Bad Dürkheim Eisige Ernte

Einsatz in der Kälte: Helmut Darting bei der Eiswein-Lese.
Einsatz in der Kälte: Helmut Darting bei der Eiswein-Lese.

«Bad Dürkheim.» Eiswein ist beim Dürkheimer Weingut Wegner Sache des Nachwuchses: Joachim Wegners 18-jähriger Sohn Philipp ist zum ersten Mal komplett verantwortlich dafür. Gestern Morgen bei fast minus 9 Grad beaufsichtigte er die Arbeit des Vollernters, der in 20 Minuten die drei Reihen mit Cabernet Blanc in Friedelsheim am Feuerberg abgeerntet hatte. „Vor sieben Jahren bei unserer letzten Eiswein-Lese war ich nur im Feld dabei, jetzt darf ich mich auch im Keller darum kümmern“, sagt der Junior stolz, der nach den Sommerferien seine Winzerausbildung im Deidesheimer Weingut Bassermann-Jordan beginnt. „Der Zustand der Trauben ist gut, ich denke, dass wir zwischen 350 und 360 Liter produzieren können“, schätzt Wegner. Gestern lagen die Trauben noch auf der Presse. „Derzeit haben sie 145 Grad Oechsle, das versuche ich zu halten“, erzählt er. Nach dem Pressen und Filtrieren komme der Saft in Edelstahltanks zum Gären. „Ob der Wein noch ins Holzfass kommt, wird später entschieden.“ Deshalb könne man auch noch nicht sagen, wann der Wein, der üblicherweise in 375 Milliliter-Flaschen abgefüllt werde, in den Verkauf komme. Der letzte Eiswein von 2012 sei ausverkauft. Für rund 21 Euro wurde er angeboten. „Eiswein ist schon etwas Anspruchsvolles, eben etwas für Kenner“, meint Wegner. Auch für Helmut Darting ist die Rechnung aufgegangen. Er hat Weißburgunder-Trauben im Friedelsheimer Schlossgarten hängen lassen, einer tiefen, frostempfindlichen Lage, in der es kälter wird als anderswo. Gestern Morgen um 5 Uhr rückte dann ein 15-köpfiger Trupp zur Handlese aus. „Wir haben ja schon fast Februar. Wenn es jetzt nicht geklappt hätte, dann hätten sich die Vögel gefreut“, erzählt Darting. Für Weißburgunder-Trauben habe er sich entschieden, weil diese robust und hartschalig sind. Etwa 800 Liter Eiswein lassen sich aus der gestrigen Ernte gewinnen, schätzt Darting. Ein Mostgewicht von 160 Grad Oechsle hat der Winzer gemessen. Ein guter Teil seiner Eiswein-Ernte gehe ins Ausland, vor allem in den asiatischen Raum, berichtet er. Durch den Klimawandel komme es immer seltener vor, dass er seinen Kunden diese Spezialität anbieten könne – zuletzt war das 2012 der Fall. Bereits am frühen Sonntagmorgen hat das Freinsheimer Weingut Weisbrod Eiswein gelesen. „Wir haben Silvaner-Trauben in einer tiefen Lage Richtung Weisenheim am Sand hängen lassen, weil es dort immer am kältesten ist“, erzählt Winzer Jochen Weisbrod. Mit Netzen wurden die Beeren vor hungrigen Vögeln geschützt. „Die haben wir schon am späten Samstagabend entfernt und dann schon minus 8,5 Grad gemessen“, erzählt er. Bereits bei der letzten Vollmondphase an Weihnachten habe der Wingert Frost abgekriegt. Zum Eiswein habe es zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht gereicht. „Aber die Trauben haben das gut weggesteckt. Dadurch war ich zuversichtlich, was die Gesundheit der Beeren angeht“, erzählt Weisbrod, der mit der ganzen Familie, also auch mit den vier und acht Jahre alten Kindern, im Feld war. „Wir standen mit drei Generationen im Wingert, das war schon ein Erlebnis.“ Gelesen habe aber der Vollernter, berichtet Weisbrod. Der bereits gepresste Traubensaft mit 140 Grad Oechsle wird derzeit filtriert, was aber aufgrund der zähflüssigen Masse eine sehr langwierige Prozedur ist. Auch das Gären sei durch den hohen Zuckergehalt nicht so einfach. „Das kann im Idealfall drei bis vier oder auch schon mal zwölf Wochen dauern“, meint Weisbrod. „Um die 30 Euro“ soll der Wein kosten. „Ich habe zwei bis drei Weinhändler mit einem entsprechenden Kundensegment.“ 2009 hat Weisbrod den letzten Eiswein abgefüllt, davor dann den letzten 1999. „Es scheint sich ein Zehn-Jahres-Rhythmus einzuspielen“, meint er. Das Gönnheimer Weingut Knauff hat in der Einzellage Gönnheimer Mandelgarten Scheurebe-Trauben mit 158 Grad Oechsle gelesen. Eiswein aus gleich zwei Rebsorten kann das Kallstadter Weingut Schröder-Weisenborn seinen Kunden anbieten – aus Scheu- und Huxelrebe.

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