Bad Dürkheim Kommentar: Im falschen Film

Ums Haar hätte sich die SPD selbst ein dickes Ei ins Wahlkampfnest gelegt. In falscher Solidarität mit ihrem Landtagsabgeordneten Manfred Geis und der SPD-Landesregierung in Person von Finanzminister Carsten Kühl neulich, die die Entwicklung um die Staatsbad GmbH in geradezu grotesker Weise auf den Kopf stellen wollten. Das ist Mehrheitseigner der Staatsbad. Das hat seinen Kurbetrieb in Bad Dürkheim rabenmütterlich behandelt, nach und nach ausbluten lassen und schließlich an die Wand gefahren. Das hat die Privatisierung zu lange versäumt, das Verfahren schließlich ein ums andere Mal verschoben und letztlich in den Sand gesetzt. Das hat angesichts des langwierigen Fortgangs versäumt, rechtzeitig einen Plan B ins Auge zu fassen. Und vor allem anderen: Das ist Arbeitgeber im Kurzentrum und damit fürsorgepflichtig für seine Belegschaft. Ein letzter Punkt: Das hat die Öffentlichkeit nicht informiert, den wenigen Insidern einen strengen Maulkorb verpasst. Die Vorsitzende des Staatsbad-Aufsichtsrats, nicht dessen Mitglied Lutz, hätte heute noch die erste Frage der RHEINPFALZ in Sachen Therme direkt zu beantworten. Geschweige denn den Stadtrat als Partner einmal ins Bild zu setzen! Diesen nun umgekehrt als unsolidarisch zu bezeichnen, wie Manfred Geis es tut, ist absolut absurd. Genauso wie den Standort als Grund für das Scheitern heranzuführen. Überhaupt: All diese Versäumnisse jetzt auf die Stadt ummünzen zu wollen, ihr gar die Pistole auf die Brust und sie ultimativ unter Druck setzen zu wollen, ist ein untauglicher, ja, unverschämter Versuch, die Tatsachen zu verdrehen und von eigener Fehlleistung auf ganzer Linie abzulenken. Auch wenn die SPD gleich im Dreieck springt: Sie hat es zuvorderst Wolfgang Lutz zu verdanken, dass sie die Kurve noch gekriegt hat. Ihm ging es um eine möglichst breite Phalanx im Stadtrat, ein Zeichen der Geschlossenheit, im Sinne der Kurbetriebe und deren Mitarbeiter, viele nicht zuletzt Dürkheimer Bürger. Er war es, der der SPD und ihrem wort- und hilflosen Fraktionschef entgegenkam, die Formulierung vorschlug, die die Genossen selbst zu benennen nicht in der Lage waren. Sondern lediglich drohten, die Abstimmung zu boykottieren. Schließlich ist es wohl dem erfahrenen Reinhard Brenzinger aufgegangen, wie sehr ein solches Verhalten der SPD nachträglich um die Ohren geflogen wäre! Er übernahm dann auch das Ruder, um die Fraktion um die Klippe zu lotsen. Übrigens: Der Betriebsrat der Staatsbad hat sich gestern in einer Stellungnahme bei Bürgermeister und Stadtrat ausdrücklich für ihre Haltung bedankt.

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