Donnersbergkreis Fördergemeinschaft kämpft seit 25 Jahren für Erhalt der Streuobstwiesen

Bei der Firma Lösch stehen Aufsammelmaschinen, die ausgeliehen werden können. Zwischen zwei und fünf Tonnen Äpfel können so an e
Bei der Firma Lösch stehen Aufsammelmaschinen, die ausgeliehen werden können. Zwischen zwei und fünf Tonnen Äpfel können so an einem Tag rückenschonend aufgelesen werden.

Seit 25 Jahren sorgt sich die Fördergemeinschaft Streuobst Pfalz um den Erhalt der Streuobstwiesen. Mit neuer Technik soll das Aufsammeln der Früchte auch im Donnersbergkreis leichter werden.

Früher war Obst von großen Bäumen in der Nord- und Westpfalz ganz selbstverständlich. Überall in der Landschaft – bis hinein in die Dörfer – standen diese Bäume mit Hochstamm verstreut. Vor allem Äpfel und Birnen wuchsen hier, aber auch Kirschen, Mirabellen, Zwetschgen oder Quitten. Meist waren es alte, robuste, an die Standorte angepasste Sorten, die sich ins bunte Landschaftsmosaik einfügten.

Der Ursprung solcher Streuobstwiesen mit der gegebenen Sortenvielzahl geht auf die Römer zurück, die derlei aromatische Früchte zu schätzen wussten. Für die Landbevölkerung war das Obst lange ein wichtiger Teil der Ernährung. Obst kaufen? Das war teuer und ohnehin nicht immer möglich.

Ganze Streuobstwiesen verschwunden

Ohne Frage, es war beschwerlich, all das Obst von den hohen Bäumen zu ernten. Das ist sicherlich mit ein Grund, warum diese Bäume, warum ganze Streuobstwiesen verschwunden sind. Schließlich gibt es längst Obst in Hülle und Fülle. Dahinter stehen moderne Obstplantagen und der gewerbliche Obstbau in Rheinhessen sowie in der Vorder- und der Südpfalz. Dafür sorgen aber vor allem die internationalen Märkte. Streuobstwiesen, die jahrhundertelang die Landschaft prägten, wurden zum Auslaufmodell.

Seit nunmehr 25 Jahren stemmt sich die Fördergemeinschaft Streuobst Pfalz (FÖG) gegen den Niedergang dieses alten Kulturgutes. Mit Erfolg. Waren es anfänglich nur etwa 25 Mitglieder, die sich um den Erhalt der verstreut wachsenden Obstbäume kümmerten, so sind es heute schon rund 100.

Vermarktung mit Appel-Trittch

Noch vorhandene Streuobstbäume – vor allem in den Landkreisen Donnersberg, Kaiserslautern und Kusel – wurden gepflegt und wieder in Wert gesetzt. Neue Bäume wurden gepflanzt und die Wertschöpfung dieses Obstes mittels einer besonderen Vermarktung, dem Appel-Trittch, angekurbelt.

Seit 1998 stellt Helmut Lösch, ein Mann der ersten FÖG-Stunde, in seiner Ramsteiner Firma „Lösch’s Fruchtsäfte“ mit dem Appel-Trittch einen naturtrüben 100-Prozent-Apfel-Direktsaft von Pfälzer Streuobstwiesen her, der ohne jegliche Zusätze gekeltert und abgefüllt wird. Auf den Streuobstwiesen wird dabei weder chemischer Pflanzenschutz noch mineralischer Dünger eingesetzt. Streuobstbesitzer erhalten für in Ramstein angelieferte Äpfel einen Aufpreis, der für die Bewirtschaftung der Streuobstwiesen entlohnen soll. Prickelbeer, ein Birnenschaumwein, überwiegend hergestellt aus Mostbirnen, heißt das jüngste Kind der FÖG. Gerade ist der 2020er Jahrgang fertig.

„Unser Konzept heißt Pflege durch Nutzung“, umschreibt Harald Leixner, Vorsitzender der FÖG, wie sich die Gemeinschaft gegen das Verschwinden der Streuobstwiesen stemmt. Um eben diese Nutzung zu erleichtern, bietet die FÖG Schnittkurse zur Pflege der Bäume an. Und ganz neu: Bei der Firma Lösch stehen Aufsammelmaschinen, die ausgeliehen werden können. Zwischen zwei und fünf Tonnen Äpfel können so an einem Tag rückenschonend aufgelesen werden.

Landschaft voller Leben erhalten

Der FÖG geht es insgesamt aber um viel mehr als nur um den Erhalt alter, regionaler Obstsorten, die sich seit Jahrhunderten mit dem Klima entwickeln konnten, die voller Aroma und individuellem Geschmack sind. Es geht auch um den Erhalt einer Landschaft, die voller Leben ist. Da sind das blühende Kraut, das grüne Gras zu Füßen der Bäume, das voller Insekten steckt. In der Rinde der Bäume wimmelt es von Bewohnern. Zudem ist eine Streuobstwiese ein paradiesischer Lebensraum für viele heimische Vögel.

All das hat in den 1990ern den inzwischen verstorbenen Manfred Jenet, damaliger Mitarbeiter der Kreisverwaltung Kaiserslautern, bewogen, sich für die Streuobstwiesen stark zu machen. 1996 erfolgte dann durch seinen Einsatz die Gründung der FÖG.

Und wie ist die Ernte im vorigen Jahr ausgefallen? „Die Ernte lag weit unter dem Mittel der Jahre, ist aber nicht so verheerend schlecht wie vor zwei Jahren. Es war respektabel“, fasst es Harald Leixner zusammen.

x