Donnersbergkreis Pinguin-Heizung und Roylator

Mit seinem Programm „Ausnahmezustand“ war das Comedy-Duo Mundstuhl in der Donnersberghalle zu Gast. Und Lars Niedereichholz und Ande Werner haben mit dem Titel nicht zu viel versprochen: Die beiden Komiker aus Frankfurt/Main haben den Zuschauern ein ausgiebiges Lachmuskel-Training beschert – vom Intro bis zum Hinweis auf den Merchandisetisch hat es Mundstuhl-Humor satt gegeben.

Ohne Rücksicht auf Verluste haben Niedereichholz und Ande Werner alles und jeden durch den Kakao gezogen. Dabei holten sich die Beiden Unterstützung von ihren zahlreichen Figuren: Ob in Frauenkleidern, orangefarbenen Overalls oder als C- und F-Hörnchen-Handpuppen – das Duo präsentierte Sketche und Videoclips, die beim Publikum einen Lacher nach dem anderen ausgelöst haben. Manchmal hatten die Künstler selbst Mühe, nicht mit zu lachen. Niedereichholz und Werner – besser gesagt ihre Figuren – haben kein Blatt vor den Mund genommen, einen derben Wortschatz verwendet und sich gerne auch mal vollkommen politisch unkorrekt ausgedrückt. Der eine prahlte mit seiner neuen „Pinguin-Heizung“, deren Brennstoff nur wenige Cent koste – der Kaiserpinguin sei ja ein nachwachsender Rohstoff –, der andere zeigte großes Interesse an der Heizung und bemerkte nicht, dass er auf den Arm genommen wurde. Es entspann sich eine wilde Diskussion von Werbeversprechen über die Erdrotation und die Erdachse nach Afrika zu „Drecks Giraffen“ und wieder zurück. Dabei mussten die Besucher sehr aufmerksam sein, um den im Sekundentakt wechselnden Gedankengängen folgen zu können. Ganz andere Probleme hatten die Figuren Dragan und Alder: Dank ihrem türkischen Akzent wurde aus Spatz ein „Spast“, Dragan hatte die Frage zu beantworten, ob er lieber ein „Freiwilliges Asoziales Jahr“ machen oder als „Opnair“ ins Ausland gehen würde. Kaum hatten sich die Zuhörer an den ungewöhnlichen Sprachstil gewöhnt, verwandelten sich die Komiker mit Perücken und Sommerkleidchen in Peggy und Sandy: Die Plattenbau-Prinzessinnen mit sächsischem Akzent schwärmten auf naive und damit urkomische Weise von ihren neuen Freunden Hassan Ismael und Kevin Jerome. Laut wurde es, als „Andi“ die Bühne betrat: „Ja, Hallo, isch bin de Andi und isch bin grad mal kurz vorgekomme, weil ich grad schon wieder ausraste könnt“, begrüßte er die Gäste in cholerischem Tonfall. Sein Problem: die neue Alte. Sie sei nicht gerade schlank – beim Probesitzen auf der Couch sei diese unter ihr zusammen gekommen. Echauffiert hat er sich auch darüber, dass es bei Ikea 36 Behindertenparkplätze gibt – aber keinen für Andi. Wesentlich besser gelaunt waren da schon Bob und Bob von „Amazing Products“. Ihre zwei Produkte könnten die größten Probleme unserer Zeit lösen: Arbeitslosigkeit und Unterhaltszahlungen. So dient der Healthy-Handmaker dem Bräunen der Hände, um endlich eine Arbeit zu bekommen – das Gerät sah allerdings verdächtig nach einem Toaster aus, den Bob und Bob in bester TV-Shop-Manier und schönstem amerikanischen Akzent angepriesen haben. Ebenfalls amerikanisch kamen die berühmten Zauberer Siegfried und Roy – Letzterer am „Roylator“ – daher. Ihr Zaubertrick hieß „aus eins mach’ zwei“: Im Handumdrehen wurden aus einem Papiertaschentuch zwei. Da war „Grillschorsch“ schon einfallsreicher. Sein Tipp: Das Verhältnis von Grillkohle zu Grillanzünder muss 50:50 sein. Man könne aber auch die Kohle ganz weg lassen... Mundstuhl hat eineinhalb Stunden am Stück ein buntes Programm mit jeder Menge Rollenwechsel geboten. Die Komiker zeigten dabei die breite Palette ihres Könnens und bewiesen, dass sie auch gut singen können. Etwas getrübt wurde die Stimmung zu Beginn durch einen Gast, der mehrmals störende Kommentare abgegeben hat. Er wurde aus dem Saal gebeten – doch auch diese weniger schöne Situation haben die Komiker zu nutzen gewusst, indem sie den frei gewordenen Stuhl immer wieder in die Sketche mit eingebaut haben. (cwa)

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