Bad Dürkheim Wunderschön subtil

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Volltönend hat der Bezirksposaunenchor der protestantischen Kirchenbezirke Frankenthal und Bad Dürkheim-Grünstadt das geistliche Konzert zum Bezirksposaunentag eröffnet. Weil der hiesige Posaunenchor sein 40-jähriges Bestehen feiert, fand das Konzert in der Kurstadt statt.

Die Leitung des Konzerts zum Bezirksposaunentag teilten sich der neue Landesposaunenwart Christian Syperek und der Frankenthaler Bezirkskantor Eckhart Mayer. Das vielfarbige Bläsermusikprogramm wurde von Dürkheims Bezirkskantor, Kirchenmusikdirektor Jürgen E. Müller, an der Orgel bereichert. Die Liturgie oblag Pfarrer Dr. Frank Biebinger, und in der Schlosskirche hatte sich am Sonntagnachmittag eine große Musikgemeinde eingefunden. Was sie zu hören bekam, war durch die Bank erfreulich und zeugte von einer bemerkenswerten musikalischen Kompetenz der Bläser. Was das Konzert unter Sypereks Leitung so wunderschön subtil und beschwingt eröffnete, war „The Earl of Oxford’s Marche“ aus der Feder des englischen Renaissancekomponisten William Byrd. Es folgte der Kanon „Ich will den Herrn loben allezeit“, in den sich nach einem wirklich prachtvoll blühend und weich geblasenen Vorspiel auch die Gemeinde einflocht. Dann übernahm Eckhart Mayer den Dirigierstab und leitete drei Sätze unterschiedlicher Herkunft von Georg Friedrich Händel – zunächst kraftvoll einen Marsch aus „Joshua“, dann ebenso kraftvoll das Largo „Ombra mai fu“ aus der Oper Xerxes und die Réjouissance aus der Feuerwerksmusik. Mag bei den Ecksätzen die Einrichtung für kräftig aufspielenden Bläserchor noch einigermaßen für sich einnehmen, war das zarte Largo in dieser Besetzung nun wirklich nicht in den rechten Händen. Es klang viel zu massiv. Interessant war zu erleben, wie stark der unterschiedliche Dirigierstil beider Posaunenchorleiter auf die Art des Vortrags durchschlug. Sypereks zurückhaltende, deutend-fließende Bewegungen ließen das stattliche Ensemble mild, weich und sehr beweglich spielen. Das war im Kirchenraum sehr angenehm zu hören. Mayers Skandieren animierte zu deutlicher, manchmal recht massiver und die Präzision der Intonation gefährdender Spielweise. Die ist gewiss notwendig, wenn man im Freien dem Gemeindegesang Kontur geben will – zwei unterschiedliche Qualitäten also. Das weitere Programm pendelte auf hohem bläserischem Niveau zwischen beiden genannten Polen, es gab eine Brass-Serenade von Riegler ebenso wie eine etwas willkürlich ausgeschnittene Passage aus der zweiten Mendelssohn-Sinfonie oder einen Satz von Giovanni Gabrieli, auch der unvermeidliche Jacob de Haan durfte nicht fehlen. All das setzte der Bezirksposaunenchor sehr qualitätvoll um. Vielleicht am schönsten gelang das Bach-(Orgel-)Vorspiel zum gemeinsamen Kirchenlied „Nun danket alle Gott“. Hier teilten sich die Bläser in zwei Gruppen, deren eine bedächtig den Choral und deren andere die munteren Umspielungen dieser Melodie vortrugen. Das war elegant und gerade im Vergleich zum Orgeloriginal klanglich auch wohlgelungen. Landesposaunenwart Syperek hatte eine Dankesurkunde für den 40 Jahre alten Dürkheimer Posaunenchor mitgebracht, die er Bezirkskantor Müller als damaligem und Sebastian Schipplick als jetzigem Leiter mit entsprechenden Anerkennungsworten überreichte. Pfarrer Frank Biebinger trug als Liturg das Gotteslob betreffende Psalmverse und Paulusworte vor und hob hervor, dass eine Periode von 40 Jahren oder Tagen in der Bibel immer einen vollendeten, in sich abgerundeten Zeitabschnitt bedeute. Müller trug an der großen Schlosskirchenorgel in klarem kraftvollen Zugriff diverse Orgelstücke des 19. Jahrhunderts bei. Sie passten sich hervorragend ein, weil er die Trompeten und Posaunen nachahmenden Zungenregister einsetzte. Es waren Sätze zur Heiligen Messe von Adolphe Querm und Jacques Louis Battmann und eine prachtvoll gefällige Fanfare in D-Dur von Nicolas Jaques Lemmens. Alles in allem: ein bestens gelungener musikalischer Gottesdienst, an dessen Ende die Zustimmung groß und herzlich war.

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