Kirchheimbolanden Blitz-Starkregen am Freitag: Feuerwehr im Großeinsatz

Landunter auf dem Gelände der Kupfermühle bei Bischheim.
Landunter auf dem Gelände der Kupfermühle bei Bischheim.

50 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb einer halben Stunde – das kann ja nicht gutgehen. Und so war es auch: In und um Kirchheimbolanden war die Feuerwehr im Dauereinsatz.

Feuerwehr und Technisches Hilfswerk hatten am Freitagabend einen Großeinsatz in und um Kirchheimbolanden. In einem Anwesen in der Langstraße stürzte eine zehn Meter hohe Wand ein, und im Stadtgebiet sowie entlang des Leiselsbach gab es Hochwasser. Personen kamen nicht zu Schaden.

Kurz nach 16 Uhr begann es zu regnen – ohne dass diverse Unwetter-Apps eine Vorwarnung gegeben hätten. Wie die Feuerwehr der RHEINPFALZ mitteilte, prasselten rund 50 Liter pro Quadratmeter innerhalb einer halben Stunde nieder. Noch während es regnete, löste VG-Wehrleiter Mathias Groß Voralarm für die Funk-Einsatz-Zentrale der Feuerwehr in der Edenborner Straße aus. „Damit wird sichergestellt, dass in der Zentrale schnell reagiert werden kann“, so seine Erklärung. Denn in der Kirchheimbolander Wache werden alle Einsätze in der Verbandsgemeinde koordiniert.

Einsatzzentrale alarmiert Wehren ringsum

Und so kam es, wie es kommen musste: Die Niederschläge waren so gewaltig, dass die Kanalisation die Wassermengen nicht mehr fassen konnte. Einige Gullydeckel wurden auf den Straßen herausgespült und behinderten den Verkehr. Auch im Feuerwehrgerätehaus drückte sich Wasser in die Fahrzeughallen. Allein dieser Umstand war für den Wehrleiter ein Signal, dass es zumindest am Leiselsbach zu Problemen kommen könnte. Kurz vor dem Werksgelände der Kupfermühle in Bischheim treffen nämlich die Wassermengen des Rußbachs und des Gutleutbachs zusammen und münden in den Leiselsbach.

Der Damm zum Leiselsbach war gebrochen.
Der Damm zum Leiselsbach war gebrochen.

Als reine Vorsichtsmaßnahme informierte die Zentrale die Feuerwehren in Bischheim, Gauersheim, Rittersheim sowie Albisheim, dass mit größeren Wassermassen rechts und links des Leiselbachs zu rechnen sein werde. Ein bemerkenswerter Aspekt war, dass es außerhalb der Ortsgrenzen von Kirchheimbolanden überhaupt keine wesentlichen Niederschläge in diesem Zeitraum gab. Zum Glück für die Bürger, denn die Möglichkeiten der Feuerwehr, sie im Katastrophenfall zu alarmieren, sind sehr eingeschränkt: „Wir haben technisch keine Möglichkeit, die Bevölkerung beispielsweise mit einer Sirene und Durchsagen zu warnen“, so Groß.

Dammbruch am Leiselsbach bei Bischheim

Mittlerweile war die Kirchheimbolander Wehr voll im Einsatz: Im Gebäude der Sparkasse stand der Heizungskeller unter Wasser, und aus Bischheim wurde Wasser im Keller der Turnhalle gemeldet. In Gauersheim hatte die Vorwarnung einen positiven Effekt: Die Feuerwehr verteilte Sandsäcke, und somit konnte ein Eindringen von Wasser aus dem Leiselsbach dort abgewendet werden. Währenddessen meldete die Kupfermühle Land unter. Unmittelbar am Werksgelände fließt der Leiselsbach vorbei. Es war nicht das erste Mal, dass hier Wasser ungewollt eindrang. Das Unternehmen hat deshalb in weiser Voraussicht einen Damm entlang des Bachbettes errichtet, um das Waser in seine Grenzen zu halten. Diesmal brach der Damm allerdings an einer Stelle, und das Werksgelände wurde überflutet.

Derweil war in der Langstraße in Kirchheimbolanden eine zehn Meter hohe Mauer eingestürzt.
Derweil war in der Langstraße in Kirchheimbolanden eine zehn Meter hohe Mauer eingestürzt.

Nun war Großalarm für die Feuerwehr Kirchheimbolanden. Hinzualarmiert wurden die Wehren aus Bischheim, Bolanden, Marnheim, Oberwiesen, Kriegsfeld und Mörsfeld. In einer gemeinsamen Aktion wurde das Wasser vom Betriebsgelände abgepumpt. Darüber hinaus wurde mit einer Ringleitung versucht, das Wasser mit einer langen Schlauchleitung, am Firmengelände vorbei zu pumpen.

„Gerumpelt wie ein Bombeneinschlag“

Zwischendurch gab es Schrecksekunden in der Langstraße: „Das hat gerumpelt wie ein Bombeneinschlag, und die Erde hat gezittert“ berichtete später eine Bewohnerin. Was war geschehen? Hinter einem der Häuser im oberen Bereich war eine etwa zehn Meter hohe Wand eingestürzt. Hinter dieser alten, aus Bruchsandsteinen gemauerten Wand, die rund drei Meter über das nächsthöher gelegene Grundstück ragte, sackte das Erdreich samt Mauer und Efeubewuchs in den Hof. Die Mauer direkt nebenan blieb indes unversehrt. Glücklicherweise war während des Erdrusches niemand im Hof“, sagte Groß. Sehr schnell war klar, dass hier unmittelbar keine Menschen in Gefahr waren, und aufgrund dieses Schadensbildes alarmierte die Feuerwehr das technische Hilfswerk.

Neben der Feuerwehr war auch das Technische Hilfswerk im Einsatz.
Neben der Feuerwehr war auch das Technische Hilfswerk im Einsatz.

Diese Hilfsorganisation ist eine Einrichtung des Bundes und verfügt über Experten und schweres Gerät, wenn es unter anderem um Gebäude- oder Geländeschäden geht. Nach Kirchheimbolanden eilten Einheiten aus Alzey, Wörrstadt und Frankenthal mit sieben Fahrzeugen, darunter auch ein Baufachberater. Latent bestand die Gefahr, dass es zu einem weiteren Nachrutschen der Erde kommen könnte. Daher entschied man sich dafür, den restlichen Hof mit im Erdreich gesicherten Sandsackbarrieren abzusichern. Die angrenzenden Bereiche der Anwesen auf der nächsthöheren Ebene wurden für Personen gesperrt. „Wir haben hier rund 1000 Sandsäcke als Barrikaden aufgebaut“, berichtete THW-Einsatzleiter Mathias Hohmann. Bis nach Mitternacht waren die 30 THW-Helfer im Einsatz. Wie es mit diesem Schadensort weitergeht, wird Anfang dieser Woche die Baubehörden beschäftigen.

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