Donnersbergkreis Donnerschlag vor Mitternacht

Gleich zum Auftakt des „Mountain of Steel“-Festivals hat der altehrwürdige Stahlberg gebebt: Vier lokale Bands haben es am Freitagabend in dem sonst so idyllischen Örtchen ordentlich krachenlassen – zur Freude der Besucher, aber auch des Veranstalters. Die Stahlberger Borzelböck, ein Verein zur Förderung von Jugend und Kultur mit insgesamt 25 Mitgliedern, haben das dreitägige Spektakel organisiert.

Das hat mit einer Premiere begonnen: Ihren ersten Open-Air-Auftritt überhaupt legte am frühen Abend die Gruppe „Undead Frequency“ hin. Die noch recht junge Cover-Band aus Kaiserslautern gab voll motiviert bekannte Songs der Rockszene zum Besten – für die Zukunft sind sogar eigene Songs geplant. Man darf also auf die weitere Entwicklung gespannt sein. Bei ihrem Auftritt war der Platz vorm Bürgerhaus bereits gut gefüllt, die Stimmung familiär und das Publikum aufgeschlossen. Dieses war altersmäßig bunt gemischt: Vom kleinen Pimpf über stylishe und hippe Typen bis zum Rock-Opa war alles vertreten. Die Veranstaltung war der beste Beweis dafür, dass Musik verbindet. Auch das „Drumherum“ stimmte: Für das leibliche Wohl war bei humanen Preisen bestens gesorgt – so kostete beispielsweise eine Flasche Bier 1,50 Euro. Komplettiert wurde das Angebot von Verkaufsständen, die von den obligatorischen Rock-Schallplatten über Accessoires und Dekorationsartikel bis hin zu „Eingemachte“ alles Mögliche offerierten. Als die untergehende Abendsonne das Gesicht kitzelte und der Duft von Räucherstäbchen das Bierzelt durchströmte, sorgten „Roland and Friends“ nach einem etwas längeren Soundcheck in neuer Besetzung für Unterhaltung. Der Gitarrist war sogar eigens aus Belgien angereist, der Rest der Band stammt aus der Region. Ihre eigenen, auf Englisch und in einem Fall sogar auf Deutsch verfassten Liedkreationen sorgten mit ihren jazzigen Blues- und Rock-Allüren für entspannte Stimmung – eine Art „Chill-out des Rock“. Auch für sie war es das – vollauf gelungene – Open-Air-Debüt. Der Zuhörer spürte auf Anhieb, dass die Lieder von Herzen kommen, wie zum Beispiel „Leonie“, ein Stück eines Bandmitglieds über seine Tochter. Einige Besucher taumelten feuchtfröhlich vor der Bühne zur Musik hin und her, andere machten es sich auf den Bierbänken gemütlich und wippten mit dem Fuß zur Melodie. Das Publikum war sichtlich beschwingt und verlangte eine Zugabe. Auf die Ohren gab es dann von „Bohemian Circuz“, die bei ihrem ebenfalls ersten Open-Air-Gig lautstark die Dunkelheit einläuteten. Die erst im März gegründete Band präsentierte Eigenkompositionen auf Englisch. Im Dreiklang heulten die Musiker beim Song „Dogs Doggy Blues“, während in „Bring Us Together“ die 6/8- und 7/8- Rhythmen so richtig fetzten und die Gitarren groovten. Die Band kombinierte Elemente aus den 1960er Jahren mit Zeitgenössischem. Für die passende Atmosphäre sorgten unzählige Teelichter auf den Biertischen. Der rockige Auftritt traf den Geschmack des Publikums, wie die begeisterten Pfiffe und der stürmische Applaus am Ende zeigten. Kurz vor Mitternacht folgte dann ein musikalischer Donnerschlag – „Rough Edges“ betraten die Bühne und ließen den Stahlberg erzittern. Eine Blues-Hard-Rock-Band aus dem Donnersbergkreis, die sich am Vintagesound der 60er und 70er Jahre orientiert. Ihre Songs erzählen Geschichten aus dem Leben, es wird nichts gecovert. Das knallige Schlagzeug, die rockige Bassgitarre und die raue Stimme des Gitarristen und Sängers waren Garant für ein starkes Rockfeeling. Bei „fetter“ Lautstärke tanzten die Besucher erstmals richtig ab – einige „headbangten“ sogar. Ein Höhepunkt waren die akrobatischen Drum-Einlagen des Schlagzeugers Jonny, dem diese Fähigkeit offenbar in die Wiege gelegt wurde. Doch auch ruhigere Klänge gehörten zum Repertoire der Band, deren Sounds stellenweise an die Rocklegende Santana erinnerten. Jubelschreie und tosender Beifall zeugten davon, dass es sich bei dieser Band um einen Rohdiamanten des Rock handeln könnte. Fazit: Musikfans des alternativen Rocks sind an diesem Abend voll auf ihre Kosten gekommen. Wer nicht nach Hause ging, ließ die Nacht auf dem naheliegenden Zeltplatz bei romantischem Lagerfeuer ausklingen – und sammelte Kraft für den zweiten Tag des „Mountain of Steel“-Festivals.

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