Donnersbergkreis Kritik an Agrarpolitik

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Die SPD-Europaabgeordnete Jutta Steinruck hat zusammen mit der Landtagsabgeordneten Jaqueline Rauschkolb Station beim Biohof Risser in Kerzenheim gemacht. Eingeladen hatte der SPD-Ortsverein. Auf dem Hof wurden beide Politikerinnen von Hartmut Risser mit den Problemen der Landwirtschaft, kleiner Betriebe und vor allem mit der überbordenden Bürokratie konfrontiert. Der Landwirt nahm kein Blatt vor den Mund und zeigte auf, wo ihm der Schuh drückt. Steinruck und Rauschkolb sicherten zu, die Themen mit Fachleuten aus ihren Bereichen anzusprechen.

Hartmut Risser betreibt in Kerzenheim den letzten Bauernhof des Ortes, bewirtschaftet 120 Hektar und hält 22 Milchkühe. Zusammen seiner Frau Annette verkauft er in einem Hofladen Bioprodukte. Die Milch wird in der eigenen Käserei verarbeitet und direkt vermarktet. Der Landwirt trug den beiden Abgeordneten, die von rund 20 Bürgern begleitet wurden, seine Sicht der Dinge vor: über den Milchpreis, der von wenigen großen Supermarktketten diktiert werde und über die Fehler, die bei der Quotierung der Milcherzeugung gemacht würden. Den Nutzen aus diesen Falscheinschätzungen der Politik hätten nur die großen Unternehmen. „Diese monopolistischen Strukturen, die von Aldi und Co. bestimmt werden, lassen kleinen Betrieben keine Chance“, sagte Risser und brachte ein weiteres Beispiel: „Wir haben auch Kartoffeln angebaut, dann wurde der Preis von den Konzernen halbiert“, begründete er, weshalb er heute auf den Anbau der Knollen verzichtet. Nur ein Drittel seines Ertrages erziele er mit Getreideanbau, zwei Drittel über die Selbstvermarktung. Dieser Bereich umfasse drei Teile: den Verkauf im Hofladen, die Kooperation mit 15 weiteren Bio-Betrieben, mit denen Produkte ausgetauscht werden, und die regelmäßigen Fahrten zum Wochenmarkt nach Mainz. „Dort haben wir glücklicherweise eine Monopolstellung, denn sowohl im Norden als auch im Osten unseres Betriebs gibt es so gut wie keine Milcherzeuger mehr.“ Recht deutlich wurde der Kerzenheimer auch hinsichtlich der aus seiner Sicht übertriebenen Auflagen des Veterinäramtes, die dieselben seien wie die für Großbetriebe. „Da müssen beispielsweise nicht nur Produktionsräume komplett gefliest werden, sondern auch alle Wege, auf denen sich Mitarbeiter bewegen“, kritisierte Risser. Oft seien die Anforderungen irrwitzig, gingen sogar noch über die gesetzlichen Vorgaben hinaus. „Ich werde dies alles mit nach Brüssel nehmen und eine Kollegin aus dem Landwirtschaftssektor kontaktieren, um gemeinsam mit ihr im nächsten Jahr wieder hierher zu kommen, damit auch sie ihre Probleme erkennen kann“, versprach Steinruck. Auch Rauschkolb will in ihrer Fraktion die Probleme ansprechen. Im Anschluss traf sich Steinruck noch mit den Kerzenheimern im Haus der Vereine, um dort über weitere politische Inhalte zu diskutieren. (jös)

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