Donnersbergkreis Gelbe Medienkiste

Sind bereits fleißig am Schauen: Lukas, Cindy und Lina Altmoos (von links) in der neuen Mörsfelder Medienkiste.
Sind bereits fleißig am Schauen: Lukas, Cindy und Lina Altmoos (von links) in der neuen Mörsfelder Medienkiste.

„Ich werde eine fleißige Ausleiherin sein und hab’ schon spontan fünf Bücher gefunden“, schwärmt Marga Kappler nach ihrer ersten Besichtigung der Medienkiste. Das ist eine alte gelbe Telefonzelle, die auf einem kleinen Platz in der Mörsfelder Hauptstraße steht – schräg gegenüber der Bushaltestelle Ortsmitte. Astrid Lindgren, Hal Foster, Irina Korschunow, Hera Lind und viele andere haben die gebrauchten Bücher geschrieben, die darin zu finden sind. Der zehnjährige Lukas hat allerdings ein kleines Manko ausgemacht: „Die Kinderbücher müssen runter, die stehen zu hoch.“ Er gibt der vierjährigen Elina ein Bilderbuch mit einer Eisbärgeschichte, die sie sich gleich von ihrer Mutter vorlesen lässt. Lukas freut sich: „Wenn ich morgens zur Bushaltestelle gehe, würde ich mir gerne ein Buch holen.“ Bücher zur Einweihung Mörsfelds Medienkiste hat nicht nur eine außergewöhnliche Form, es gibt auch eine kuriose Entstehungsgeschichte. Seit 2015 kann jeder Besucher eines Adventsfensters Geld in ein „Spendenhäuschen“ geben. „Da kommen jedes Jahr zwischen 500 und 800 Euro zusammen. Wir haben eine Ideentafel, da kann jeder aufschreiben, was wir mit dem Geld machen sollen. Eine unserer ersten Aktionen war die Anschaffung einer ausgedienten Telefonzelle. Die gibt es zuhauf, es war nicht schwierig, sie zu bekommen“, erklärt Ortsbürgermeister Ulrich Volker – und fährt fort: „Sie stand aber dann jahrelang in einer Garage, bis Peter Kilian in diesem Januar mit dem Ausbau begann.“ Kilian brachte eine UV-Schutzfolie an und zimmerte Regale, die bereits sehr gut mit Büchern und DVDs gefüllt sind. Die ortsansässige Schriftstellerin Monika Böss ist eine der Initiatorinnen des Projekts. Zusammen mit Volker hat sie für den Anfang die Medienkiste bestückt. Sie freut sich über einige Bücher, die Margitta Schreier, Leiterin der Kleinen Pfalzbibliothek in Kirchheimbolanden, zur Einweihungsfeier mitbringt. Petra Ludwig bietet Zeitschriften und Hefte an. Sie ist überzeugt, dass es Interessenten geben wird, die sich für Basteln, Handarbeiten und Kochrezepte begeistern. Man hat die Medienkiste bewusst so genannt, weil sie Bücher, jugendfreie Filme und CDs enthält. „PC-Spiele wollen wir aus Gründen des Jugendschutzes nicht aufnehmen. Die Regeln werden wir noch aushängen“, kündigt Volker an. „Jeder darf Medien entnehmen, zurückbringen und auch neue hineinstellen. Wir wollen nicht inventarisieren.“ Axel Haas, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden, erzählt, wie er bei einem Besuch in Frankreich eine kleine Bibliothek bewunderte. Als Volker ankündigte, dass man so etwas bald auch in Mörsfeld haben werde, habe er gestaunt. Haas zeigt sich bei der Einweihungsfeier beeindruckt – und hat als Geschenk einen Scheck über 200 Euro mitgebracht. Die Landfrauen stellen an diesem Samstag Kaffee und Kuchen bereit und freuen sich, dass die Medienkiste abends beleuchtet sein wird. Sie wünschen sich noch eine Bank auf dem Platz, zum sommerlichen Schnupperlesen. Eines zeigt sich bereits: Die Medienkiste ist eine kuriose und ganz besondere Bereicherung des Ortslebens.

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