Donnersbergkreis Dyckerhoff in Göllheim Produktionsachse für Europa

Göllheim: Das Dyckerhoff-Werk feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag. Alt ist es damit aber nicht, wie die Leitung des Unternehmens betont. Daran haben auch Investitionen von 40 Millionen Euro ihren Anteil. Am Samstag haben sich Tausende Besucher über die Zementherstellung informiert. Und auch ein bisschen Geburtstag gefeiert.

Konzentriert sitzt David hinter den Hebeln. Langsam lässt er die Baggerschaufel in die Bälle graben. Dann befördert er sie damit in einen Trichter. Gut gemacht, da ist ordentlich was reingefallen. Das Bällchen-Baggern ist beim Tag der offenen Tür beim Nachwuchs der Renner. Ganz zur Freude von Rüdiger Matheis, dem Leiter der Dyckerhoff-Werksgruppe Süd. Dazu gehören neben dem Göllheimer auch das Werk in Wiesbaden. Und Matheis ist überzeugt: Wenn es dem Nachwuchs beim Tag der offenen Tür gefällt, hat er vielleicht später auch mal Lust auf eine Ausbildung bei Dyckerhoff. „Seit 1982 ist die Ausbildung ein ganz großes Thema bei uns“, erzählt er – und schiebt nach: „Mehr als 250 junge Menschen haben bislang bei Dyckerhoff eine Ausbildung abgeschlossen.“ Das freut natürlich auch Landrat Winfried Werner: „Was Sie bei Weiterbildung angefangen haben, machen Sie bei der Ausbildung weiter.“ Werner hört aber auch gerne, dass Norbert Schultz, der Leiter Zement für Deutschland und Luxemburg, ein klares Bekenntnis für den Standort Göllheim abgibt. Das Werk sei eine wichtige Produktionsachse für den Geschäftsbereich West/Europa. Schultz wartet auch mit interessanten Zahlen auf: „40 Millionen Euro wurden in den letzten zehn Jahren in das Werk investiert.“ Sechs Millionen Tonnen Zement verkaufe Dyckerhoff im Jahr. Seit 2004 gehört das Unternehmen zur italienischen „Buzzi Unicem-Gruppe“. In Deutschland betreibt Dyckerhoff sieben Zementwerke und rund 130 Transportbetonwerke. Auch im Ausland befinden sich Produktionsstätten. Seit mehr als 150 Jahren ist der Hauptsitz in Wiesbaden. Im Göllheimer Werk produzieren die beiden Drehöfen jährlich rund 800.000 Tonnen Grauzementklinker – unter Einsatz von Sekundärbrennstoffen wie Altreifen, Lösemittel, Fluff und Klärschlamm. Genau vor einem dieser Drehöfen kommen die Besucher mächtig ins Schwitzen. Der Drehofen gilt als Herz des Zementwerkes. Hier wird das Rohmehl auf rund 1450 Grad erhitzt. Als körnige, hell glühende Masse gelangt der Zementklinker dann in den Rostkühler. Über Förderanlagen wird der gebrannte Klinker schließlich in bis zu 60.000 Tonnen fassende Klinkersilos transportiert. Zwei Millionen Euro, berichtet Werksgruppen-Leiter Matheis, sind für eine neue Siloanlage in die Hand genommen worden. Er verschweigt auch nicht, dass bei der Herstellung von Zement in die Umwelt eingegriffen wird. Jedoch halte sich auch das Werk in Göllheim an ein spezielles Umweltschutzmanagementsystem. „Mit den zuständigen Behörden gibt es ausnahmslos eine gute und konstruktive Zusammenarbeit“, betont Matheis. Das bestätigt auch Landrat Werner. Für ihn gehört das Werk in Göllheim mit seinen 123 Mitarbeitern zu den „großen Playern“ im Donnersbergkreis. Dyckerhoff betreibt auch zwei Steinbrüche, wo Kalkmergel – eine natürliche Mischung aus Kalkstein und Ton – abgebaut wird. Einer dieser Steinbrüche befindet sich in Göllheim, der andere auf Rüssinger Gemarkung. Rund 80 Prozent des Kalksteins würden in Rüssingen aus dem Steinbruch „Zollstock“ gewonnen, erzählt Ortsbürgermeister Steffen Antweiler. Ihn freut es besonders, dass das Unternehmen mit seiner vier Kilometer langen Werkstraße „eine wirtschaftliche Lösung gefunden hat, um den Rohstoff ins Werk zu bringen“. So seien die Lkw von den Straßen. Das habe früher zu Verschmutzungen geführt. Eine lange Verbindung pflegt SPD-Bundestagsabgeordneter Gustav Herzog zum Göllheimer Werk – über 30 Jahre. „Mit Zement bin ich auch als Verkehrspolitiker verbunden“, sagt Herzog, der auch ein klares Bekenntnis zur Industriegesellschaft nachschiebt: „Wir wollen, dass in unserem Land Industrieprodukte hergestellt werden.“ Göllheims Ortsbürgermeister Dieter Hartmüller freut sich, mit Dyckerhoff eine „Säule der heimischen Wirtschaft“ in seinem Ort zu haben. „Wenn es Dyckerhoff gut geht, haben wir in Göllheim sehr gute Laune.“ Gut ist die Laune auch beim Tag der offenen Tür, bei dem außerdem der 50. Geburtstag des Werkes gefeiert wird. „Das Göllheimer Werk ist im besten Alter. Ausgestattet mit erfahrenen Mitarbeitern und moderner Technik“, sagt Zement-Leiter Norbert Schultz. Für die Technik interessieren sich – im Gegensatz zu vielen der Tausenden von Besuchern, die an diesem Tag zu Dyckerhoff strömen und sich unter anderem bei einem Rundgang durch das Werk über die Zementherstellung informieren – Lena und Simon im Moment nicht. Die beiden toben auf der Hüpfburg. Klar, so einen aufblasbaren Radlader bekommt man ja nicht jeden Tag geboten. Wenige Meter nebenan hat ein junges Mädchen schon sieben Kisten erklommen. Eine achte traut sie sich beim Kistenklettern der freiwilligen Feuerwehr nicht mehr zu. Ist auch so eine reife Leistung. Die liefert so mancher Erwachsene auf dem Segway-Parcours ab. Beim Torwandschießen haben Groß und Klein ihren Spaß. Es ist einiges geboten an diesem Tag. Und wer eine Verschnaufpause braucht, der kann es sich im Schatten zu den Klängen des Musikclubs Fidelio Dreisen, dem Musikverein Göllheim oder mit Zauberern gutgehen lassen. David dagegen hat sich mittlerweile an den Essens- und Getränkeständen gestärkt. Sein Ziel: Zurück in die Lehrwerkstatt. Da gibt es noch mehr Programm für die Kids. Nicht nur Bällchen-Baggern... (ssl)

x