Bad Dürkheim Feuerwerk an Klängen und Gefühlen
Mehr Besucher hätte am Freitagabend das Eröffnungskonzert des Karel-Kunc-Duo-Wettbewerbs im Kulturzentrum Haus Catoir verdient gehabt. Sebastian Lastein mit der Klarinette, begleitet von der ihm absolut ebenbürtigen Pianistin Zhana Minasyan, entfachte bei dem bereits 57. VR-Bank-Schlarb-Konzert ein wahres Feuerwerk an Tönen, Klängen und Gefühlen.
Neben vielen anderen Preisen hat sich Sebastian Lastein 2001 den ersten Preis beim Karel-Kunc-Duo-Wettbewerb erspielt. Seitdem hat er sich zu einem national und international gefragten Solisten und Kammermusikpartner entwickelt. Auch die ebenso temperamentvolle wie einfühlsame Klavierbegleitung durch Zhana Minasyan, unter anderem auch Klavierlehrerin an der Musikschule Wachenheim, erweckte ebenso viel Bewunderung wie Lust am Zuhören. Schade daher, dass nicht einmal eine Handvoll junger Leute zu diesem Eröffnungskonzert gekommen waren. Schon mit dem ersten Stück, der Sonate op. 167, einer der drei Sonaten für Holzblasinstrumente und Klavier, die Camille Saint-Saëns 1921 noch in seinem Todesjahr komponiert hat, zeigte sich die ganze Bandbreite der Klarinette an Tonumfang und ihren klanglichen Möglichkeiten zwischen pianissimo und fortissimo. Zart, weich und sehnsuchtsvoll begann Lastein das Allegretto, verlieh den hohen, schnelleren Tönen eine beinahe faunische Koketterie. Zhana Minasyan am Klavier nahm jede Regung sehr sensibel auf, unterstrich die zarten Klänge des Beginns mit ebensolcher Sanftheit, wie sie im zweiten Satz, dem Allegro animato, die Anklänge an einen heiteren gesprungenen Tanz mit musikalischen „Hüpfern“ betonte, und im Lento des dritten Satzes die tiefen klagenden Töne der Klarinette mit Akkorden wie Alarmrufen unterstrich. Schwungvoll und rasant schöpften Klarinette und Klavier dann das Molto allegro aus, bevor sich die Sonate mit der Wiederaufnahme der Eingangsmotivs zu einem Kreis schloss. Ebenso mitreißend gestalteten sich das „Solo de Concours“ von André Messager (1853-1929) und das „Thema und Variationen“ von Jean Françaix (1912-1997). Beide Kompositionen, erläuterte Gabriele Weiß-Wehmeyer, Organisatorin des Karel-Kunc-Duo-Wettbewerbs, wurden für Wettbewerbe zur Aufnahme an französischen Konservatorien komponiert – und werden von den Wettbewerbsteilnehmern auch in Bad Dürkheim immer wieder gespielt. Wer das schafft, muss allerdings schon in einer höheren Liga spielen. Die Stücke, wie Lastein und Minasyan sie mit Leichtigkeit präsentierten, lassen nur ahnen, wie viel Übung hinter ihrer Aufführung steckt. Da sind Fingerfertigkeit gefragt und bei der Klarinette eine ausgefeilte Atemtechnik. Vor allem das Werk von Jean Françaix erweckt den trügerischen Eindruck von Leichtigkeit. Mit seinen wiederkehrenden Akkorden, ausgefallenen Rhythmen und Tonsprüngen erinnert es stellenweise an ein unbeschwertes, beinahe ungelenkes Kinderspiel. Was, um es klanglich umzusetzen, freilich alles andere als ein Kinderspiel sein dürfte. Einfach und elegant intonierten Lastein und Minasyan die 1936 entstandene „Aria“ für Klarinette und Klavier von Eugène Bozza, sehr akzentuiert auch die „Sonate“ von Francis Poulenc mit ihrem heiteren, temporeichen Finale. Weitere Höhepunkte setzten George Gershwins „Three Preludes“, darunter ein sehr beschwingter Blues und ein herrlich verrückter Charleston. Den Abschied schwer machten die beiden Musiker dem Publikum aber mit dem zeitgenössischen „Sholem Aleichem, rov Feidman!“ von Béla Kovács, einem Klezmer-Stück, bei dem beide noch einmal alle Facetten ihres Könnens zu Gehör brachten.