Bad Dürkheim Grüne wollen nicht auf rechte Seite

Sich auf irgendeinen Platz zu setzen, das geht in den meisten Gemeinderäten nicht. Vorne sitzen die wichtigen Männer und Frauen, quasi die Platzhirsche. Die, die weiter hinten sitzen, werden gerne als Hinterbänkler bezeichnet. Die Grünen sitzen im Kreistag traditionell in der letzten Reihe. Etwas ganz anderes aber hat Grünen-Frontfrau Pia Werner in Rage gebracht: Die Grünen sollten auf der rechten Seite sitzen.

Dem Ältestenrat obliegt es, zu Beginn einer Wahlperiode den Damen und Herren des Kreistags ihre Plätze zuzuweisen. Da gilt es einiges zu berücksichtigen. Etwa wie viele Vertreter die politischen Gruppierungen in den Rat entsenden. Auch möchten die Fraktionen zusammensitzen und nicht etwa einen schwarzen, roten oder grünen Lauscher mitten in ihren Reihen haben. „Die kleinen Fraktionen sollen in einer Reihe sitzen“, nennt Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld (CDU) ein weiteres Kriterium bei der Platzvergabe. Das ist zwar nicht in allen Räten so, aber im Kreistag ist das üblich. Nun hat sich bei der Kommunalwahl an der Zusammensetzung des Kreistags einiges geändert: Die NPD und die Republikaner sind draußen, die AfD ist mit zwei Leuten drin. Die Grünen haben einen Ratsvertreter mehr und die FDP zwei weniger. Klar war im Ältestenrat, dass CDU und SPD von vorne her die Reihen im Sitzungssaal auffüllen. Die SPD auf der Südseite, das ist von den Plätzen des Landrates und der Beigeordneten aus gesehen links, und die CDU auf der Nordseite, also rechts. Nicht ganz so einfach war es mit der letzten Reihe. In der gibt es 15 Sitzplätze, zwischen Platz sechs und sieben ist ein Mittelgang. Der Ältestenrat verteilte die neun Plätze auf der Südseite an FWG, AfD und Linke, vom Mittelgang aus in dieser Reihenfolge. Die sechs Plätze auf der Nordseite gingen an FDP und Grüne, den zwei Vertretern der FDP wurden die beiden ersten Plätze vom Mittelgang aus zugeteilt. Das gehe ganz und gar nicht, wetterte die Grüne Pia Werner. „Man wollte uns in die äußerste rechte Ecke setzen, wo bisher die NPD und die Republikaner gesessen haben“, sagt Werner und klingt immer noch erbost. Die Grünen seien schließlich eine linke Partei. Außerdem „ist die linke Ecke im Kreistag traditionell unsere Ecke“. Die rechte Ecke, die sei genau richtig für die AfD. Trotzdem fügten sich die Grünen in der ersten Sitzung des Kreistags. Doch es folgte ein reger Mailverkehr zwischen einigen Kreistags-Mitgliedern. „Der unserer Fraktion angedachte Platz ist nicht akzeptabel“, teilte Werner Verwaltung und Ratskollegen mit. Wenn die Grünen schon beim „konservativen Block“ sitzen müssten, dann dort wenigstens links, Richtung Mittelgang – linkskonservativ sozusagen. Lieber aber auf der linken Seite. Die FWG wollte aber ihre Plätze auf der linken Seite Richtung Mittelgang nicht aufgeben. Schon deshalb, weil man dort auch in der vorhergehenden Wahlperiode gesessen habe. Die Grünen könnten mit Linken und AfD tauschen, dann würden sie ganz links sitzen, gab FWG-Fraktionssprecherin Heike Rung-Braun den Ball weiter. Die drei Plätze reichen für die vier Grünen zwar nicht. Doch gibt es im Ratssaal, anders als bei dem Spiel „Die Reise nach Jerusalem“, nicht einen Sitzplatz zu wenig, sondern einen zu viel. Der war glücklicherweise in der zweitletzten Reihe links außen. Da könne der vierte Grüne sitzen, so Rung-Braun. Ihr Vorschlag fand allgemeinen Anklang. Nachdem die CDU in der vergangenen Wahlperiode NDP und Republikaner „in unserem Rücken ertragen hat, können wir auch mit AfD und Linken leben“, kommentierte Fraktionssprecher Reinhard Stölzel. Und konnte sich ein süffisantes „Wir sind ja Demokraten“ nicht verkneifen. „Was soll das Ganze, ich verstehe nicht, wie man sich so verhalten kann, wir sind schließlich alle gewählt“, sagt Stölzel. Linke und AfD wurden zur neuen Sitzordnung nicht befragt, sondern bei der zweiten Sitzung des Kreistags vor vollendete Tatsachen gestellt. Das freute die Linke Stefanie Beck gar nicht. Schon bei der ersten Sitzung des Kreistags habe es ihr nicht gefallen, dass sie bei der AfD sitzen soll. Denn „die sind mir politisch nicht so genehm“. Und auf die rechte Seite, zwischen FDP und AfD, da wollte sie auf gar keinen Fall. Pia Werner habe ihr vorgeschlagen, dass sie zu den Grünen nach links kommen soll, verrät Beck. Man habe die Stühle etwas zusammengerückt, so könnten statt neun auch zehn links hinten sitzen, erklärt Werner. Bei der zweiten Sitzung des Kreistags saßen dann die vier Grünen in der letzten Reihe links außen und Beck in der vorletzten Reihe links außen. Über diese Sitzordnung sei nicht entschieden worden, sagt der Landrat. Übrigens: Von den Zuschauer- und Presseplätzen aus betrachtet, sitzen Grüne und Linke jetzt rechts außen.

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