Bad Dürkheim Wechselnde Formationen

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Die Dozenten des jährlich stattfindenden Jazz-Workshops sind am Donnerstagabend bei ihrem Konzert im Freinsheimer Von-Busch-Hof von ihren Schülern genau beobachtet worden. Die Workshopteilnehmer bildeten im voll besetzten Saal einen Großteil des Publikums, das das Oktett begeistert feierte.

Wenn man seit 18 Jahren dabei ist, kann man wohl sagen, man sei in die Jahre gekommen. So ähnlich drückte sich Trompeter Ralph „Mosch“ Himmler aus, der mit seinem komödiantischen Talent einen großen Teil der Moderation bestritt. Wenn auch einige der Dozenten zu den Gründungsmitgliedern des Workshops gehören, zum Beispiel Christian Eckert, Dirk Schilgen und Helmut Engelhardt, so hören sie sich keineswegs müde und ausgeleiert an. Kursteilnehmer und Publikum erlebten ein sehr lebendiges, freudig aufspielendes Oktett, das in wechselnden Formationen zeigte, wie man seine Instrumente und die Spielweisen des Jazz perfekt darstellen kann. Auf dem Programm von Gitarrist und Kursleiter Christian Eckert, Sängerin Nicole Metzger, Schlagzeuger Dirik Schilgen, Ralph „Mosch“ Himmler (Trompete und Flügelhorn), Pianistin Anke Helfrich, Keyboarder Helmut Engelhardt, Saxophonist Steffen Weber und Kontrabassistin Lindy Huppertsberg standen nicht nur Werke anderer Leute, sondern auch Eigenkompositionen. So steuerten beispielsweise Anke Helferich „Sagrada Familia“ und Dirik Schilgen „Further South“ bei. Außerdem spielten die Musiker als Hommage an Toots Thielemans dessen Stück „Bluesette“, denn einige haben bei ihm in den Niederlanden studiert. Thielemans hat seinerzeit bewiesen, dass die Mundharmonika durchaus jazzfähig ist. Nicole Metzger, die mit großer Bühnenpräsenz den Jazzgesang in seiner ganzen Bandbreite vorführte, scheint im Laufe der Jahre eine immer vollere, dunklere Stimme bekommen zu haben. Vom Röhren bis Trällern, von breitestem amerikanischen Englisch bis zu rhythmischen Nonsense-Silben breitete sie ihr Können aus. Besonders der Mond schien es ihr und ihren Kollegen bei der Titelauswahl angetan zu haben: „Old Devil Moon“, „Moon, you saw me standing“ oder „No Moon at all“ gaben viel Anlass zu verschiedenen, meist amourösen Emotionen. Viel Abwechslung boten die verschiedenen Kombinationen. So gesellten sich zum geradezu meditativen Gesang des Saxophons ganz allmählich andere Instrumente. Mal wurde ein Stück ohne die Bläser oder ohne das Piano präsentiert, mal schrumpfte das Oktett zum Duo. Etwas leiser mussten die Musiker bei den schnellen Kontrabasssoli von Lindy Huppertsberg sein. Diese wurden – ebenso wie die gesamte Ensembleleistung – mit viel Applaus bedacht. Am Schluss furios: die All Stars! „Wir sind die Band“ verkündete Himmler freudig. Gemeinsam spielten sie „Orange colored Sky“ und gaben nach viel begeistertem Applaus noch eine Zugabe: „Please, don`t talk about me when I`m gone“. Diese Aufforderung – „Rede nicht über mich, wenn ich gegangen bin“ – sollte man laut Himmler allerdings nicht zu wörtlich nehmen. Stattdessen würden sich die Dozenten freuen, wenn einige Zuschauer „Werbung“ für sie, den Workshop und die Musik, die dabei entsteht, machen würden. Dieses Ergebnis konnte sich mehr als hören lassen. Mit viel Seele und viel Humor, mit Spaß an der Freude wurde musiziert, und die lockere Stimmung übertrug sich mühelos aufs Publikum.

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