Donnersbergkreis Berührt und verzaubert

Pfarrer Michael Mai mit seiner Gitarre im Kreis der Sängerinnen und Sänger des Kirchenchors.
Pfarrer Michael Mai mit seiner Gitarre im Kreis der Sängerinnen und Sänger des Kirchenchors.

«MARNHEIM.»„Erbarmen! Musikanten sind in Marnheim!“ Mit dieser regional abgewandelten Liedzeile begrüßten der Marnheimer Kirchenchor und Michael Mai mit der Gitarre ein gut gelauntes Publikum vor dem Grauen Turm unter den herrlichen alten Bäumen. Im neu renovierten Schulhof der Marnheimer Grundschule war schon eine Stunde vor Konzertbeginn kaum mehr ein Stuhl unbesetzt – die Mai-Konzerte haben ihr Publikum gefunden.

Pfarrer Mai und sein Kirchenchor hatten eingeladen zum zweiten Liederabend ausschließlich mit Liedern des wohl bekanntesten deutschen Liedermachers Reinhard Mey, zu Liedern aus seiner Anfangszeit bis hin zu seinem neuesten Programm, mit Klassikern und weniger bekannten Stücken. Zusammen mit Michael Mai, der mit Intonation und Stimmlage kaum vom Original zu unterscheiden ist, hatte der Marnheimer Kirchenchor die Lieder mit den tiefgründigen und humorvollen Texten einstudiert. Sofie Bender hatte hier die musikalische Vorarbeit geleistet und eigens passende Arrangements für den vierstimmigen Chor gesetzt. Mit „Wenn ich betrunken bin“ sang Mai eines der Lieder, die pure Lebensfreude und Naturbetrunkenheit des Poeten ausdrücken, wie viele der dargebotenen Lieder, die zwischen Melancholie, Humor, Lebensfreude und Lebensbewältigung und in zarten Tönen und einfühlsamen Texten ihre Bandbreite haben. Die Sehnsucht nach Liebe und Frieden, die immer zusammen geht, wie Mai Albert Schweitzer zitierte, drückte sich in der Interpretation des Solisten wie in der klanglichen Gestaltung durch den Chor vielfältig und stimmungsgeladen aus. Gänsehaut erzeugte das Liebeslied „Ich liebe dich“, das zart und einfühlsam von einem runden Gesamtklang des Chores geprägt, dargeboten wurde. Mit im Programm war auch einer der ersten Erfolge Reinhard Meys, „Ich wollte wie Orpheus singen“, ein Lied das die überwältigende Macht des schönsten Gefühls der Welt mit der Eingeschränktheit des menschlichen Ausdrucks schildert. Mai fand hier wie auch bei allen anderen Liedern nachvollziehbare, informative und warme Überleitungen und Erläuterungen zum großen Vorbild, dessen Biografie und seinem poetischen Werk, das seine Wurzeln in einer intensiven Alltagsbetrachtung hat. Große und kleine Gedanken, Klänge, die unter die Haut gehen, berührten und verzauberten das Publikum. Natürlich kam auch „Über den Wolken“, herzhafte Lachsalven gab es, als die Marnheimer Spieltruppe das Rasenmäher-Lied „Irgendein Depp mäht irgendwo immer“ szenisch gelungen umsetzte. Hier brillierten Friedel Frank als Rasenmäher-Rambo, Karin Barbarino als des Teufels mähende Großmutter mit der Elektroschere und Andrea Mai und Robert Omasmeier als lärmbelästigtes Schmusepaar und ernteten fröhlichen Applaus. Schön die Begleitung am Schlagzeug durch Tobias Roos. Musikalisch höchst anspruchsvoll und ein Genuss für die Ohren das Geigenspiel Sofie Benders, das Akkordeon mit Doris Bender und die gelungene Klavierbegleitung begeisterten, ein vielfältiges und rundes Sommerkonzert waren hier dem Kirchenchor, dem Marnheimer Mai und seinen Musikern und Helfern gelungen. Das gaben viele Stimmen nach dem Konzert begeistert den Aktiven mit auf den Weg. Das Konzert war zugunsten der Kirchheimbolander Tagesbetreuung für an Demenz leidende Menschen „Haus Vergissmeinnicht“ ausgewiesen. Eigens aus Speyer kam deshalb Oberkirchenrat Manfred Sutter, der für Kirchenmusik und Diakonie in der pfälzischen Landeskirche zuständig ist, als Schirmherr. Sutter outete sich als bekennender Reinhard-Mey-Fan und sparte nicht mit Lob für Chor und Solisten: „Ein riesengroßes Kompliment an tolle, hervorragende Sänger und einen hervorragenden Michael Mai!“ und dankte mit einem beachtlichen finanziellen Mitbringsel für den guten Zweck. Auch Sabine Seifert, Geschäftsführerin der ökumenischen Sozialstation, die für das Haus Vergissmeinnicht verantwortlich ist, bedankte sich nach dem Konzert bei Doris Bender, die als Dirigentin für die Gesamtleitung bei dem gelungenen Musikabend verantwortlich war. Als Zugabe gab es „Gute Nacht, Freunde“, und die Freunde der Mey-Mai-Musik konnten anschließend beim Sommerfest der Kirchengemeinde stimmungsvoll weiterfeiern, was der tatkräftigen Unterstützung der Marnheimer Landfrauen im Kirchgarten zu verdanken war.

x