Donnersbergkreis „Immer etwas Neues“

„Das sind ganz friedliche Tiere“, versichert Hobby-Imker Heino Tesch ängstlichen Besuchern seiner „Bienenwiese“ am Ortsrand von Biedesheim, wo er zum vierten Fest der offenen Höfe am Samstag zur Besichtigung eingeladen hat.

Der 75-Jährige nimmt zum ersten und zum letzten Mal an der Veranstaltung teil. „Ich höre auf. Zwei junge Männer übernehmen das hier“, erzählt er. Das wird bedauert. Viele Leute sind gezielt zu ihm gegangen. So wie Beate Theis und ihre 22-jährige Tochter Julia Wagner. „Wir haben ein Gästehaus in Asselheim und wollen gern Honig aus der Region auf den Frühstückstisch stellen“, sagen die beiden. Als sie gegen 16.30 Uhr kommen, ergattern sie gerade noch das letzte Glas. Etliche Leute seien schon dagewesen und hätten interessante Fragen gestellt, berichtet Tesch. Derweil steht Bürgermeister Holger Pradella auf dem Balkon seines Hauses „Am Zollstock“ und erläutert einer Gruppe aus Rüssingen, wie er das alte Gebäude saniert und weshalb er die Scheune abgerissen hat. Er könne sich diesmal über viele auswärtige Besucher freuen. Es hätten sich von Mal zu Mal weniger Höfe beteiligt, und die bisherige Initiatorin, Britta Höfke, habe nur noch in zweiter Reihe verantwortlich sein wollen. Im vergangenen Jahr ließ die Resonanz zu wünschen übrig, was zwar wohl auch an der extremen Hitze lag. Um die Veranstaltung auf Dauer attraktiv zu halten, müsse man sich aber generell immer wieder etwas Neues einfallen lassen. Da reicht es nach Ansicht Pradellas nicht aus, sich auf das eigene Dorf zu beschränken. „Gemeinsam sind wir stärker“, sagt er, zumal es die Menschen derzeit vom Land in die Stadt ziehe. Doch es gibt auch Leute wie Thomas Mielenz und Barbara Klein, die sich in diesen Tagen in einem Gehöft aus dem 19. Jahrhundert in der Biedesheimer Hauptstraße einrichten. Bisher haben sie in Mannheim gewohnt, davor lange Zeit in Berlin. „Wir haben zwei Jahre nach einem geeigneten Objekt gesucht und hier eines gefunden, bei dem Raumangebot und Kaufpreis in einem günstigen Verhältnis stehen“, erklären die Neubürger. Mit italienischen Kaffeespezialitäten, einem Flohmarktstand und zwei Oldtimern – einem Renault Fuego GTX 2,0 aus dem Jahr 1986 und einer Miele Wäscheschleuder aus den 1950ern – beteiligen sie sich am Fest der offenen Höfe. „Wir wollen ein paar Leute kennenlernen“, so der Lübecker und die Saarländerin. Michaela Bund ist auch Wahl-Biedesheimerin. „Hier gab es günstiges Bauland“, nennt sie einen Grund. Im schattigen Hof von Karin Konietzka, wo man mittelalterliche Speisen in entsprechendem Ambiente an den Tischen des vor langem geschlossenen Gasthauses Diehl genießen kann, demonstriert sie das Punzieren verschiedener Motive auf Leder. Das Hobby habe sie vor etwa vier Jahren für sich entdeckt, sagt sie und zeigt Saadaldin, wie man eine lederne Haarspange befestigt. Statt des angekündigten Drechslers ist die Porzellansammlung der Hausherrin zu bewundern, die schon um 6 Uhr mit dem Kochen für das Fest begonnen hat. Viel Mühe hat sich auch Britta Höfke gemacht. In einer Scheune ihres Anwesens, wo wieder Cocktailbar und Grill stehen, hat sie eine selbst gemachte interaktive Notenlehre aufgebaut. Neben einer geschichtlichen und einer allgemeinen Information über das Notensystem, kann man dort Begriffe aus der Musik zuordnen, ein Noten-Domino und ein Noten-Puzzle spielen sowie Noten-Geheimschrift entziffern. Höfke ist sich mit dem Bürgermeister einig: „Man muss sich immer etwas Neues einfallen lassen.“ (abf)

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