Donnersbergkreis Lustige Monster und tanzende Nonnen

Der kleine, aber feine Fasnachtsumzug in der nordpfälzischen Gemeinde Niedermoschel kann mit den Zügen in Düsseldorf, Köln und Mainz natürlich nicht mithalten. Humorvoll und ausgelassen wie in den Hochburgen aber war gestern Nachmittag auch in Niedermoschel die Stimmung beim Festzug, den seit rund 40 Jahren die Feuerwehr stets am Fasnachtsdienstag organisiert.

Eine Stunde lang zogen elf Gruppen teils zu Fuß und teils auf Wagen durch den Ort. Rund 100 Aktive winkten und lachten Einwohnern und zahlreichen Gästen aus einem weiten Einzugsgebiet zu. Auf etwa 500 schätzte Ortsbürgermeister Berthold Grünewald die Zahl der Zuschauer – also etwas mehr als die der Einwohner Niedermoschels. Viele kamen aus dem Landkreis Bad Kreuznach, teils waren es Stammbesucher, wie ein Ehepaar am Straßenrand berichtet. Entlang der Strecke herrscht pure Heiterkeit. Leute schunkeln, andere sind ideenreich geschminkt, wieder andere haben sich verkleidet. Kleine Prinzessinnen, Hexen, Ballerinen und eine Fee stehen neben Cowboys, Teufel, Kapitän, Indianer und Gorilla. Organisationsleiter Helmut Brenzel begrüßte neben einheimischen Gruppen Gäste aus benachbarten Orten und aus Alzey. Es bedarf keiner groß angelegten Werbung oder Ausschreibung, so die Verantwortlichen. „Hier ist bekannt, dass der Fasnachtsumzug stattfindet, und so kommen die Leute einfach, um dabei zu sein, Teilnehmer wie Betrachter“, erklärte ein Mitstreiter des Organisationsteams. Vielfältig waren die Beiträge, von Frohsinn verbreitenden Damen über trinkfeste Herren bis zur Tierwelt unter und über Wasser. Dabei kamen vor allem kleine Gäste auf ihre Kosten. Süßigkeiten füllten so manchen Beutel. „Tiere dieser Erde“ verwirklichte die „Frauengruppe Giehl“, deren Akteurinnen sich als Biene Maja oder Gorilla präsentierten. „Ein gallisches Dorf ist der Sportverein Niedermoschel und kriegt Fußball auch ohne Sportgemeinschaft hin“, verkündete der SV in großen Lettern auf seinem handgezogenen Wagen. „Wir sind der letzte Sportverein in dieser Region, der mit eigenen Leuten den Spielbetrieb aufrecht erhält“, verkündete mit etwas Stolz der Kapitän. Ins Reich der Unterwasserwelt begab sich eine Frauengruppe. „Wir sind kein Verein, aber eine lustige Gemeinschaft“, verkünden sie. Sie treffen sich regelmäßig das Jahr über – und am Fasnachtsdienstag zum Umzug. „An Silvester hatten wir die Idee, und in den letzten Tagen wurden unter Zeitdruck die Kostüme genäht.“ „Danse geht nimmer, Fassenacht aber immer“ verkündeten vier junge, auf Seniorinnen getrimmte Damen. Lautstark wurde es mit Ankunft des Wagens aus Alzey, einem Beitrag vom Andrea Berg-Fanclub. Werner Spies ließ es sich auch diesmal nicht nehmen, mit dem Kinderfahrrad seines Sohnes dabei zu sein. Der 79-Jährige strampelte die Strecke mehrfach ab. „Ich bin schon ewig dabei“, verkündete Spies, den Zylinder schwenkend. Schon als Kleinkind war Bianca Rau dabei, und sie setzt mit ihrem Frauenkreis jedes Jahr neue Ideen um. „Lustige Monster sind wir“, verkündeten sie und Nicole Weber. „Mit unserem Beitrag wollen wir die Tradition aufrecht halten und uns so bunt präsentieren, wie die Fasnacht ist.“ „Mit Burgfest und Spenden werden wir vollenden“, versprach die Interessengemeinschaft zur Sanierung der Ruine Lewenstein. Dargestellt haben sie ihren Traum auf einem Wagen. Schon jetzt luden Burgfräuleins und Ritter zum Festmahl nach Fertigstellung im Jahr 2035 ein. „Uff de Alm do is es toll, drum saufe mer uns die Hugge voll“, verkündeten die Ski-Freunde und luden zur Apres-Ski-Party in die Hütte auf der „Lewesteen-Alm“ ein. Elf weintrinkende und fast ständig tanzende Nonnen sorgten wie schon beim Kerweumzug für Stimmung. Mit dabei ein „Kardinalfehler“, was sich trotz der weiten Gewänder nicht verheimlichen ließ. „Jedes Jahr sind wir mit wechselnden Kostümen dabei“, verkündeten sei. „Oldies but Goldies“ nannten sich die Turnerfrauen aus Finkenbach und Waldgrehweiler, die ihren flüssigen Tagesbedarf im Handwagen mitführten. (llw)

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