Donnersbergkreis Gutachter geht Ursache auf den Grund

Dem Wasser der Lauter Wärme entziehen, um damit Gebäude zu beheizen. Das war die Theorie. Die Realität sieht indes anders aus. Die Wärmepumpe versagt vor allem im Winter ihren Dienst, wenn sie am nötigsten gebraucht wird. Die Stadt Lauterecken (Kreis Kusel) hat daher ein Beweissicherungsverfahren erwirkt, in dem ein Gutachter prüft, ob Herstellungs-, Planungs- oder Architektenfehler vorliegen.

„Die Lauter schreibt keine Rechnung“, urteilte Stadtbürgermeister Heinrich Steinhauer 2012 stolz über das moderne Heizungssystem, das Ökologie und Ökonomie auf geniale Weise zu verbinden schien. Dann aber stellte sich heraus, dass die Anlage die Erwartungen nicht erfüllt. „Sie funktioniert schon, aber noch nicht wirtschaftlich“, sagt Steinhauer heute. Er stellt fest: „Sie hält nicht, was versprochen wurde.“ Für die Stadt bedeutet das, dass sie mit einer konventionellen Gasheizung nachhelfen muss, wenn die Anlage in Kälteperioden nicht genug Wärme liefert. Da sich die Probleme mit dem Heizsystem nicht beseitigen ließen, hat sich der Stadtrat im vergangenen Jahr intensiv mit diesem Problem befasst und entschieden, bei Gericht ein Beweissicherungsverfahren zu beantragen. Mit Hilfe dieses Verfahrens soll die Ursache für die mangelhafte Heizleistung des Systems ermittelt werden. Es wird erforscht, ob es sich um einen Herstellungs-, Planungs- oder Ausführungsfehler handelt. Im Fokus stehen dabei laut Steinhauer die Herstellerfirma, das planende Unternehmen, ein Ingenieurbüro und der Architekt. Wobei Letzterer laut Steinhauer „nur vorsorglich“ ins Verfahren genommen werden sollte, eigentlich habe der „mit der Technik nichts zu tun“, da er nur die Leitungstrasse geplant habe. Bereits Ende September hat das Landgericht Kaiserslautern den Beschluss für dieses Beweissicherungsverfahren erlassen. Das Gericht setzte Werner Ameling, Professor für Versorgungstechnik an der Hochschule Trier, als Gutachter ein. Laut Stadtbürgermeister Heinrich Steinhauer hat es vor rund zwei Wochen einen Ortstermin mit allen Beteiligten gegeben. Wann der Gutachter sein Ergebnis vorlegt, konnte Steinhauer nicht sagen. Im März 2011 war das sogenannte Nahwärmenetz im Beisein politischer Prominenz symbolisch gestartet worden. Bund und Land hatten die Stadt bei der Finanzierung der 840.000 Euro teuren Anlage mit einem Zuschuss von 360.000 Euro sowie mit einem zinslosen Darlehen über 240.000 Euro unter die Arme gegriffen. Im Oktober 2011 wurde die Anlage dann regulär in Betrieb genommen. Im darauffolgenden Winter gab es den ersten Zwischenfall, als bei Minusgraden der Temperaturfühler eingefroren war, weil der Wasserstand der Lauter so niedrig war, dass das Messinstrument frei in der Luft hing. 2013 dann stellte die Wärmepumpe ihre Arbeit bei einer Wassertemperatur von vier Grad ein – viel zu früh. Außerdem erforderte laut Steinhauer ein viel zu häufig verstopfter Wärmetauscher Reinigungsarbeiten, sodass zusätzliche Kosten entstanden. Wenn die Probleme mit der Heizung nicht in den Griff zu kriegen sind, denkt Steinhauer schon in einer andere Richtung: „Wenn alle Stricke reißen, dann investieren wir in ein Blockheizkraftwerk.“ (dgg)

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