Bad Dürkheim Zwischen den Zeilen der Liebe

Was ein Mensch ist, leuchtet auf im Auge dessen, der ihn liebt. So beschrieb einst ein Denker die beglückende Resonanz der Liebe. Doch es gibt Beziehungen, in denen leuchtende Augen nicht zusammen treffen. Um unerfüllte Liebe geht es in

1988 uraufgeführt, machte das Bühnenwerk um Melissa Gardner und Andrew Ladd seinen Autor international bekannt. Dass es ein Lesestück ist, tut der Intensität keinen Abbruch. Eine starke atmosphärische Wirkung ist auch im kleinen Turmtheater der Freinsheimer Stadtmauer vom ersten Moment an zu spüren, wenn Anja Kleinhans und Christian Birko-Flemming zwei Lebensläufe verkörpern, die gegensätzlicher kaum sein können.

Das Stück bringt es mit sich, dass der schauspielerischen Interpretation enge Grenzen gesetzt sind: Alles teilt sich über Briefe mit, die wie ein ungefilterter Rohstoff aufzeigen, was dieses Paar verbindet und trennt. Die Darsteller lesen ihre Rollen sozusagen vom Blatt. Aber es macht ihre große Echtheit aus, dass sie durch die Briefzeilen zwei Menschen greifbar nahe bringen. Bewegend und aufwühlend nahe sogar. Jeder sitzt an seinem Tisch. Es gibt, abgesehen von Anfang und Ende, keinen direkten Kontakt, nicht einmal Blickkontakt zwischen den beiden. Und doch erlebt man unmittelbar die Entwicklung zweier Leben, zusammengeklammert und zugleich gespalten, unentwirrbar verschlungen in spannungsvollen Gefühlen. Durchweg gelingt es dem Duo, mit Stimme, Mienenspiel und sparsamer Gestik ein emotionales Auf und Ab zu verdichten. Sie leben ihre Rolle, ohne sich darin zu verlieren.

Zum Inhalt hat das Stück eine Jahrzehnte andauernde Beziehung, die in der Kindheit mit unbekümmerter Frische aufkeimt. Überzeugend wird im weiteren Verlauf die wachsende Kluft herausgearbeitet, das Auseinandergehen der Lebensbahnen. Während Andrew sein Leben zwischen Vernunft und säuberliche Ordnung keilt, verliert sich Melissa immer haltloser ins Chaos von Zerrüttung und Alkoholsucht. Anhand herausgegriffener Ereignisse entsteht in der Vorstellung des Zuschauers ein Reigen von Bildern: Anja Kleinhans zeigt anrührend die tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit, während Christian Birko-Flemming den Karrieremenschen darstellt, der sich tarnend mit erfolgreichem Pflichteifer umhüllt.

Zwischen den Zeilen der Liebe erlebt man ein widerstreitendes Spiel von angefachten und gebremsten Emotionen. Ihre Distanz, ihre Reibereien und Widersprüche unterstreichen die Darsteller durch den Wechsel von Licht und Schatten: Zieht sich einer der Partner in Schweigen zurück, bleibt er unerreichbar im Dunkel. Sobald er jedoch antwortet, setzt er sich buchstäblich ins Licht. Werden Nachrichten im schnellen Dialog ausgetauscht, bedienen beide Schauspieler ihren Lichtregler in hektischer Eile und Erregung.

Der Abschiedsbrief, in dem sich Andrew schmerzvoll die Liebe zu seiner

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