Kreis Bad Dürkheim Dürkheimer Behelfskrankenhaus im Ernstfall binnen 24 Stunden bereit

Mit bis zu 85 Betten könnte das Christophorushaus belegt werden.
Mit bis zu 85 Betten könnte das Christophorushaus belegt werden.

Das Katholische Tagungshaus St. Christophorus in Bad Dürkheim könnte innerhalb kürzester Zeit zum Behelfskrankenhaus werden. Eine entsprechende Vereinbarung haben der Kreis Bad Dürkheim und das Bistum Speyer getroffen. Die Einrichtung könnte die Krankenhäuser in der Region entlasten, sollte es wieder mehr Covid-19-Fälle geben.

„Wir sind froh, diesen guten Standort gefunden zu haben und hoffen dennoch, dass wir das Behelfskrankenhaus nie brauchen“, sagt Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld (CDU). Falls doch, könne es innerhalb von 24 Stunden betriebsbereit sein.

Geplant ist es als Entlastung der umliegenden Krankenhäuser: Wenn dort vor allem Covid-19-Patienten behandelt werden müssten, könnte das Behelfskrankenhaus übrige Patienten aufnehmen. „Wir haben lange überlegt, ob unser Ausweichkrankenhaus Patienten mit dem Coronavirus behandelt oder Nicht-Infizierte. Wir denken, dass der jetzige Plan sinnvoll ist: Die Krankenhäuser, die schon jetzt Corona-Patienten aufnehmen und sowohl in der Behandlung als auch in der Isolation spezialisiert sind, können sich im Ernstfall auf diese Patienten konzentrieren. Das Behelfskrankenhaus nimmt andere Fälle auf, wodurch Kapazitäten in den Krankenhäusern frei werden“, erklärt Ihlenfeld. Versorgt werden könnten hier Patienten, die nicht an Covid-19 erkrankt sind und Behandlung brauchen, aber nicht zwingend auf die Versorgung in einem regulären Krankenhaus angewiesen sind. Die Behelfseinrichtung wird organisatorisch an das Kreiskrankenhaus Grünstadt angegliedert, das die Trägerschaft übernimmt.

„Wir stellen das St. Christophorus-Haus angesichts der aktuellen Krise gerne zur Erweiterung der medizinischen Kapazitäten zur Verfügung. Jetzt ist Solidarität gefragt“, erklärt der Speyerer Generalvikar Andreas Sturm. Das Bistum Speyer ist Träger des St. Christophorus-Hauses. Wie Ihlenfeld erklärt, fallen Kosten für den Kreis erst dann an, wenn das Haus tatsächlich mit Patienten belegt wird. Die Vereinbarung mit dem Bistum gilt zunächst bis zum 30. Juni, kann aber verlängert werden.

Nach wie vor steht den Bürgern des Landkreises auch das Behelfskrankenhaus in Lachen-Speyerdorf zur Verfügung, in dem Covid-19-Patienten behandelt werden können.

Räume überwiegend ohne Teppichboden

Zwar habe sich die Zunahme an bestätigten Covid-19-Erkrankungen insbesondere in der vergangenen Woche deutlich verlangsamt. Auch die Anzahl der Genesenen sei deutlich gestiegen. Allerdings bleibe abzuwarten, wie sich die Fallzahlen nach der Lockerung der Eindämmungsmaßnahmen entwickeln, so Ihlenfeld. „Wir wollen auf jeden Fall vorbereitet sein, falls die Fallzahlen stark ansteigen sollten oder viele Mitarbeiter eines Krankenhauses an Covid-19 erkranken, wie es im Ansatz in Grünstadt der Fall war. Für solche Fälle wollen wir Kapazitäten in der Hinterhand haben.“

Das St. Christophorus-Haus kann mit 85 Betten belegt werden. Es habe den Vorteil, in der Mehrzahl der Räume nicht mit Teppichboden ausgestattet zu sein, was eine Behandlung unter Hygienebedingungen eines Krankenhauses ermöglicht, sagt Kai Falke, Kreisbereitschaftsleiter beim Deutschen Roten Kreuz (DRK). Auch verfüge das Haus über einen Aufzug sowie eine Küche mitsamt entsprechendem Personal. Wichtig seien außerdem die sanitären Einrichtungen, ergänzt DRK-Kreisgeschäftsführer Ralf Tebrün. Für seinen Kreisverband wäre der Aufbau eines Behelfskrankenhauses der erste Einsatz dieser Art. Ein Einsatzstab um Kreisbereitschaftsleiter Falke habe sich intensiv mit den Planungen für das Projekt beschäftigt. Im Ernstfall gehe es zum einen darum, das Haus möglichst schnell als Krankenhaus einzurichten. Zum anderen gehe es darum, Dienstpläne aus den Pools an Mitarbeitern zu erstellen, die sich bislang beim Kreis und beim DRK gemeldet haben. Der Aufruf sei auf gute Resonanz gestoßen, berichtet Falke. „Viele der Helfer haben eine pflegerische oder sanitäts- oder rettungsdienstliche Ausbildung, arbeiten aber nicht regulär in diesen Berufen, sodass sie nicht an anderer Stelle fehlen, wenn sie in unserem Behelfskrankenhaus eingesetzt sind“, berichtet Landrat Ihlenfeld. Sie stünden bereit, um im Notfall den Betrieb zu gewährleisten. „Engagierte Helfer können sich weiterhin beim DRK melden“, ruft der Landrat auf. Besonders Ärzte seien noch gesucht.

Kontakt

DRK-Kreisverband Bad Dürkheim, E-Mail: Helfen@kv-duew.drk.de, Telefon 06322 9446-46 (9-16 Uhr).

Einwurf: Umsichtig

Auch wenn der Anstieg der bestätigten Neuinfektionen im Kreis zuletzt deutlich moderater ausgefallen ist als zu Beginn der Corona-Pandemie, so ist das Virus noch lange nicht eingedämmt. Daher handelt der Kreis umsichtig, wenn er mit einem Behelfskrankenhaus auf Abruf zusätzliche Kapazitäten für Patienten aufbaut, die nicht an Covid-19 erkrankt sind. Nicht ausgeschlossen, dass die Anzahl der Neuinfektionen im Zuge der Lockerung der Corona-Beschränkungen wieder deutlich ansteigt und die Krankenhäuser Platz für Covid-Patienten benötigen. Oder dass in einem Krankenhaus in der Region viele Mitarbeiter auf einmal an Covid-19 erkranken wie zuletzt im Grünstadter Kreiskrankenhaus. In beiden Szenarien wäre das Behelfskrankenhaus in Dürkheim eine wertvolle Ressource für die Versorgung kranker Menschen.

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