Vor der Wahl Bibelfester Polizeichef, der auch gegen Corona-Leugner seinen Mann steht
„Meine Ideologie ist es, keine Ideologie zu haben“ – damit erklärt Thomas Lebkücher, warum er sich für die Freien Wähler und nicht für eine der im Parlament etablierten Parteien entschieden hat. Dass er aber mit aller Kraft für seine Ansichten einsteht, das zeigt ein Video von April 2021, in dem er bei einer als Gottesdienst getarnten Corona-Demo den Demonstranten die Stirn bietet: seelenruhig, mit Grundsatzgedanken darüber, wie eine Gesellschaft funktioniert, und sogar mit einem Gleichnis aus der Bibel. Die Geschichte aus dem Garten Gethsemane sei in seinem Hinterstübchen hängengeblieben und ihm spontan wieder eingefallen, berichtete der ehemalige Ministrant später. Das Video verbreitete sich rasant.
Die Pandemie hat Thomas Lebkücher von Anfang an bewegt, wie er sagt – sowohl beruflich als auch im politischen Ehrenamt als Ortsbürgermeister seiner Heimatgemeinde Bubenheim im östlichen Donnersbergkreis. In beiden Funktionen habe er vor Augen geführt bekommen, „wie schwierig es ist, der Bevölkerung immer wieder unterschiedliche Regeln zu vermitteln“. An der Frage nach Zuständigkeiten sei er als Polizist auch selbst „schier verzweifelt: Man hat gemerkt, unsere Verwaltung war auf so etwas nicht vorbereitet“.
Chancen, weil „SPD-Platzhirsch“ nicht mehr kandidiert
Und als Ortschef ist ihm während der Pandemie aufgefallen, „wie eingeschränkt die Gestaltungsspielräume an der kommunalpolitischen Basis sind“. Was lag da näher, als den nächsten Schritt gehen zu wollen? Zumal es nach Ansicht des 42-Jährigen der passende Augenblick ist: „Vom Alter her, vom Beruflichen, es passt jetzt.“ Er rechnet sich Chancen aus. Weil Platzhirsch Gustav Herzog nicht mehr kandidiert, sei „der Wiederwahlbonus für die SPD weg“; die Freien Wähler sieht er durch den Erfolg bei der Landtagswahl „ohnehin im Aufwind“.
So wie Thomas Lebkücher politisch den klassischen Weg durchlaufen hat – Ortsbeigeordneter, Ortsbürgermeister, Verbandsgemeinderat, Ausschüsse des Kreises –, so hat er in seinem Heimatort „die typische Bubenheimer Karriere“ hingelegt, wie der Vater elfjähriger Zwillinge sagt: Von den Rasselkindern, die zur Osterzeit mit ihren Ratschen die Kirchturmglocke ersetzen, über die „Kerweborsch“ bis in den Elferrat. Büttenredner ist er schon seit dem 15. Lebensjahr. „So habe ich früh gelernt, vor Menschen zu sprechen und wie man mit Fehlern umgeht, wenn’s mal nicht passt.“
Kandidat würde sich in Berlin an Sachfragen orientieren
Bevor Lebkücher 2020 die Leitung der Polizeiinspektion in Worms übernommen hat – zudem ist er stellvertretender Leiter der dortigen Polizeidirektion –, war er beim Landeskriminalamt und zuletzt dann Leiter der Inspektion in Frankenthal. Auf Platz drei der Landesliste bei den Freien Wählern habe er selbst dann Chancen, in den Bundestag einzuziehen, wenn es mit dem Direktmandat nicht klappen sollte, sagt er. Nur zu gerne würde der FWG-Kandidat in Berlin seine „politische Philosophie leben: immer orientiert an Sachentscheidungen“. Ein Fraktionszwang, so sagt er, „wäre für mich ein Grund, vieles zu hinterfragen“.
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Drei Themen
- Rente: Wer lange genug gearbeitet hat, muss es sich leisten können, in Rente zu gehen – nicht erst mit 68.
- Energiemix: Wir brauchen einen Energiemix aus Windkraft, Solar und Wasserstoff mit regionaler Wertschöpfung. Keine weiteren Windräder im Pfälzerwald.
- Sicherheit: Konsequente, wohnortnahe und moderne Strafverfolgung.