Donnersbergkreis „Noch gerade so spielbar“

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RITTERSHEIM. Der Gottesdienst in Rittersheim wird am Sonntag, 10 Uhr, vom Flötenkreis Kirchheimbolanden unter der Leitung von Bezirkskantor Martin Reitzig mitgestaltet. Diese Ankündigung ist sicher nichts Außergewöhnliches. Dieser musikalische Akzent hat indes einen besonderen Hintergrund: Es soll nämlich damit aufmerksam gemacht werden auf den desolaten Zustand der historischen Orgel in der Kirche, so Pfarrer Gerhard Noll.

Das Instrument, erbaut 1845 vom Waldlaubersheimer Orgelbauer Friedrich Engers (1794-1863), sei in „gerade noch so spielbarem Zustand“, sagt Pfarrer Noll und fügt an, dass das nicht mehr lange so bleiben werde. Die Orgel sei indes von besonderem Wert. Zum einen sei sie eine der wenigen noch existierenden Orgeln aus ihrer Epoche und insbesondere aus der Werkstatt von Friedrich Engers. Ein Aufsatz über die Orgelbauerfamilie Engers und Schlaad listet neben der Rittersheimer Orgel nur noch fünf weitere Instrumente auf, die von diesem Orgelbauer verblieben sind. Eine weitere in Mörsfeld, 1840 erbaut, hatte die Auftragsvergabe der Rittersheimer an Engers damals inspiriert. Zum anderen, so Noll, lohne eine Restaurierung gerade deshalb, weil die Rittersheimer Orgel noch ungewöhnlich viel an originalem Bestand aufweise. In der Hauptsache seien Arbeiten am Pfeifenwerk erforderlich. Die Pfeifen müssten überarbeitet werden. Manche beschädigte Pfeifen seien in der Vergangenheit ersetzt worden durch welche, die klanglich nicht passten, was korrigiert werden müsste. Eine Versetzung um einen Halbton sei rückgängig zu machen. Darüber hinaus ist im Gemeindebrief zum Zustand der Orgel zu lesen: „Das Holz der Windlade ist undicht, wodurch sich Heuler ergeben würden, hätte man nicht mit einer abenteuerlichen Konstruktion für Entlastung gesorgt. Die Spielmechanik klappert, ist sehr ungleich und verlangt Frau Bloch, unserer Organistin, eine Engelsgeduld ab. Ein weiteres Problem ist der Balg, der im Turm steht, dort der Feuchtigkeit und den wechselnden Temperaturen ausgesetzt. Im Winter bläst er eiskalte Luft in die von der Heizung angewärmten Pfeifen, was dem Material schadet und für Verstimmung sorgt.“ Orgelsachverständiger Gero Kaleschke hat in einem Gutachten geschrieben: „Der augenblickliche technische Zustand ist bedenklich.“ Weder eine sorgfältige Stimmung noch eine schonende Nachintonation seien gegenwärtig möglich. Kein Lebender habe die Orgel je so gehört, wie sie einmal geklungen hat und nach einer Restaurierung wieder klingen könnte, wird ein Orgelbauer zitiert, der das Instrument Anfang des Jahres begutachtet hat. Würde die Orgel restauriert, so wäre das etwas, „was Rittersheim als Ort sehr auszeichnen würde“, sagt Pfarrer Noll. Ihm schweben auch Ergänzungen vor, die Musik in ihrem ursprünglichen Klang aufführen ließen, etwa ein zusätzlicher Schöpfbalg zur Bedienung mit Muskelkraft wie in früheren Jahrhunderten. Das Projekt hat natürlich seinen Preis, der auf rund 115.000 Euro taxiert wird. Ohne Zuschüsse, ohne Unterstützung sei das nicht zu schaffen. Zunächst aber gehe es darum, auf das Problem und die Möglichkeiten, die in seiner Lösung schlummern, aufmerksam zu machen, so Noll. Im Gemeindebrief wurde bereits zu Spenden aufgerufen. |bke

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