Donnersbergkreis Flüchtlinge oder US-Militär?

Drei Monate sind’s noch – dann ist die Bundeswehr weg aus Kusel. Dann steht die Kaserne leer. Oder vielleicht nicht? Derzeit machen gleich zwei interessante Spekulationen zur weiteren Verwendung die Runde. Kurz auf den Punkt gebracht heißen die: entweder Flüchtlinge oder das US-Militär.

Der Reihe nach: Dass die Kuseler Kaserne einer jener Orte werden könnte, an denen das Land die ihm zugewiesenen Flüchtlinge unterbringt, ist nicht ganz neu. Vor allem durch Bürgerkriege wie zum Beispiel in Syrien ist deren Zahl gewaltig gestiegen. Es sind weit mehr, als das Land in seinen Aufnahmestellen in Trier und Ingelheim unterbringen kann. Also wird gesucht – vor allem nach militärischen Liegenschaften, die nicht mehr genutzt werden und sich noch in gutem Zustand befinden. Kusel war da früh eine Option. Zwischenzeitlich schien Kusel aber aus dem Rennen. Areale beispielsweise in Idar-Oberstein und Baumholder standen höher im Kurs; vor allem deshalb, weil dort bereits frei war. Aber: Inzwischen ist Kusel nach RHEINPFALZ-Informationen deutlich höher gerückt auf der Liste des Landes. So hoch, dass sich am heutigen Donnerstag – natürlich bislang geheim – eine Kommission der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier die Liegenschaft mal anschauen will. Das machen die nicht zum Spaß, sondern mit ernsthaften Absichten. Unter anderem deshalb, weil einige der bevorzugten Standorte eher doch nicht in Frage kommen. Beispielsweise Baumholder. Mindestens 500 Flüchtlinge soll eine Unterkunft fassen. Kein Problem für Kusel, wo einst über 1000 Soldaten stationiert waren. Und auf drei bis fünf Jahre würde sich das Land die Nutzung der Liegenschaft sichern. Komplett. Zu einem Freundschaftspreis von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die das Gelände zu Jahresbeginn übernimmt. Die Stadt müsste sich also in den nächsten fünf Jahren keine Gedanken mehr darüber machen, wie man das Gelände ohne Bundeswehr nutzen könnte. Wechseln wir jetzt mal die Seiten, hin zur anderen Spekulation. Die US-Amerikaner sind ja immer mal wieder am Umstrukturieren, Umsortieren, Verlegen von Einheiten. Davon kann beispielsweise Baumholder ein Liedchen singen. Einst war hier eine ganze Panzerbrigade stationiert mit fast 5000 Mann. Die ist vor zwei, drei Jahren gegangen. Dafür sind ein paar vor allem logistische Einheiten nach Baumholder gezogen. Augenblicklich zusammen etwa 2000 Soldaten, dazu der übliche Tross an Zivilbeschäftigten und Angehörigen. Und weil 2000 Soldaten (plus Anhang) weniger Räume brauchen als 5000, war das Land – siehe oben – zunächst auch auf den Gedanken verfallen, man könne doch dort, in Baumholder, Flüchtlinge unterbringen. Im vergangenen Jahr hat das US-Militär eine ganze Reihe seiner europäischen Standorte evaluiert, also auf seine Tauglichkeit überprüft. Infrastruktur des Geländes, Kapazität, Möglichkeiten des Trainings. Die rheinland-pfälzischen Standorte – darunter Baumholder – hätten den Amerikanern schon immer sehr gut gefallen, erfuhr eine Abordnung des Landes Anfang des Jahres bei einem Besuch in Washington. Außerdem: Beispielsweise Baumholder sei noch keineswegs aus dem Rennen, wenn es um erneute Umverlegungen geht. Offiziell weiß derzeit allerdings keiner – zumindest auf deutscher Seite –, welche Ergebnisse die Evaluierung der Standorte erbracht hat. Bis Jahresende sollen sie vorgestellt werden – was heißt, dass sie in den USA mit Sicherheit bereits vorliegen. Und dass die USA mit Aktivitäten nicht erst warten wollen, bis alle Papiere vorliegen, kann man sich auch vorstellen. Dazu passt die RHEINPFALZ-Information, dass das US-Militär seine zuletzt zurückgefahrene Präsenz in Baumholder erhöhen will. Und zwar über das hinaus, was früher einmal da war. Mindestens eine zusätzliche Brigade, womöglich sogar zwei oder drei könnten, so heißt es hinter vorgehaltener Hand, ihre neue Heimat in Baumholder finden. Dafür aber reicht dort der Platz nicht. Immerhin wären das rund 12.000 Mann. Also suchen die Amerikaner bereits in der Umgebung nach weiteren Möglichkeiten. Idar-Oberstein – auch das stand einst auf der Liste möglicher Standorte für eine Flüchtlings-Unterkunft und ist, wie Baumholder, wieder davon verschwunden – gilt als eine Option. Aber auch Kusel, wenn die Bundeswehr dort abgezogen ist. Einheiten der Luftabwehr aus ganz Südwestdeutschland – jene aus Kaiserslautern ist bereits auf dem Weg nach Baumholder – könnten hier zusammengezogen werden. Bevor nun aber die Gäule ganz mit uns durchgehen, versehen wir diese Geschichte mit Fragezeichen. Natürlich ist das alles nicht aus der Luft gegriffen. Natürlich passen die Informationen zusammen. Aber natürlich fließt noch viel Wasser den Kuselbach hinab, bis speziell die Sache mit den US-Amerikanern spruchreif werden könnte. Denn zunächst geht alles ins Pentagon, in den US-Verteidigungsausschuss und, und, und... Eine Aufstockung von Baumholder, von der Kusel profitieren könnte, ist also noch ganz weit von trockenen Tüchern entfernt. Aber der Gedanke, dass sich irgendwann in nächster Zukunft das Land und das US-Militär um die weitere Nutzung der Kuseler Kaserne streiten könnten, der ist schon irgendwie wohltuend angesichts der ansonsten noch nicht vorhandenen Perspektiven für das Gelände.

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