Donnersbergkreis Liebe auf den ersten Klick

Als Ulrich und Monika Kaufmann das Obermoscheler Steinhaus mit den roten Holzläden vor etwa einem Jahr im Internet gesehen haben, hat es den Cafébesitzern aus Bad Homberg (Hessen) sofort den Kopf verdreht. Ein halbes Jahr später sind sie stolze Besitzer des rund 300 Quadratmeter großen Anwesens, das sie mit reichlich Handarbeit in das charmante „Gästehaus am Silberberg“ verwandelt haben. Hier finden bis zu neun Gäste in familiärem Umfeld Platz zum Übernachten und Entspannen. Ausgetobt hat sich das Ehepaar aber noch lange nicht

Eine Krankheit hatte die Gewissheit gebracht: Der gelernte Bäckermeister Ulrich Kaufmann und seine Frau Monika fühlten sich den Herausforderungen, die ihr Café Tag für Tag an sie stellte, nicht mehr gewachsen. Doch ein einfaches Rentnerdasein kam für sie nicht infrage: „Das war uns wichtig. Wir wollten einen Übergang vom Café zum Nichtstun“, erklärt die Bäckersfrau. Im Internet haben sie dann das Bauernanwesen in Obermoschel entdeckt und sich auf Anhieb in das Bruchsteinhaus verliebt. Was auch gut nachvollziehbar ist: Wer über die Schwelle des Eingangstors tritt, den packt das ländlich-romantische Flair. Im Frühjahr 2013 haben die Kaufmanns das Objekt erstmals besichtigt, im September den Kauf perfekt gemacht. Die Frage, was man mit so einem riesigen Anwesen macht, hatte das Ehepaar schnell beantwortet: Sie verwandelten die malerischen Räume in Gästezimmer. „Davon haben wir schon länger geträumt“, schwärmt Monika Kaufmann. Sie lege viel Wert auf menschliche Kontakte und familiäre Atmosphäre, so die vierfache Mutter. In mühevoller Kleinarbeit haben die neuen Eigentümer zwei Familien- und ein Doppelzimmer ausgebaut, Bäder renoviert und sogar eine Sauna installiert. Alle drei Zimmer verfügen über einen eigenen Balkon, dazu können die Gäste das Schwimmbecken im Freien und die Sauna nutzen. Gefrühstückt wird in einem großen Raum mit Tisch und Kamin. Aber das Haus am Silberberg steht nicht nur Übernachtungsgästen zur Verfügung: Denn im liebevoll hergerichteten Weinkeller können bis zu 50 Personen feiern. Viel haben die Kaufmanns an dem Gebäude schon getan – doch es bleibt noch reichlich Platz für Monika Kaufmanns Kreativität. So würde es sich beispielsweise anbieten, in der Scheune ein kleines Café oder eine Backstube einzurichten. Schließlich sind sie und ihr Ehemann noch im Besitz der entsprechenden Geräte. Das ist nur eine von vielen Ideen. Viele Pläne haben die Eheleute noch im Kopf – ob und in welcher Weise sie umgesetzt werden können, werde die Zeit zeigen. Seit vier Wochen ist die Pension geöffnet, einige Gäste haben bereits in der Nordpfalz Station gemacht. „Nachbarn“ aus den Niederlanden waren ebenso dabei wie Wanderer oder Pilger auf dem Weg nach Rom. Weitere Buchungen liegen für den Obermoscheler Mittelaltermarkt am kommenden Wochenende vor. „Das hat uns selbst sehr überrascht“, freuen sich die Kaufmanns über die bislang gute Resonanz. Die bisherigen Gäste seien vor allem durch Mundpropaganda nach Obermoschel gekommen. Sie selbst seien in der kleinsten pfälzischen Stadt herzlich aufgenommen worden, auch das Gästehaus komme nach ihrer Einschätzung bei den Einheimischen gut an, betonen die Bad Homburger. Am neuen Wohnort schätzen sie daher neben der Ruhe besonders die gute Nachbarschaft. Und sie genießen es, dass ihre Pension nicht mehr das Standbein der Familie ist, sondern eine Art Hobby. Sie seien damit flexibler und hätten nun mehr Freiheiten als bei ihrem Café – dem „fünften Kind der Familie“, wie Monika Kaufmann es nannte. Nicht nur die neuen Besitzer fühlen sich aber in dem Anwesen am Silberberg wohl – gleiches gilt für mehrere andere Mitbewohner: Echsen, Turmfalken und zwei Hunde.

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