Donnersbergkreis Dorfladen und ambulante Pflege

Das Thema zog sich wie ein roter Faden durch den Neujahrsempfang des Evangelischen Diakoniewerks Zoar: „Dezentralisierung“ lautete der Fachbegriff, den gleich mehrere Redner am Mittwochnachmittag gebrauchten. Bereits seit vielen Jahren werden Bewohner vom Inkelthalerhof in Städte oder Gemeinden umgesiedelt und damit in die Gesellschaft integriert. Das wird Zoar in diesem Jahr in besonderem Maße beschäftigen.

Der Umzug soll nicht nur das Miteinander zwischen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung stärken – das Fachwort hierzu heißt „Inklusion“: Durch die Dezentralisierung können außerdem einige Bewohner wieder in ihre alte Heimat zurückziehen. Das ist zum Beispiel ein Ziel des Projekts „Wohnen am Ebertpark“ in Ludwigshafen. „Die Nachfrage ist sehr groß“, sagte Kurt Philipp, Leiter der Zoar-Fachabteilung Eingliederungshilfe. Im Ludwigshafener Stadtteil Friesenheim hatte Zoar im vergangenen Jahr das ehemalige Patientenhotel des Deutschen Roten Kreuz übernommen. Dort sollen Wohnungen für Menschen mit Beeinträchtigungen und in zwei Etagen zusätzlich Wohnungen zur freien Vermietung entstehen. Ursprünglich war die Eröffnung für Januar geplant, laut Philipp ist sie nun aber erst für April vorgesehen. Grund sind Verzögerungen beim Innenausbau, wie Zoar auf Nachfrage mitteilt. Ein weiteres geplantes Großprojekt ist das Servicewohnen für alte Menschen nahe der Seniorenresidenz in Kirchheimbolanden. Dort soll es 15 zusätzliche Wohnungen geben. Der Stadtrat habe aber bislang noch nicht über das neue Preisangebot entschieden, so Philipp. Zum 1. Februar gründet Zoar außerdem gemeinsam mit der Ökumenischen Sozialstation Brücken (Landkreis Kusel) eine gemeinnützige GmbH. Das bedeutet, neben dem offiziellen Verwaltungsakt, dass Zoar in die ambulante Pflege einsteigt. „Wir haben damit das Rundum-Angebot in der Altenpflege“, freute sich Philipp. Hintergrund für die Zusammenarbeit: Die Ökumenische Sozialstation soll wirtschaftlich auf lange Sicht gestützt werden, Zoar-Mitarbeiter werden die Geschäftsführung übernehmen. Zoar-Direktor Peter Kaiser kündigte außerdem an, dass „die Werkstätten sich mehr im Berufsbildungsbereich engagieren müssen“. So geht es darum, die Bewohner in die Arbeitswelt zu integrieren. Das Diakoniewerk streckt seine Fühler also weiter in neue Bereiche aus. Laut Stadtbürgermeister Karl-Heinz Seebald engagiert sich Zoar auch im Standortentwicklungsprozess, Verbandsbürgermeister Michael Cullmann erwähnte die Teilnahme am „Leader“-Projekt. Bei diesen von der EU bezuschussten Aktionen sollen ländliche Räume in ganz Deutschland gefördert werden. Peter Kaiser nannte auch gleich eine konkrete Idee, um das „Leader“-Konzept umzusetzen: ein eigener Dorfladen, bei dem Zoar gemeinsam mit Ehrenamtlichen regionale Produkte verkaufen könnte. Was weiter wächst und in viele Bereiche übergreift, zeigt sich nun in einheitlichem Gewand. So hat Zoar nicht nur ein neues Logo – die Führungsriege tritt außerdem äußerlich einheitlich auf. „Corporate Identity“ werden solche Markenkonzepte genannt, zu denen auch die grün-gestreiften Krawatten der oberen Zoar-Herren gehören. Neben all diesen Plänen gibt es auch personelle Neuerungen am Zoar-Standort Rockenhausen. Nicole Busch hat die Werkstätten-Leitung übernommen und zeigte sich „beeindruckt“ von der Qualität „der hochwertigen Produkte“, die dort hergestellt werden. Fest eingeplant ist auch die Radtour, zu der Zoar-Bewohner und -Mitarbeiter im September starten werden. Die ambitionierte Strecke soll von Rockenhausen über Winnweiler bis Kaiserslautern und am Tag darauf weiter nach Kusel führen. Musikalisch wurde der Neujahrsempfang von den Bewohnern Thomas Draws (Gesang) und Ralf Bommes am Keyboard gestaltet. Bekannte Songs wie „You raise me up“ sang Draws ausdrucksstark und mit schöner Stimmfarbe. Zoar-Pfarrer Friedrich Schmidt und Dekan Christian Rust appellierten in ihren Grußworten an Toleranz und daran, dass Menschen sich gegenseitig annehmen sollen. (rxs)

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