Donnersbergkreis Alte „Schtickelcher“, neuer Redner

Gleichberechtigt: In Dörnbach packen nicht nur die Männer beim Tragen des Kerwestraußes mit an.
Gleichberechtigt: In Dörnbach packen nicht nur die Männer beim Tragen des Kerwestraußes mit an.

Zum 70. Jubiläum ihres höchsten Festes hatten sich die „Gummere“ etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Die ehemaligen „Vädder“ und „Urvädder“ der Dörnbacher Kerwe haben jeweils aus ihrer Periode das vermeintlich beste „Stickelsche“ aus der Kerwerede vorgetragen. Dabei haben sie eindrucksvoll gezeigt, dass sie es immer noch „drauf haben“. Doch damit nicht genug – die begeisterten Besucher wurden auch Zeuge einer Premiere: Der einstige Mundschenk Felix Rahm avancierte mit Unterstützung seiner früheren „Chefs“ selbst zum „Kerweparre“.

Auf der „Ahnenleiter“ ganz unten steht Günther Klein. Er trug eine Episode aus seiner Kerwerede des Jahres 1966 vor. Darin ging es unter anderem um die Sanierung und den Bau von Straßen, Gehwegen und sogar vom Dorfbrunnen. Dies sei so schön gewesen, dass „sogar die Dörrmoscheler ganz neidisch worr sinn“, so Klein. Über diese Aussage beschwerten sich einige Dörrmoscheler im Publikum lautstark, worüber dann alle lachten – auch die Dörrmoscheler selbst. Über die Jahrzehnte haben die Dörnbacher kaum ein Thema ausgelassen. So tauchte 1996 die Frage auf, ob es jemals ein Freudenhaus im Ort gegeben habe. Man beschloss daraufhin, in die Chronik zu schauen. Das Problem: Es gab keine. Daraufhin wurde beschlossen, selbst eine zu schreiben. Gesagt, getan – mit der Anzahl der Exemplare hatte man allerdings etwas zu hoch gegriffen: Sie lag zirka bei zwei Büchern pro Einwohner. Halb so wild: Es wurde beschlossen, „Zugezogenen“ die Chronik zu schenken – damit diese wüssten, was es bedeute, eine „Gummer“ zu sein ... Neues gab es auch zu berichten. So habe einer der Straußborsch bei seiner Verabschiedung „gesündigt“, wie Felix Rahm informierte. Details könne er allerdings an dieser Stelle nicht bekannt geben, da es dann die meiste Zeit „piepsen“ würde. Insgesamt hat Rahm seine Premiere souverän gemeistert und die Pointen wunderbar auf den Punkt gebracht. Fortsetzung empfohlen! Gleiches gilt für Mundschenk Jonas Bals, der die obligatorischen Kerwerufe mit beträchtlicher Lautstärke schmetterte. Sehen lassen konnte sich aber auch zuvor der Kerweumzug mit immerhin elf „Nummern“ und vielen gut gelaunten Teilnehmern. Wie gewohnt hatten sich die Straußborsch viel Mühe mit ihrem Motivwagen gemacht. Den Hänger zierte eine große, gezimmerte „70“, verbunden mit der Aufschrift „70 Jahre – eine Ära – eine Legende“. Ferner hatten sie aus Luftballons eine Gurke gebunden, die neben der Jubiläumszahl platziert wurde. Angeführt wurde der Lindwurm vom Dörnbacher Musikverein. Gleich dahinter sind der neue Kerwevadder Felix Rahm und sein Mundschenk Jonas Bals auf einem per Quad gezogenen Hänger chauffiert worden. Die Garde-Tanzgruppe des TSV Dörnbach gab schwungvolle Kostproben ihres Könnens, derweil sich die Dörnbacher Kleinkinder auf ihrem jeweils liebsten Fahrzeug von ihren Eltern ziehen ließen. Bunt geschmückte Traktoren, Dreiräder oder Autos waren Beleg dafür, dass die Dörnbacher kein Nachwuchsproblem haben. Der SPD-Ortsverein verteilte vom Traktor herunter Kugelschreiber und „Schnäckes“, die Hupe des Bulldogs klang wie das „Muhen“ einer Kuh, was für Gelächter unter den Kiebitzen sorgte. Die „Alten Herren“ der Spielgemeinschaft Dörnbach/Gundersweiler verteilten „Gewürzgummere“ an die Gäste und zugleich Wein zum Nachspülen. Die Jugendfeuerwehr präsentierte stolz ihr Fahrzeug und gab ebenfalls Süßigkeiten aus, eine private Gruppe machte mit amerikanischen Autos auf ihre deutsch-amerikanischen Freundschaft aufmerksam. Imposant der Aufzug der ehemaligen Kerwevädder: Sie setzten mit einem leuchtend roten Lastwagen ganz besondere Akzente. Die Straußborsch aus den umliegenden Gemeinden waren ebenfalls gekommen, um ihre Dörnbacher Kollegen beim Umzug zu unterstützen. Auf einem Anhänger tummelten sich die Straußjugenden aus Imsweiler, Gerbach, Gundersweiler und Höringen. Sie alle hatten eines gemeinsam: Sie schrien, was das Zeug hielt ...

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