Donnersbergkreis Individualität bei der Grabgestaltung

Bodendecker, Rahmenpflanzung um den Grabstein und Saisonschmuck – so etwa werden Gräber in Deutschland seit Jahrzehnten gestaltet. Dabei gibt es viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten, in denen sich Erinnerungen und Gefühle widerspiegeln.

Guildo Horn etwa sieht seine künftige Grabstelle so: Sie soll so bunt sein wie sein Outfit und sein Leben. Blumen formen Kurven und Bögen, von floralen Nussecken durchschnitten. „Einzigartig, im Leben wie im Tode“ – wie würde dann das eigene Grab aussehen? Die Begräbnis- und Friedhofskultur ist in Bewegung. Äußerer Anlass dafür sind hohe Kosten für Beerdigung, Grabstelle und Grabpflege. Menschen fremder Kulturkreise bringen außerdem neue Impulse auf den Friedhof. Individualisierung, Bindungslosigkeit und Mobilität der Menschen spielen eine Rolle. So nehmen anonyme Bestattungen und Seebestattungen zu – mit oft unerwarteten seelischen Folgen für die Angehörigen. Denn Trauer braucht einen Ort, sagen Psychologen. Experimentiert wird bereits seit einigen Jahren mit neuen Formen der Grabgestaltung. Die Internationale Gartenbauausstellung (IGA) 1993 in Stuttgart zum Beispiel zeigte provokante Grabzeichen wie das bronzene„Schutzgitter“ über dem Grab oder den Stapel aus Kirschbaum-Holzstämmen, der das Vergehen augenfällig macht. Auf der Bundesgartenschau in Magdeburg 1999 standen die Besucher staunend vor Grabanlagen, die durch Gestaltung und Pflanzen die Eckpunkte im Leben der Verstorbenen widerspiegelten. Wie die Grabanlage für ein junges Mädchen mit einer Millefleurpflanzung aus ihren Lieblingsblumen. Auf der IGA 2003 in Rostock stießen Grabgestaltungen mit traditionellen Symbolpflanzen auf unerwartetes Interesse. Führungen über den Bereich Grabbepflanzung und Grabmal gerieten hier regelmäßig ins Stocken. Symbole der Liebe, so erfährt man, sind nicht nur Rose, Veilchen und Vergissmeinnicht. Auch Anemone, Enzian und Lilie drücken das tiefe Gefühl aus. Der unvergängliche Buchsbaum, Myrte und Chrysantheme stehen für „Liebe über den Tod hinaus“. Als Zeichen der Macht gelten Apfel, Efeu, Palme und Zeder. Unverbrüchliche Treue schwören Immergrün, Klette, Kornblume, Linde und Nelke. Kastanie und Salbei sind Zeichen der Tugend. Pflanzen als Mittler zwischen der Welt der Toten und der Lebenden sind uns Märchen und Gedichten vertraut. Der Haselnuss-Strauch, Symbol der Unsterblichkeit, des Glücks und der Wunscherfüllung, wächst im Märchen von Aschenputtel auf dem Grab der Mutter. Er wirft silberne und goldene Kleider über das Mädchen und macht sie zur glücklichen Braut. Den Erben zum Trotz „verschenkt“ Herr von Ribbeck in der bekannten Ballade von Theodor Fontane auch nach seinem Tode freigiebig Birnen vom Birnbaum auf seinem Grab. Märchen erfüllen sich mit den Pflanzen auf dem Grab natürlich nicht. Aber mit Symbolpflanzen wie Rose, Lilie, Akelei, Iris und Mohn können auf dem Grab Gefühle ausgedrückt werden. Auch kann man zu Pfingstrosen, Sonnenblumen oder auch Taglilien greifen, wenn das beispielsweise die Lieblingspflanzen des Verstorbenen waren. (dpa)

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