stattfinden. Sie geht, da die Orangerie nicht zur Verfügung steht, voraussichtlich in der ehemaligen Torpedo-Garage in der Morschheimer Straße über die Bühne.
  • Mehr zur Stipendiatin auf der Internetseite www.sandra-ratkovic.com
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