Bad Dürkheim Stadt wagt den Wuma-Spagat

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„Wir wollen wieder, aber anders feiern.“ Auf diesen einfachen Nenner brachte Christoph Glogger das Leitmotiv der Stadt zum nächsten Jubiläum im September 2017: Nach dem 600. Wurstmarkt will Bad Dürkheim nun „600 Jahre Wurstmarkt“ hochleben lassen. Unter anderem werden die Eröffnung samt Aufzug neu konzipiert und es gibt die Idee zu einer Dauerausstellung „600 Jahre auf 600 Metern“ vom Kurpark bis in die Innenstadt. Völlig losgelöst vom Wurstmarkt selbst ist ein dreitägiges Fest am 29. September, dem Michaelistag, geplant. Er gilt als eigentliches Ursprungsdatum (wie gestern kurz gemeldet).

Diese ersten Überlegungen und Vorschläge wurden am Donnerstag im zuständigen Ausschuss präsentiert und teilweise bereits abgesegnet. Es gehe um die „Balance, auch das zweite Jubiläum gut zu gestalten und sich nicht zu wiederholen“, meinte der Bürgermeister. Was nicht ganz eingehalten wird. So soll, wie vorab schon klar, das Jubiläumslogo 2016 in modifizierter Form auch für 2017 nochmals verwendet werden (ehe es ab 2018 ein völlig neues geben soll). Ebenso wird es einen Teil der Jubiläumsgläser wieder geben. Und auch das Musikfeuerwerk soll wiederholt werden – und zwar jetzt als Zugpferd für den Vormarktdienstag. Heuer am Abschlussmontag habe das Feuerwerk das Festgelände bis an die Kapazitätsgrenzen geführt, wie der künftige Organisationschef Marcus Brill (siehe Zur Sache) sagte. Wobei die technischen und optischen Mängel bei der Premiere 2016 nächstes Jahr vermieden beziehungsweise ausgemerzt werden sollen. So war ausgerechnet am Wurstmarktkreisel als hochfrequentierter Stelle trotz mehrfachem Soundcheck vorab die Tonübertragung der benachbarten Fahrgeschäfte ausgefallen, und auch an den Schubkarchständen sei nichts zu hören gewesen. Die Musik sei vom Publikumsgemurmel verschluckt worden, bestätigten die Zäppler Walter Wolf und Rolf Bart (beide CDU). Bart stellte in den Raum, es beim ersten Versuch zu belassen, statt sich mit einem zweiten zu blamieren. Ein halbes Dutzend weiterer Redner sprach sich jedoch dafür aus, dem Musikfeuerwerk die zweite Chance zu geben. Vor allem die Verlegung auf den Dienstag, um zusätzliches Publikum zu locken, fand Kurt Freund (CDU) bestechend. Weiterer Vorteil: Die Stadt will die Infrastruktur vom Literarischen Frühschoppen am Vortag noch nutzen und die Schubkärchler mit dessen Tonübertragung beschallen. „Die’s gehört und gesehen haben, waren begeistert, und es war rappelvoll“, sah auch Markus Wolf (CDU) einen zusätzlichen Werbefaktor – ebenso wie Petra Dick-Walther, die allein die ganztägige Radiowerbung auf dem Sender RPR, der die Feuerwerksmusik live übertragen hatte, hervorhob. Da viele Elemente in Bodennähe vom Platz aus nicht zu sehen gewesen seien, wie der künftige Organisator Marcus Brill einräumte, soll das Spektakel ganz auf Höheneffekte ausgerichtet werden. Einen zweiten Jubiläumsfestzug wie zum 600. wird es nicht geben, darauf hatte sich der Festausschuss schon zuvor festgelegt. Mit der Eröffnung kehrt die Stadt zurück zum Platzkonzert vor dem Kurhaus samt dem gemeinsamen Aufzug aufs Festgelände. Er soll aber eine neue Route nehmen: Nach der Schleife über Ludwigs- und Römerplatz wird er künftig vor den Torgebäuden in die Weinstraße Nord und vor deren Einmündung auf die B 37 nach rechts durchs erste Wurstmarkttor abbiegen, geradeaus bis zur Trafostation, dann in kurzer „Links-Rechts-Schikane“ am Hamelzelt vorbei Richtung Gradierbau marschieren. Dort fahren die Wagen geradeaus über die B 37 ab, derweil die Fußgruppen in den Kurpark einlaufen: Eine Mehrheit im Ausschuss stimmte in die Überlegung der Verwaltung ein, das Auftaktzeremoniell an die Saline zu verlegen – mit dem Kapellchen als Kulisse, das ja auch im Laienschauspiel zitiert wird. Das historische Szenenspiel, das zum 600. aussetzen musste, soll überarbeitet werden, moderner und prägnanter werden, so die Wortwahl von Glogger und Brill. Im Kurpark wären die Platzverhältnisse weniger beengt wie jetzt vor dem Bühnenwagen am Kreisel, durch die neue Strecke über den Platz gebe es verkehrstechnisch weniger Einschränkungen und Sperrungen gerade auf der B 37, so die zusätzlichen Argumente. Bis auf Sibylle Heissler (Grüne) sprachen sich alle Fraktionsredner für die Saline als Schauplatz aus. Die Zäpplerin würde den Wurstmarkt lieber weiterhin auf statt neben dem Platz eröffnen und hielt auch die Fläche am Riesenrad unmittelbar bei den Schubkärchlern als alternative Bühne für ausreichend groß. Der historische Weg „600 Jahre auf 600 Metern“ soll eine Reihe markanter Daten aus der Wurstmarktgeschichte als Dauerausstellung für die Zukunft zusammenfassen – und zwar entlang der Aufzugroute in umgekehrter Richtung, beginnend im Kurpark am Fuß des Kapellchen als Ursprungsort 1417. Die Schau soll multimedial über GPS oder auch die Audioguides des Gradierbauvereins genutzt werden können und auch auf die größere Ausstellung im Stadtmuseum hinweisen. Manfred Geis (SPD) war skeptisch, ob es an prägnanten Daten nicht nur solche aus den letzten hundert Jahren gäbe. Roland Poh erinnerte indes an die vielen älteren Motive im Festzug. Zitiert Durch meine Brille |psp

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