Bad Dürkheim Gut gebrüllt, König!

Wie ein beherzter Knappe sich nicht einschüchtern lässt und dafür ritterlich belohnt wird, das erlebten die Zuschauer bei der Aufführung „Vincelot und der Feuerdrache“. Das Stück wurde beim Festival „Theater international“ am Donnerstag und Freitag im Dürkheimer Haus gezeigt. Die „Freie Bühne Neuwied“ spielte das Theaterstück nach den Kinderbüchern von Ellen Alpsten und Andrea Hebrock.

Es ist eine Mutmachgeschichte, die auch in scheinbar gefährlichen Momenten den Bühnenhelden und sein Publikum nicht verzagen lässt. Den Part der Angst übernimmt für die jungen Zuschauer ab fünf Jahren das Zauberschwert Vincelots. Über dessen Furchtsamkeit können die Kinder erleichtert lachen. Ansonsten wirkt die Geschichte einfach gewebt: Auf der einen Seite stehen die Guten im Königreich, auf der anderen ein gieriger Bösewicht und seine Räuberbande. „Fürst Finster“ ist so gemein, dass er nicht nur das Gold des Königs stiehlt, sondern zu allem Überfluss auch Prinzessin Paula entführen will. Interessant zu sehen, wie das Bühnenduo Tammy Sperlich und Boris Weber das Führen der Figuren von ihrem Sprechen löst: Während Weber beispielsweise die Prinzessin spielt, bringt Spielpartnerin Sperlich die Figur zum Reden. Auch die Grenzen zwischen Figurenspiel und Schauspiel verschwimmen: Den König gibt es ebenso wenig als Puppe wie Ritter Roland oder den Räuberfürst – sie werden von den Darstellern selbst verkörpert. Allenfalls erscheint der fiese Fürst als Flachfigur über dem Bühnenrand. Auch beim Agieren mit den Puppen entscheiden sich die Darsteller dafür, nicht unauffällig hinter ihnen zu verschwinden. Während sie die Großfiguren (Figurenbau: Monika Seibold) an jeweils zwei Führstäben bewegen, bleiben sie stets optisch präsent. Hierzu trägt auch die bunte Kostümierung im mittelalterlichen Stil bei. Boris Weber und Tammy Sperlich zeigen solides darstellerisches Spiel, bei dem sie eher brav als originell wirken. Zwar orientiert sich die Inszenierung eng am Buch. Der witzig-kritische Unterton, der in der Textvorlage die ritterlichen Ideale umkrempelt, gerät aber in den Hintergrund einer geläufigen Heldengeschichte. Dennoch wird die Aufführung von den Kindern gespannt verfolgt. Besonders fesselt natürlich die Höhlenszene, deren Wiedergabe gut gelingt. Und danach? Tammy Sperlich zeigt Ritter Roland als angeberischen Wichtigtuer, der den tapferen Helden markiert. Aber der König, kraftvoll von Boris Weber gespielt, fordert lautstark die Wahrheit. So kommt sie ans Tageslicht und der heldenmütige Vincelot zur verdienten Ehre des Ritterschlags. Gut gebrüllt, König!

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